Drake (German Edition)
verängstigte Menschen gestoßen, die mehr oder weniger apathisch in den Netzen hingen und nicht wussten, wie es weitergehen würde.
»Wir teilen uns in die drei vorgeschlagenen Gruppen«, entschied Verotroicx. »Es bringt nichts, wenn wir alle zusammen durch das Schiff laufen. Die Räume liegen zum Teil weit auseinander und wir haben nicht die Zeit, uns gemeinsam alles anzusehen.«
Die anderen nickten zustimmend, wohl auch durch Leilas Demonstration etwas mutiger geworden, da sie gesehen hatten, dass die Cobo Ya Ya ihnen nichts anhaben konnten.
Leila erklärte ihnen, dass sie innerhalb des Energiegitters mit den einfachen Funkgeräten der Protex in Kontakt bleiben konnten. Von den Frames riet sie ab, weil sie befürchtete, dass die Schirme zu sehr vom Wesentlichen ablenken würden.
Verotroicx konnte ihr da nur zustimmen. Er war schon jetzt in seiner Wahrnehmung überfordert.
»Nach meiner Rechnung haben wir etwa noch 17 Stunden Zeit«, sagte Vic, als sie mit schnellen Schritten in Richtung der NAVIGATION unterwegs waren. »So allmählich werde ich zum Sternberg-Fan und schließe mich dem Schnell-verschwinden-Plan an. Mir ist es ein Rätsel, wie Leila in der kurzen Zeit all diese Cobo Ya Ya aus dem Schiff werfen und das Schiff startklar machen will.«
Verotroicx antwortete nicht. Ihm ging es genauso. Je näher sie der NAVIGATION kamen, desto mehr grünliche Cobo Ya Ya waren zu sehen. Alle standen sie wie Roboter an den Wänden. Er fragte sich, ob diese Spezies überhaupt ein Gefühlsleben besaß oder ob sie nur rein sachlich handelte.
In der Lobby waren alle Tische zur Seite geräumt, nur an der Stirnseite stand ein hoher Bartisch, an dem sich drei Cobo Ya Ya aufhielten. Verotroicx erkannte sofort, dass diese drei Führungspositionen innehaben mussten, obwohl sich ihr Aussehen nicht sonderlich von dem der anderen unterschied. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie nicht an einer Wand standen, oder vielleicht, weil es die einzigen waren, die miteinander sprachen. Auf jeden Fall war ihnen anzusehen, dass sie eine Sonderstellung innehatten. Außerdem waren sie die Einzigen, die anscheinend keine Tarnschirme aktiviert hatten. Ganz deutlich konnte er ihre blaugraue Haut und die farbigen Federn auf ihrem Kopf erkennen.
Über ihnen schwebte ein etwa zwei mal zwei Meter großer Frame.
Oder so etwas in der Art. Er zeigte den Strand eines ruhig plätschernden Meeres, der von zwei großen Felsen begrenzt wurde.
Vielleicht war es gar kein Frame, sondern mehr ein bewegtes Bild von ihrem Heimatplaneten, dachte Verotroicx. Eine bewegliche Erinnerung während ihres Einsatzes im Weltraum.
Vielleicht waren sie in ihrem Denken den Menschen doch ähnlicher, als er vermutete.
Sie unterhielten sich in einer dunklen und wohlklingenden Sprache, die er von dieser aggressiv aussehenden Rasse nicht erwartet hätte. Ihre begleitenden und spärlichen Gebärden mit den Händen waren wohldosiert und vermittelten einen intelligenten Eindruck, sodass man fast in die Versuchung kommen konnte, sich zu erkennen zu geben, um die Schwierigkeiten vernünftig zu besprechen.
Verotroicx wich sofort wieder von diesem Gedanken ab, als er in der gegenüberliegenden Seite des Raumes einen aufgetürmten Haufen erblickte. Im ersten Moment dachte er an eine wirre Ansammlung von verschiedenen Kleidern, die dort aufgestapelt lagen. Dann aber erkannte er Schuhe – und Hände.
Entsetzt rannte er hinüber und blickte fassungslos in erstarrte Gesichter. Es waren so viele, dass er nicht wusste, in welches er zuerst blicken sollte. Vic, die ihm gefolgt war, umkreiste den Stapel der liegenden Menschen in gebückter Hocke und versuchte, die Personen zu identifizieren. »Es sind Controller, alles Leute aus der NAVIGATION . Alle tot. Es kann noch nicht lange her sein. Joseph Liechti liegt hier. Und hier – mein Gott! Captain Hoffmann.« Sie hatte den Namen des Captain mit leiser Stimme ausgesprochen und zeigte damit, wie entsetzt sie war.
Verotroicx ging es nicht anders. Seine Meinung von Hoffmann war zwar nicht die beste gewesen, aber der Verlust eines Captains war ein zutiefst demoralisierender Zustand, besonders wenn er durch eine Art Massenhinrichtung zustande gekommen war.
Vic sah ihn mit blassem Gesicht an. »Caitlyn Mulholland ist nicht dabei«, fügte sie noch hinzu.
Er nickte erschüttert. Gleichzeitig war er erleichtert und sah sich um.
Die drei Cobo Ya Ya standen immer noch am Tisch.
Seine rechte Hand strich unwillkürlich am linken
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