Drake (German Edition)
signalisierte Faith, dass sie wieder ein Gefühl in ihrem Bein verspürte.
Leila hatte auch dazu einen Kommentar parat. »Die Cobo Ya Ya hatten ihre Cluster auf eine geringe Verdichtung eingestellt. Sie wollten uns unbedingt lebend haben.«
Die gute Nachricht über Faiths Bein brachte wieder mehr Regung in alle Beteiligten. Verotroicx, der vor Caitlyn saß, zuckte zusammen und blickte einen Moment lang orientierungslos auf das Meer hinaus. Er war anscheinend tatsächlich eingenickt.
Victoria hingegen war hellwach. »Ich weiß ja nicht, ob es jemanden interessiert, aber so, wie ich das sehe, haben wir höchstens noch 11 oder 12 Stunden Zeit, um etwas gegen den Wandler zu unternehmen.«
»Eher weniger«, antwortete Leila lapidar. »Ich weiß nicht, wie der Regler auf LaGrange reagiert, wenn plötzlich zu viel Energie auf ihn einströmt. Wir sollten ihn also dringend in den nächsten Stunden aktivieren.«
»Gegen welchen Wandler?«, fragte Caitlyn.
»Gibt es denn schon irgendwelche Pläne?«, mischte sich Werfel ein, ohne sich um Caitlyns Frage zu kümmern.
»Ich werde mich darum kümmern«, antwortete Leila emotionslos. »Sobald wir das Portal benutzt haben, werde ich mich darum kümmern. Dazu brauche ich die Hilfe von Khartum.«
Es folgte ein fragendes Schweigen, aber mehr war von Leila nicht zu erfahren.
Lediglich Khartum hob zustimmend die Hand.
Caitlyn durchbrach die Stille. »Welcher Wandler? Was für ein Regler?«, fragte sie wieder.
Werfel klärte sie in knappen Worten über die Vorgänge der letzten Stunden auf.
»Dann besteht also nach wie vor die Chance, dass wir das System verlassen können«, stellte sie nach einigem Überlegen fest.
Er zuckte mit den Schultern und warf einen vielsagenden Blick auf Leila.
»Ich werde mich auf jeden Fall darum kümmern«, sagte Leila mit müder Stimme.
Verotroicx streckte die Arme hoch und reckte sich. »Da wäre noch etwas«, sagte er wie beiläufig.
Caitlyn spürte instinktiv, dass es sich dabei um keine Nichtigkeit handeln würde.
»Sternberg hat Tamini getötet«, informierte er sie nach einem kurzen Zögern.
Sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Diese Nachricht erschien ihr wie ein Hohn angesichts all der Schwierigkeiten, in denen sie steckten.
Als sie nicht reagierte, schilderte er ihr den Vorfall.
Sie hörte kaum zu. Sie war nicht in der Verfassung, die Wahrheit zu verarbeiten. »Stopp!«, sagte sie plötzlich. »Ich möchte absteigen!«
Werfel sah sie blöde von der Seite her an.
»Halten Sie diese Scheißkarre an oder ich springe ab!«, schrie sie ihn an.
Werfel war so verblüfft, dass er die Arack mit einem schlingernden Seitwärtsrutschen zum Stehen brachte.
Caitlyn löste ihren Gurt und sprang in den Sand.
»Gute Idee«, pflichtete Victoria ihr bei. »Mir geht dieses dauernde Gehetze auch gegen den Strich.« Auch sie stieg von der Arack.
Nach einer Weile auch alle anderen. Weniger aus Solidarität zu Caitlyn, sondern mehr aus Bedürfnis nach einer kurzen Atempause.
Caitlyn saß im Sand und nahm keinerlei Notiz von der Reaktion der anderen.
Es konnte einfach nicht wahr sein. Erstaunlicherweise war es nicht unbedingt die Nachricht vom Tode Taminis, die sie erschütterte, als vielmehr die Art und Weise, wie er umgekommen war. Tamini hatte in seinem Leben viel riskiert und sich des Öfteren in einer lebensbedrohlichen Situation befunden. Sein Mut und seine Besonnenheit hatten ihn letztendlich immer wieder gerettet. Dass er nun durch die Hand eines arroganten und schizophrenen Milliardärs gefallen war, der zeitlebens nichts anderes geleistet hatte, als das Geld seiner Vorfahren zu verprassen, war zynisch und ungerecht.
Wenn einer von beiden den Tod verdient hatte, dann Sternberg.
Sie winkte innerlich ab.
Jetzt begann sie selbst, ungerecht zu denken. Letztendlich konnte es ihr gleichgültig sein. Beide bedeuteten ihr nichts, oder in Taminis Fall wenigstens nicht mehr viel. Aber wahrscheinlich belog sie sich auch in diesem Fall wieder selbst.
Neben ihr fiel ein Schatten in den Sand. Einen Augenblick später nahm Verotroicx neben ihr Platz. Unwillkürlich zog sie den Kragen ihres Protecs nach oben.
»Es tut mir leid«, begann er mitfühlend. »Aber früher oder später hättest du es auf jeden Fall erfahren müssen.«
Sie sah von ihm weg. Hauptsächlich deswegen, weil sie eine Träne im rechten Augenwinkel verspürte. Mit einer reflexartigen Bewegung wischte sie diese weg. Im gleichen Augenblick hasste sie sich dafür. Es war
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