Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
meiner Großmutter gelesen,
dass die Mühle dafür benutzt wurde, Vorräte, Waffen und Gewürze zu lagern, die
mit Booten gebracht wurden.« Sie presste ihre Lippen fest zusammen, weil sie
entschlossen war, ihn nicht abzulenken, während er sich die Wände und den Boden
des Kellerraums ansah.
»Was ist das?« Matt blieb neben einer seltsamen
Platte auf dem Boden stehen. Sie war mindestens fünf Zentimeter dick und sah
fast aus wie ein Sargdeckel, wenn man von der ovalen Form absah. Die Oberfläche
war rau und mit Symbolen bedeckt, die man unmöglich lesen konnte, da sie mit
Erde und Schmutz verkrustet waren. Mitten durch diese Platte zog sich ein
breiter Sprung.
Kate zog die Stirn in Falten. »Das ist mir vorher
nie aufgefallen. Es muss unter dem Lehm verborgen gewesen sein. Könnte das
Beben tatsächlich solche Mengen Erde in Bewegung versetzt haben?« Sie trat
widerstrebend näher. Die eiskalte Luft kam aus dem tiefen Sprung. »Das gefällt
mir nicht, Matthew.«
»Es ist kein Grab, Kate«, hob er hervor. Er kauerte
sich daneben und streifte die Erde an den Rändern ab. »Es ist eher so etwas wie
eine Art Siegel.«
Sie hockte sich neben ihn. Ein kalter Luftstrom
streifte ihre Handfläche, als sie mit der Hand über den zerbröckelnden Stein
fuhr. Sie wischte die Erde von den Symbolen und versuchte, die alten
Hieroglyphen zu entziffern. Es war eine der altertümlichen Sprachen und doch
war sie ihr allzu vertraut. Ihre Vorfahren, Generationen von mächtigen Hexen,
hatten solche Symbole verwendet, um sich miteinander zu verständigen. Ihre
Mutter hatte sie alle gedrängt, die Sprache zu lernen, und Kate kannte einige
der Symbole, aber nicht alle. »Dort steht etwas über Zorn. Die Symbole sind
teilweise abgesplittert und abgewetzt. Einige Worte kann ich lesen, und zwar
›versiegelt, bis zum Tage, an dem eine geboren wird ... ‹« Sie unterbrach
sich frustriert und beugte sich noch weiter vor, um die Bedeutung der Worte zu
entziffern.
»Woher kennst du diese Symbole? Sind sie
ägyptisch?«, fragte Matt.
Kate schüttelte den Kopf. »Nein, unsere Familie hat
sie ersonnen. Wir hätten sie alle lernen sollen. Meinst du, es könnte sich um
eine Art Brunnen handeln?«
Matt grub weiterhin neben den Rändern der dicken
Platte. »Es kann kein Brunnen sein, Kate. Vielleicht ist es eine Art
Gedenkstein?« Er zog an der schweren Platte. Sie zerbröckelte an den Rändern,
bewegte sich aber auch ein wenig von der Stelle.
»Nein!« Kate packte Matts Arm und zog fest daran.
»Wir wissen nicht, was sich darunter verbirgt. Irgendetwas kommt mir an dieser
ganzen Geschichte nicht richtig vor. Kannst du die Böswilligkeit nicht fühlen,
die durch den Riss strömt?« Sie wich taumelnd zurück, riss ihn mit sich und
wäre fast hingefallen. Er musste sie auffangen, als ein widerliches Gas aus dem
Schlitz strömte, der sich geöffnet hatte.
»Das ist nur Gas von zersetzter Materie, die lange
Zeit dort eingeschlossen war«, sagte Matt und zerrte Kate so weit wie möglich
von dem Spalt fort. Er stieß sie vor sich her zur Treppe. »Manchmal können solche
Gase Übelkeit erregen, wenn nicht noch Schlimmeres, Kate. Atme es möglichst
nicht ein.« Sie wirkte bleich und ihre Augen waren vor Entsetzen weit
aufgerissen. Sie starrte die Abdeckung an, ohne sich von der Stelle zu rühren,
und hatte sich eine Hand vor den Mund geschlagen. Matt konnte sehen, dass sie
von Kopf bis Fuß zitterte.
Augenblicklich schlang er seine Arme um sie und zog
sie eng an sich. Er umhüllte ihren Körper fast vollständig, und doch löste sie
ihren Blick keinen Moment lang von dem seltsamen gelblich schwarzen Dampf, der
aus dem Spalt strömte. Sie schien wie hypnotisiert von diesem Anblick zu sein.
»Das ist nichts weiter, Kate, nur ein Loch im
Boden. Wahrscheinlich ist es schon seit Hunderten von Jahren dort.« Er blieb
nur ruhig, um ihr die Furcht zu nehmen, doch all seine Sinne hatten auf
Alarmbereitschaft geschaltet.
Matthew konnte den boshaften Triumph offenbar nicht
fühlen, der aus dem Boden strömte, die rebellische Auflehnung, ein Aufsprudeln
der Siegesgewissheit. Sie konnte dieses Etwas nicht identifizieren und hatte
keine Ahnung, was es war, aber sie hatte entsetzliche Angst, sie könnten etwas
Gefährliches freigesetzt haben. Voller Grauen beobachtete sie den hässlichen
dunklen Dampf, der sich in Schwaden in dem Kellerraum ausbreitete und dann die
Treppe hinauf in Richtung Freiheit zog. Zurück blieb eisige Kälte, die sie bis
in die Knochen
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