Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
nichts fähig. Seine Reaktion vorhin war ein Wunder, aber ich bezweifle, dass er es wiederholen könnte. Er ist völlig am Ende und dem Tode näher als dem Leben.«
»Tu, was du kannst, Marela«, sagte Darmos eindringlich. »Der Mann soll es nicht bis hierher geschafft haben, um dann zu sterben.«
Die Heilerin blickte Goren an. »Sag Sternglanz, dass ich sie brauche.«
Darmos zog düster seine Brauen zusammen. »Ich halte das für keine gute Idee.«
»Sie wird sich zusammennehmen, und ich werde keineswegs auf ihre Heilbegabung verzichten.« Marela fuchtelte mit dem Finger vor seinem Gesicht. »Sei nicht so streng zu ihr, Darmos, das Mädchen hat sehr viel durchgemacht in seinem jungen Leben! Wolltest du auf deine alten Tage nicht nachgiebiger sein?«
»Auf deine Verantwortung«, brummte Darmos. »Ich bin im Thronsaal und erwarte euren Bericht.« Brüsk wandte er sich ab und verlieà die Kammer.
Goren zögerte. »Kann ich dich wirklich allein lassen, Marela?«
»Geh schon, Junge. Wenn es mir bestimmt ist, durch die Hand eines Kriegerfürsten zu sterben, dessen Leben ich zu retten versuche, dann kann es niemand verhindern.« Marela wedelte ungeduldig mit der Hand. »Lass mich jetzt arbeiten, sonst hat er nicht mehr genug Leben in sich, um die Heilung zu überstehen.«
Goren traf drauÃen Menor und Buldr, die auf ihn gewartet hatten. Der Eingang zur Heilkammer wurde von zwei Drakhim bewacht. »Wo ist Sternglanz?«
»In ihrer Kammer«, antwortete der schlaksige junge Mann aus den Nordbergen.
Der Zwerg hatte die Arme vor der mächtigen Brust verschränkt. »Ist es richtig, was wir da tun?«
»Ein Zwerg hat Angst vor einem zu Tode verwundeten Nyxar?«, fragte Goren.
»Niemals«, antwortete Buldr finster.
»Wenn Weylin hier gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich ausnahmsweise einmal mit Sternglanz einig gewesen und hätte den Kriegerfürsten umgebracht«, bemerkte Menor.
Weylin Mondauge, die Elfe aus Dornblüte, hatte nie einen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die halbblütige Sternglanz gemacht, obwohl sie Teil der kleinen Gemeinschaft gewesen war und nicht zuletzt alle aus den Klauen Ruorims gerettet hatte. Als Sternglanz noch der verhüllte, unbekannte Schweigsame gewesen war, Mitgefangene im Tal der Tränen, hatte Weylin ihr vertraut. Doch seit der Offenbarung hatte sich dies geändert. Warum, wusste niemand, die Elfe hatte sich nie dazu geäuÃert. Aber Weylin hatte sich auch in Drakenhort nicht wohl gefühlt, deshalb hatte sie sich schon nach wenigen Tagen Erholung zum Aufbruch entschlossen.
Hag hatte das als Anlass genommen, ebenfalls abzureisen, ohne sich genauer darüber erklärt zu haben. Alle vermissten ihn, und so richtig verstanden hatte niemand seinen plötzlichen Aufbruch.
»Ich hätte Sternglanz auch unterstützt, wenn ich gewusst hätte, was sie vorhat«, brummte Buldr. »Aber sie ist so ungeheuer schnell, nicht einmal ein Falkenauge könnte ihr folgen. Wie dieser Mann es geschafft hat, sich gegen sie zu verteidigen â das kann nur negative Magie sein. Ich befürchte Schlechtes.«
Goren schüttelte den Kopf. »Mit diesen Vorurteilen bin ich aufgewachsen, wisst ihr das?«, fuhr er seine beiden Freunde an. »Ich wurde genauso behandelt wie Sternglanz und der Mann da drin, meine ganze Kindheit hindurch, obwohl ich nie einer Fliege was zuleide tat und keine Ahnung hatte, dass ich ein Drakhim bin. Obwohl ich durch und durch ein Mensch bin, war ich ein AusgestoÃener unter meinesgleichen, bis ich euch traf! Ich habe geglaubt, ihr seid anders. Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben â ich kenne euch nicht wieder!«
Menors sommersprossiges Gesicht zeigte einen verlegenen Ausdruck, und er fuhr durch seinen struppigen rotbraunen Schopf. Buldr brummte etwas in seinen prächtigen, zu zwei strammen Zöpfen aufgeteilten roten Bart.Â
Goren beachtete sie nicht weiter und ging zwei Stufen höher zu Sternglanzâ Kammer. Er klopfte an und lauschte. Keine Antwort. Kurzerhand drückte er den Knauf und trat ein.
Sternglanz war dabei zu packen. Sie drehte sich nicht zu ihm um, während sie ihre wenigen Habseligkeiten in einen Beutel verstaute.
»Was hast du vor?«, fragte Goren erschrocken.
»Wonach sieht es denn aus?«, gab sie zurück, presste den Beutel zusammen und fing an, ihn zu verschnüren.
Goren
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