Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Einer wie er wurde nie zuvor gezeugt, das darfst du nicht vergessen. Dein Kind braucht dich. Du bist die Essenz aller Drakhim-Krieger.«
»Aber hier kann ich diesen Ba... meinen Sohn nicht beschützen«, versetzte Derata. »Ich sehe keine andere Möglichkeit, als fortzugehen. Du hast recht, ich darf ihm die Schuld nicht anlasten, dass er gezeugt wurde. Und ich werde darauf hoffen, dass er weniger von seinem Vater und mehr von mir in sich trägt. Ich weià nicht, ob ich ihn jemals lieben kann, weil er mich jeden Tag an die Schande erinnert, die mir angetan wurde. Doch er soll seinen Platz finden und ein Anrecht auf ein eigenes Leben haben. Ich werde ihn deshalb fernab von allem aufziehen, damit er unbelastet ist und allein seine Entscheidungen treffen kann. Falls ich ihm je von seinem Erbe erzähle, was ich nicht glaube.«
Marela schüttelte traurig das allmählich ergrauende Haupt. »Du begehst einen schweren Fehler, Derata. Du kannst  die Gefahr nicht von deinem Sohn fernhalten, indem du sie leugnest. Wenn Blutfinder von ihm Besitz ergreifen will, muss dein Kind um das Erbe wissen, um vorbereitet zu sein und sich wehren zu können.«
Derata schloss den Schwertgürtel, prüfte den korrekten Sitz des Dolches, des Messers und der kleinen Axt, dann schulterte sie ihr Bündel: wärmende Kleidung, eine Decke, ein paar Vorräte, Heilkräuter. Sie schob den Pfeilköcher daneben und griff nach dem Bogen. »Ich werde bei ihm sein«, sagte sie. »Und wenn es sein muss, werde ich Blutschande auf mich nehmen, indem ich mein eigenes Kind töte, bevor es zu Blutfinder wird. Was auch immer geschehen mag: Hier kann ich nicht bleiben, Marela. Diese Mauern waren einst meine Heimat, doch sie sind verflucht, und Ruorim wird zurückkehren. Von jetzt an bin ich keine Drakhim mehr, sondern eine Abtrünnige.«
Die Seherin begann zu weinen. »Warte doch wenigstens noch ein paar Tage, Kind, mir fällt sicher etwas ein! Ich finde einen Weg, eine Beschwörung, nur gib mir Zeit!«
Aber Deratas Entscheidung war unumstöÃlich. Sie neigte sich und küsste Marela auf die Stirn. »Lebe wohl, liebste Lehrerin und Freundin. Ich habe dir so viel zu verdanken, und ich werde dich nie vergessen. Ich hoffe, mein Vater wird nicht zu zornig auf dich sein.«
»Er wird dich suchen«, versuchte die alte Frau es ein letztes Mal mit Vernunft.
»Nein, das glaube ich nicht. Er wird mich gänzlich aus seinem Herzen reiÃen, weil ich durch meine Flucht Schande über ihn bringe, und mich aus der Chronik verbannen.« Derata zwang Marela, ihr in die Augen zu sehen. »Um eines bitte ich dich: Er darf nie erfahren, dass ich ein Kind erwartet habe. Was er nicht weiÃ, kann er Ruorim nicht weitergeben.«
»Ich verspreche es, auch wenn es falsch ist«, sagte Marela verzweifelt. »Weil ich hoffe, dass du von selbst zur Vernunft kommen wirst, Derata! Ich werde meine weitere Zeit damit verbringen, nach einem Ausweg zu suchen, um deinen Sohn zu retten, und alles für eine Beschwörung vorbereiten. Mag ich auch Jahre auf dich warten müssen, das spielt keine Rolle. Ich hoffe darauf, dass du zurückkehren wirst, wenn du nachgedacht und Abstand gewonnen hast. Aber nun geh, da ich dich nicht zurückhalten kann, bevor der Sturm drauÃen schlimmer wird. Lauscher ist schon in den Ställen und hat dein Pferd vorbereitet.«
Deratas Herz war schwer, als sie die Stufen hinabstieg. Immer wieder war sie versucht, ihrem Vater wenigstens eine Nachricht zu hinterlassen. Doch sie musste jetzt kühl und überlegt handeln.
DrauÃen brauste der Sturm um Drakenhort, passend zu dieser schweren Stunde. Sie sah es allerdings auch als gutes Zeichen, denn das Wetter war tatsächlich auf ihrer Seite, es würde sofort ihre Spuren verwischen.  Die Wächter auf den Zinnen würden es schwer haben, mit ihren Blicken den Regenvorhang in der Dunkelheit zu durchdringen und einen einzelnen Reiter auszumachen.
In der Burg war alles still, niemand unterwegs in den Gängen. Wer noch wach war, hielt sich in der Thronhalle auf, am wärmenden Feuer. Vor dem Morgen würde es niemandem auffallen, dass Derata fort war. Bei diesem Sturm würde niemand damit rechnen, dass ein Mensch so verrückt war, die schützenden Mauern zu verlassen.
Lauscher wartete bereits mit Goldpfeil am Zügel. Derata hatte den Fuchshengst, dessen Fell in der Sonne wie flüssiges Gold
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