Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Vertrauen.Â
Nur noch vereinzelt brannten Fackeln den Gang entlang und warfen zuckende Schatten an die Wände. Der Mond war längst weitergezogen und drauÃen war das Land sehr still. Ruorims Lager kauerte in Dunkelheit, kein Gegröle mehr, die Feuer waren heruntergebrannt. Alle gaben sich trunken dem Schlaf hin. Was sollte ihnen hier schon passieren? Nicht einmal mehr Wachen standen herum.
Weylin fragte sich, warum Darmos den Moment nicht nutzte und zum Angriff blies. Aber vielleicht scheute er sich auch, einen Mann des eigenen Volkes anzugreifen. Die Elfe wusste, dass es Ruorim da ganz ähnlich ging. »Unser Volk ist klein«, hatte er gemurmelt, bevor er betrunken hintenüber gefallen war, »jeder einzelne Verlust ist kaum zu verkraften. Ich werde den alten Narren auf andere Weise dazu bringen, klein beizugeben.«
Aber nun war Weylin hier, während Ruorim in seinem Zelt den Rausch ausschlief. Es würde alles anders kommen.
Langsam schlich sie den Gang entlang, jederzeit bereit, in die Schatten zu schlüpfen. Doch nichts regte sich.
Wo das Gemach von Darmos Eisenhand war, wusste sie noch von ihrem letzten Aufenthalt. Eine Etage höher, in der Flüstergalerie, wo alle Herren von Drakenhort ihren Wohnbereich hatten. Der älteste Teil der Burg.
Nichts hinderte Weylin daran, die Treppe zu besteigen. Oben gab es keine Fackeln, sondern Kerzen in mehrarmigen Leuchtern, die kunstvoll gearbeitet waren. Die Luft war hier gleich viel besser, nicht mehr so ruÃig, und Weylin atmete erleichtert auf. Nun war es nicht mehr weit zu Darmosâ Kammer.
Auch hier gab es keine Wachen. So weit schien Jorebs Misstrauen also doch nicht gediehen zu sein. Die Elfe war damit zufrieden.
Sie öffnete die Tür einen Spalt breit, schlüpfte hindurch und verschloss sie wieder, sperrte damit den kleinen Lichtstrahl aus, der sich gerade mit hineinstehlen wollte.
Als sich ihre Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, näherte sichi Weylin dem Bett. Sie hörte ein tiefes Atmen und sah die über einen Körper gewölbte Decke. Die Elfe griff sich unter den Umhang und zückte einen Dolch, dessen Spitze mit Gift getränkt war. Ohne zu zögern hob Weylin den Arm, als sie nur noch einen Schritt entfernt war â und stieà zu. Wieder und wieder. Erst nach einer Weile merkte sie, dass die Wölbung unter der Decke zu leicht nachgab, dass es kein Stöhnen, nicht einmal ein kurzes Seufzen gab. Dieses Messer durchtrennte kein Fleisch, zerfetzte keine Adern und Muskeln, bohrte sich nicht ins Herz.
Weylin stockte.
Da wurde auch schon die Tür aufgerissen, und Wachen mit Fackeln stürmten in den Raum, allen voran Joreb, der Weylin den Arm auf den Rücken verdrehte und ihr das Messer abnahm.
Darmosâ kräftige Silhouette erschien im Türrahmen. »Ich wollte es nicht glauben«, sagte er bitter. »Ich habe Marela verwarnt, als sie zu mir kam und mir mitteilte, was ihre hellsichtigen Augen gesehen haben wollten. Sie sagte, in deinen Augen hätte Mordlust gelegen, und sie war sicher, dass du eine Waffe unter deinem Hemd versteckt hieltest. Wie konntest du nur!«
Weylin stand für einen kurzen Moment still. Dann begann sie zu schreien. Aus ihrem Mund quoll Schaum, während sie schrie, sie spuckte um sich, trat und strampelte, versuchte sich freizuwinden und Joreb die Augen auszukratzen. Sie kämpfte wie eine wilde Kreatur, als hätte sie sich in einen Tiermenschen verwandelt, und die Wachen mussten sie zu dritt festhalten.
Sie zerrten die Tobende nach unten in eine Kammer, die für Verhöre diente, in der es nur zwei Stühle und einen kleinen Tisch gab. Auf einem der Stühle wurde Weylin mit FüÃen und Armen angekettet, dass sie sich kaum mehr rühren konnte. Schlagartig wurde sie still. Ihr Kopf baumelte auf der Brust, das Haar hing strähnig herab.
Darmos Eisenhand lehnte sich an den Tisch und beobachtete sie, wie Marela es ihm geraten hatte.
Und tatsächlich, plötzlich durchfuhr Weylin ein Ruck, und sie hob den Kopf. Zuerst mit trübem Blick, dann zusehends ängstlicher, blickte sie sich in der Kammer um. »Was ... was ist passiert?«, fragte sie verwirrt. »Warum bin ich in Ketten?« Ihr Gesicht hatte eine fahle, ungesunde Blässe, und Furcht breitete sich auf der Miene aus.
»Du hast versucht, mich zu ermorden«, antwortete Darmos kalt. »Und wir werden uns jetzt über einige Dinge
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