Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
beschied Ruorim ein weiteres Mal Ablehnung. »Fängst du nicht langsam an, dich zu langweilen? Ich habe hier drin Zerstreuung, aber du dort drauÃen?«
Der Schlächter lachte daraufhin. »Ich habe Zeit, alter Freund. Wenn du nicht zur Vernunft kommst â deine Untergebenen werden es ganz gewiss, und der Tag ist nicht mehr fern.«
Die eingesperrten Drakhim wurden tatsächlich zusehends unruhiger. Tatenlos abzuwarten war nicht ihre Art, sie waren Kämpfer, die keine Herausforderung scheuten. Immer mehr Stimmen wurden laut, die nach einem Ausfall verlangten, wenigstens einen Angriff zu versuchen. ZahlenmäÃig standen sie in etwa gleich, die Chancen wären also nicht schlecht. Viele konnten nicht verstehen, weshalb Darmos Eisenhand so lange zögerte, die Belagerer aus der Steppe zu fegen.
»Ich kann sie bald nicht mehr beruhigen«, sagte Fugin eines Tages zu Darmos. »Du wirst eine Entscheidung treffen müssen â entweder angreifen, oder du sagst die Wahrheit. Sobald Ruorims Heer eintrifft, ist es zu spät.«
»Drakhim zieht nicht gegen Drakhim«, knurrte Darmos. »AuÃerdem will ich Ruorim durch die Belagerung hier binden. Dann ist wenigstens Goren vor ihm sicher.«
Fugin nickte besorgt. Das schwarze Band am Wüstenhimmel breitete sich noch weiter aus. Man konnte von der höchsten Zinne aus inzwischen schon Blitze erkennen, die aus geballten Wolken zuckten. »Eine groÃe Aufgabe für den Jungen.«
»Er ist nicht allein«, versuchte Darmos sie beide zu beruhigen. Er fuhr sich durch die langen weiÃen Haare. »Und wenn die Rüstung Silberfeuer ihm passt, ist es Gorens Pflicht. Dazu hat ihn seine Mutter ausgebildet.« Er unterbrach sich, als er Fugins Stutzen bemerkte. »Was ist?«
Der Grauhaarige brachte keinen Ton mehr heraus. Stumm wies er Richtung Norden. Der Herr von Drakenhort folgte seinem Fingerzeig und sah in weiter Ferne eine gewaltige Staubwolke herannahen, in der es an vielen Stellen im Sonnenlicht blitzte und funkelte.
»Es ist zu spät«, sagte Fugin tonlos.
Aber Darmos war schon fort.
Weylins Kopf hing nach unten, wie immer, als Darmos in die Kammer stürmte. Die Elfe bewegte sich kaum und war völlig teilnahmslos. »Was hat Ruorim vor?«, fuhr Darmos Weylin an. »Antworte mir endlich!«
»Ich weià es nicht«, flüsterte sie. »Ich habe es Euch schon tausendmal gesagt, ich war seine Gefangene, so wie jetzt die Eure. Wie Ihr mir nichts sagt, habe ich nichts von Ruorim erfahren. Er hat mich benutzt, wie er alle für seine Zwecke missbraucht.«
Er griff in ihr Haar und riss ihren Kopf nach hinten. »Ich bringe dich um«, zischte er.
»Nur zu«, sagte sie müde. »Für mich gibt es keinen Grund mehr zu leben. Ich bin immer noch zu feige, es selbst zu tun.«
Seine Hand zuckte über ihr Gesicht, doch er schlug nicht zu. Wortlos verlieà er die Kammer.
DrauÃen wartete Fugin. »Sie werden unruhig«, berichtete er. »Inzwischen weià ganz Drakenhort, dass ein Heer naht. Sämtliche Offiziere sind in der Thronhalle versammelt und erwarten deinen Plan.«
»Meinen Plan? Ich sage ihnen meinen Plan. Aber er wird ihnen nicht gefallen.« Darmos strich sich das Haar zurück und straffte die Haltung. »Auch dir nicht, Fugin.«
»Mir gefällt das hier schon die ganze Zeit nicht, um ehrlich zu sein. Letztendlich hast du den Zusammenbruch nur verzögert, aber du kannst ihn nicht verhindern. Deine Strategie war gut gemeint, aber du hättest Ruorim nicht unterschätzen sollen.«
Darmos hielt kurz inne. Sein Blick glitt über die vertrauten Mauern, in denen er aufgewachsen war. In denen er seine Tochter hatte heranwachsen sehen. In denen er so viele Jahre einsam in Trauer verbracht hatte, weil sie sich nicht voneinander verabschiedet hatten. Immer hatten Drakenhort und das Volk an erster Stelle gestanden. Doch wofür?
Im Thronsaal herrschte eine lebhafte Debatte. Die Nachmittagssonne strömte in breit gefächerten Strahlen durch die Fenster und brach sich in den Wandverzierungen aus Kristallen und Metalltafeln. Das warme, rötliche Licht passte nicht zu der Stimmung im Saal.
Die Offiziere, Männer wie Frauen, verstummten, als Darmos eintrat, und machten den Weg zum Herrschersitz frei. Doch Eisenhand hatte nicht vor, sich zu setzen. Er nickte Marela zu, die ebenfalls anwesend war, zusammen mit ihrem stummen Sohn Lauscher.
Ohne
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