Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
das Bett. »In dieser Liegestatt, mein Sohn, wurdest du einst gezeugt, denn dies war das Gemach deiner Mutter, deren Duft ich immer noch spüren kann, wenn ich hier bin. Und ich sehe sie, so wie du jetzt vor mir stehst, und mich, als die Dinge noch anders standen. Und vielleicht besser.«Â
Damit war er drauÃen, und Goren blieb wie gelähmt zurück.
40.
Nadel
Ein schrilles, markerschütterndes Kreischen lieà Goren hochfahren, und er lief auf den Balkon, ohne Ruorims Wächter dort zu beachten. Die Drakhim wussten inzwischen, dass er sich in der Festung befand und hatten seine Freilassung gefordert. Doch Ruorim hatte mit der Begründung abgelehnt, dass Goren geschützt werden müsse, dazu überall Wachen aus seiner Schar aufgestellt und dafür gesorgt, dass niemand heimlich zu ihm ging.
Goren selbst wollte ohnehin niemanden sehen; als Weylin doch noch einmal zu ihm kam, warf er sie harsch hinaus. Es gab nichts mehr zu bereden, mit niemandem. Viele Stunden am Tag und auch oft in der Nacht tigerte der junge Drakhim in Deratas Gemach umher und grübelte darüber nach, was er unternehmen musste. Immerhin waren seine Freunde vernünftig gewesen, bisher keinen Befreiungsversuch zu unternehmen. Sicherlich planten sie trotzdem etwas â wenn Goren nur wüsste, was! Lange konnte er nicht mehr warten, dann musste er etwas unternehmen, irgendeine Verzweiflungstat, nur um etwas in Bewegung zu bringen. Immer wieder glitt sein Blick zum Unbesiegbaren, der dort unten zumeist regungslos stand und aus rotglühenden Augen auf Drakenhort starrte. Er wurde niemals müde, noch unruhig. Er stand und wartete. Und Dreyra schwieg ...
Häufig hatte Goren versucht, Kontakt zu dem Dunklen Drachen aufzunehmen, der nicht minder ein Gefangener schien wie er.Â
In den Mauern wisperten die Ahnen, aber Goren konnte sie nicht verstehen. Sie trugen auch seine Botschaften an Dreyra nicht weiter. Und der Wind schwieg ebenfalls. Es musste ein magischer Einfluss Ruorims sein, eine andere Erklärung fand Goren nicht.
»Was war das?«, fragte Goren, ohne den Wächter damit direkt anzusprechen, der ihm vermutlich sowieso wie bisher auch keine Antwort gegeben hätte, und spähte angestrengt übers Land. »Was hat da so geschrien?«
Gleich darauf erhielt er die Antwort. Ein Schatten verdunkelte kurzzeitig die Sonne, und dann brauste eine geflügelte Schlange heran, ein Geschöpf, gut ein Viertel so groà wie Dreyra, mit matt schimmernden fahlgelben Schuppen. Sie trug eine Trense ähnlich wie bei einem Pferd, und flog mit schweren, behäbigen Schlägen, ohne jegliche Anmut. Ihre gespaltenen Augen waren ohne Intelligenz. Mit einem zweiten Schrei setzte sie zur Landung beim Tor an. Goren erkannte im Sattel einen schmalen, hochgewachsenen, schimmernden Mann.
»Nadel ...«, flüsterte er erschauernd.
Der Elfenmagier war erwacht und seinem Heer vorausgeeilt, das vermutlich nicht lange auf sich warten lassen würde. Bestimmt wurde er von Ruorim schon sehnsüchtig erwartet. Was würde jetzt geschehen?
Die Tür zu seinem Gemach öffnete sich wie aufs Stichwort, und Ruorim kam herein. »Du trägst deine Rüstung immer noch, wie ich sehe«, stellte er fest und wies auf das zerbeulte alte Ding aus blindem Metall.
»Ich kann sie nicht abnehmen«, erwiderte Goren. »Das haben deine Leute sicher schon gemerkt, als sie mich nach der Gefangennahme mit den Ketten verzurrten. Diese merkwürdige Rüstung hat ein Eigenleben, das ich nicht beeinflussen kann.«
In Ruorims unversehrtes Wolfsauge trat ein Glimmen. »Das ist also wirklich eine Rüstung aus alter Zeit. Habe ich es mir doch gedacht. In Vorberg habe ich danach gesucht ...«
»Dort gibt es keine, schon lange nicht mehr.«
»Das wird sich vielleicht wieder ändern.«
Goren blinzelte verwundert. »Was meinst du?«
»Nun, Onyran verfügt über eine groÃe Schmiede, und wir haben viel Material beisammen.« Ruorim deutete nach Norden. »Nadels restliches Heer wird übrigens in zwei Tagen eintreffen.«
Goren nickte. Er wich zur Seite, als sein Vater neben ihm auf den Balkon ging; dem Wachtposten bedeutete Ruorim mit einer Geste, in den Hintergrund zu treten. »Und was nun?«
Ruorim lehnte sich an die Brüstung. »Es wird dich erfreuen zu hören, dass in zwei Tagen tatsächlich ein Heer aus Dornkralle eintrifft â zusammen mit Schattenwanderer und
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