Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
fingen sie an, sich aufzulösen, und mussten mit Schnüren zusammengehalten werden.
Vor allem der Schweigsame hatte jetzt mit seinem langen Umhang zu kämpfen, der vollgesogen war mit Wasser und schwer herabhing, die Ränder voller Schlamm. Er hatte sich einen Wanderstab zurechtgeschnitzt, mit dem er hügelauf, hügelab durch Rinnsale, Matschlöcher und über Grassoden stapfte.
Selbst Menor der Dünne hatte seine gute Laune verloren und erinnerte sich nicht mehr an Scherze oder selbst gedichtete Spottgesänge. »Ich hasse solche Tage«, brummte er.
»Beim Amboss meines Vaters!«, rief Buldr. »So ein Wetter treibt einen in die Minen!«
»Der Himmel weint tausend Tränen«, summte Mondauge. »Etwas Schreckliches muss passiert sein.«
»Was gäbe ich jetzt für einen trockenen Platz am behaglichen Kamin«, murmelte Hag der Falke.
Goren war ebenso still wie der Schweigsame. Er spürte Blutfinders heftiges Begehren, an die Oberfläche zu gelangen und Gewalt über seinen Körper zu bekommen. Die Seele des Urahnen wurde mit jedem Tag stärker, und Goren befürchtete, irgendwann nicht mehr standhalten zu können. Er musste mittlerweile ständig auf der Hut sein, selbst in seinen Träumen. Das kostete ihn allmählich seine Körperkräfte, die er gerade erst mühsam wieder aufbaute, und er musste sich zusammennehmen, dass die Anderen nicht mitbekamen, wie schlecht es ihm ging.
Der Regen nahm einfach kein Ende. Für die Nacht  suchten sie verzweifelt nach einem Baum oder wenigstens einem Busch, um einigermaÃen geschützt zu sein. An Feuer war überhaupt nicht zu denken. Hag und Buldr hielten immer wieder Ausschau nach Tieren, aber nicht einmal ein Vogel war zu sehen. Allerdings, wie hätten sie das Fleisch auch zubereiten sollen? Und nach rohem Verzehr stand keinem von ihnen der Sinn; so ausgehungert waren sie noch nicht. Also begnügten sie sich mit SüÃwurzeln, gelegentlichen Tartuffen, den ersten Beeren des Jahres und hin und wieder sogar mal einer Trüffelknolle. Zu trinken hatten sie immerhin genug.
Eines Morgens kam der Wind dazu. Goren beeilte sich, auf einen Hügel zu steigen, und reckte seine Nase in die Brise. Er musste sich besonders anstrengen, um mit den Winden sprechen zu können. Das Rauschen des Wassers übertönte die feinen Stimmen, die von allen Seiten auf ihn einstürmten, an seiner Kleidung zerrten, durch seine klatschnassen Haare fuhren und ihm ins Gesicht schlugen.
Die Begleiter beobachteten ihn neugierig; vielleicht erwarteten sie ein besonderes Ritual, eine Zelebrierung, aber Goren stand einfach nur mit geschlossenen Augen da. Hin und wieder bewegten sich seine Lippen, doch seine Worte drangen nicht bis zu ihren Ohren vor.
SchlieÃlich kehrte er zu seinen Gefährten zurück. »Jemand braucht unsere Hilfe«, sagte er ernst. »Wenn wir uns beeilen, sind wir in zwei Stunden dort.«
Die Anderen stellten keine Fragen. Sie waren froh, endlich eine Aufgabe vor sich zu haben, eine Unterbrechung des eintönigen, verzweifelten Marsches in diesem dauerhaft grässlichen Wetter.
Buldr tätschelte den Griff seiner Axt und legte tatsächlich an Geschwindigkeit zu. Goren bewunderte den Zwerg insgeheim, der mit seinen kurzen Beinen erstaunlich gut durchhielt, fast besser als er selbst. AuÃerdem war er bedeutend älter. Aber Zwerge waren äuÃerst zäh und ausdauernd, wie sich wieder einmal bewies. Goren glaubte nicht, dass er nur ein einfacher Zwergenhändler war. Es musste einen bedeutenderen Grund geben, weswegen er nicht zu seiner Sippe zurückging, nicht nur die Verpflichtung seinem Retter gegenüber.
Auch Hag schien erfreut zu sein, denn er war auf der Suche nach einer Herausforderung, um seinen Platz zu finden. Nach all dem, was er erlebt hatte, wollte er nicht einfach zu seinem Vater zurück und seinen Anordnungen folgen, vor allem jemanden zu heiraten, den er gar nicht kannte.
»Was weiÃt du noch?«, wollte Menor der Dünne wissen, während sie sich Buldrs Tempo wohl oder übel anpassten. Dass er mitmachte, war klar â er hatte vermutlich zum ersten Mal so etwas wie eine Familie gefunden, und ihm war es gleich, wohin das Schicksal ihn trieb.
Weylin Mondauge mit dem Herbstlaubhaar â sie umgab eindeutig ein Geheimnis. Warum wollte sie nicht zu ihrer Familie zurück? Sie war eine Elfe, warum blieb sie bei der Gruppe?
Der
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