Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
raste, und er spürte die Kälte des verdunstenden SchweiÃes auf seiner Brust und im Gesicht. Nach einer Weile wagte er es, die Augen zu öffnen.
Es herrschte immer noch tiefe Nacht. Das Mondauge war geschlossen, und so konnten die fernen Sterne ihre volle Pracht entfalten. Die Luft war lau und mild. Reste des nahezu heruntergebrannten Feuers knisterten noch leise. Um das Feuer lagen Gorens Gefährten in tiefem Schlummer.
Nicht zum ersten Mal beneidete er sie um ihre wiedergewonnene Sorglosigkeit. Es war Narretei anzunehmen, dass er nach der Flucht aus dem Tal der Tränen frei sein würde. Nichts von alledem; er war immer noch ein Gefangener von Blutfinders Seele und dem bösen Geist seines Vaters. Er würde sich wohl niemals auf ein eigenes Leben einstellen können.
Niemals durfte Goren es zulassen, dass Blutfinders bösartige Seele stark genug wurde, um die Macht an sich zu reiÃen. Und da sein Vater daran groÃen Anteil haben sollte, war sein Ziel klarer denn je, auch ihn aufzuhalten: Nun nicht mehr nur aus Rache, sondern um die Welt vor diesen beiden abscheulichen Wahnsinnigen zu bewahren.
Blutfinder hatte zwar versucht ihm klarzumachen, dass Goren gar keine andere Wahl hätte als zu gehorchen. Aber er war nicht wie die beiden, und das würde er niemals sein. Seine Mutter hatte ihren eigenen Weg genommen und ihm beigebracht, dass es immer eine Wahl gab. Dass es in seiner Entscheidung lag, wer er war. Er besaà seine eigene Seele, und er musste dafür sorgen, dass sie stärker war als Blutfinders.
Goren konnte nicht mehr still liegen, er war zu aufgewühlt von allem. Leise stand er auf und verlieà den Feuerkreis. Dann lief er los, schlieÃlich rannte er, innerlich vor Verzweiflung schreiend, als könne er so dem bösen Erbe in sich entkommen. Er rannte, wie er schon als Kind immer gerannt war, wenn die Gefühle ihn zu überwältigen drohten, wenn er nicht anders konnte.
Der junge Drakhim achtete nicht auf die Umgebung, er dachte überhaupt nicht daran, dass noch jemand auÃer ihm unterwegs sein könne. Als er unerwartet mit einem plötzlich vor ihm aufgetauchten Schatten zusammenprallte; nein, eigentlich darüber stolperte, das Gleichgewicht verlor und sich überschlug, blieb er vor Schrecken für einige laut pochende Herzschläge auf dem Rücken liegen.
Dann wurde ihm klar, dass er einem Feind dadurch den besten Angriffspunkt bot â allerdings hätte ein Feind nicht lange gefackelt, sondern längst zugeschlagen, und er bräuchte gar nicht mehr darüber nachzudenken.
Goren rappelte sich auf und sah sich dem Schweigsamen gegenüber, der in unveränderter Haltung â zumindest hatte es so den Anschein, denn dies war sein üblicher zusammengekauerter Sitz â im Gras hockte.
»Dir kann man wohl nicht entkommen«, stieà Goren hervor; wütend darüber, dass ihn jemand dabei beobachtet hatte, wie er kopflos durch freies Land rannte, in dem sich jede Menge Feinde verbergen konnten.
Der Schweigsame antwortete nicht; das war nichts Neues. Er regte sich nicht einmal.
»Was machst du überhaupt hier?«, fuhr Goren unfreundlich fort, um von seiner Verlegenheit abzulenken. »Schläfst du denn nie? Schnüffelst du herum? Beobachtest du uns alle von hier aus heimlich?«
Schweigen. Nicht einmal das Zucken einer Hand; der Umhang verhüllte die zusammengesunkene Gestalt vollständig.
Goren kam sich wie ein Narr vor. »Verdammt, antworte!«, schrie er, dämpfte jedoch sofort seine Stimme und zischte: »Was hast du zu verbergen, dass du nachts allein im Gelände herumschleichst und uns nie dein Gesicht zeigst?« In einer plötzlichen Wutaufwallung streckte er die Hand aus und versuchte, die Kapuze herunterzureiÃen.
Gleich darauf fand er sich im Gras wieder, und das Knie des Schweigsamen drückte auf seine Kehle. Es war so schnell gegangen, dass Goren nicht einmal Zeit gehabt hatte, einen Laut auszustoÃen. Alles, woran er sich erinnern konnte, war eine bleiche Hand, die plötzlich unter dem Umhang hervor schoss, seinen Arm packte, und ihn, seinen Schwung ausnutzend, über die Schulter warf und ihn unsanft auf den Rücken legte. Und das im Sitzen! Dann, das musste keinen Lidschlag gedauert haben, denn das hatte Goren überhaupt nicht mitbekommen, war Bewegung in die Gestalt gekommen, sie hatte sich ebenfalls herumgeworfen und kauerte nun über dem jungen Drakhim.
Das
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