Drama in Hollywood
kahlköpfige kleine Geier über ihre Moral und ihre Verbindung mit Rod Blane dachte, und daß er sie als die Alleinverantwortliche
für den Tod des jungen Schauspielers betrachtete. Ihr Gesicht wurde zunehmend
länger, als ich von seiner festen Entschlossenheit, sie für alle Zeiten auf der
schwarzen Liste zu belassen, erzählte, selbst wenn ich beweisen könnte, daß sie
in keiner Weise an Blanes Tod schuld war — und von
der dramatischen Drohung, mich neben sie, Della, auf die Liste zu setzen, wenn
ich fortführe, Ermittlungen anzustellen. Als ich fertig war, war auch Della mit
ihrem zweiten großen Glas Scotch fertig, und ihre Wangen glühten schwach in beginnender
kräftigerer Röte.
»Damit hat sich vermutlich das
Ganze, wie sie im Fernsehen immer zu sagen pflegen«, bemerkte sie gleichmütig.
»Ich werde mich eben an den Gedanken gewöhnen müssen, jeden Morgen, Mittag und
Abend Sauerkraut essen zu müssen .«
»Sie wollen dieses preußische
Monument heiraten ?« rief ich. »Sie sind verrückt !«
»Das bin ich nicht«, fuhr sie
mich an. »Gießen Sie mir noch ein Glas ein — der Service hier stinkt zum
Himmel. Ist Ihnen das nicht aufgefallen ?«
»Es wird noch viel schlechter
werden«, brummte ich. »Ich möchte mit Ihnen reden, solange ein kleiner Teil
Ihres Gehirns noch nicht vernebelt ist !«
»Okay, aber erst werde ich einen kleinen Monolog halten !« Ihre verschleierten
blauen Augen sprühten Funken, während sie mich anstarrte. »Sie haben mir eben
erzählt, daß Sie, wenn Sie mit Ihren Nachforschungen fortfahren, nun ebenfalls
auf die schwarze Liste gesetzt werden. Das darf ich Sie nicht riskieren lassen,
Rick. Ich stehe bereits seit sechs Monaten auf der schwarzen Liste und weiß,
was es bedeutet. Aber wenn ich Erik heirate, dann kann ich wieder spielen .« Sie deutete auf das Drehbuch. »Ich werde wieder große,
dicke, saftige Rollen spielen wie diese dort — ich werde wieder leben! Können Sie begreifen, was das für eine Schauspielerin bedeutet ?«
»Wie steht es mit den Nächten ?« sagte ich. »Wie steht es mit all diesen Stunden, in denen
Sie nicht spielen ?«
»Nun, die Nächte werden mir
lang werden«, sagte sie ruhig. »Darüber mache ich mir nichts vor, aber
zumindest werde ich zur Hälfte leben, Rick! Ich werde wieder spielen. Alles ist
besser als diese letzten sechs Monate, in denen ich nur einfach dagesessen habe
und fast verrückt geworden bin .«
»Es gibt einen besseren Weg«,
knurrte ich. »Wenn ich nachweisen kann, daß Sie nichts mit Blanes Tod zu tun haben und die übrige Filmindustrie davon überzeugen kann, daß es so
ist, dann bedeutet Jerome Kings schwarze Liste nicht mehr das geringste . Kein Mensch würde sich daran halten, wenn man
weiß, daß Sie unschuldig sind .«
»Sehr rührend, Rick«, sagte sie
bitter, »aber praktisch kaum durchführbar. Glauben Sie ?«
»Sie können mich nicht am
Versuch hindern, Süße«, ich grinste boshaft — »und wenn ich dann zwei Tage nach
Ihrer Eheschließung mit Stanger Erfolg habe, werden
Sie wahrscheinlich ziemlich dumm aus der Wäsche schauen. Oder?«
Ich spürte förmlich die
heftige, beinahe verzweifelte Konzentration, die sich in der Tiefe ihrer lange
Zeit auf mich gerichteten Augen widerspiegelte. Dann entspannte sie sich
plötzlich.
»Ich habe noch immer nichts zu
trinken bekommen. Was ist denn mit Ihnen los? — Der Drecksack, dieser King hat
Sie also auch am Kragen ?«
»Sind wir uns einig ?« fragte ich.
»Vermutlich ja, Rick.« Ihre
Stimme klang jetzt nüchtern. »Ich sollte Ihnen wahrscheinlich auf Knien danken .« Sie lachte unsicher. »Nur bin ich nicht überzeugt, daß
ich wieder hochkomme !«
Nachdem ich ihr ein weiteres
Glas von derselben Größe wie die vorhergehenden eingeschenkt hatte, zündete ich
mir eine Zigarette an. Das verschaffte mir eine Art Entschuldigung dafür, das,
was ich zu tun hatte, noch ein wenig länger hinauszuschieben. Der Gedanke, sie
durch Herumstochern in ihrem Gefühlsleben bluten zu lassen, sagte mir nicht zu,
aber es blieb mir keine andere Wahl.
Della senkte ihr Glas eine Spur
und sah mich über den Rand weg an. »Warum so düster, alter Freund? Ich dachte,
dies sei erst der Beginn einer schönen Freundschaft ?«
»Wenn wir uns auf einen Kampf
mit Jerome King einlassen, müssen wir ihn gewinnen, sonst sind wir beide
erledigt«, sagte ich in eisigem Ton. »Wenn wir einander nicht von Anfang an
völlig vertrauen, sind wir bereits geschlagen .«
»Oh, ich vertraue Ihnen
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