Drama in Hollywood
siebzehnten Lebensjahr applizierten, als
Sie ihn kennenlernten ?« sagte ich, nicht ohne Stolz
auf meine gewandte Redeweise.
»Insgeheim ist er, glaube ich,
sehr stolz auf diese Narbe .« Sie lachte. »Alle
Teutonen seiner Generation pflegen stolz auf sie zu sein, wenn sie eine haben.
Ich wette, er erzählt jedermann, er habe sie bei einem Duell mit Hellebarden im
Schwarzwald erworben — statt der Wahrheit !«
»Nämlich, daß sie von einem
Stuhl stammen, den ein siebzehnjähriges Mädchen geschwungen hat, das sich an
diesem Abend nicht mit Gewalt verführen lassen wollte?« Ich grinste zurück.
»Oder an irgendeinem anderen
Abend«, fauchte sie. »Jedenfalls nicht mit Gewalt. Als Frau schätzt man das
Gefühl, immer noch frei entscheiden zu können — bis zu dem Augenblicks, wo der
Schlüssel im Schloß umgedreht wird .«
Ich trank den Rest meines
Bourbons aus und machte mich daran, mir ein frisches Glas einzuschenken.
»Wie stehen die Dinge, Rick?
Lausig — so wie hier?«
»Ich habe mit ein paar Leuten
geredet — und mit Ihrem Agenten«, sagte ich. »Ich habe herausgefunden, wer Sie
auf die schwarze Liste gesetzt hat, Süße .«
»Ich auch.« Ihre Stimme klang
plötzlich bitter. »Das ist vielleicht ein Zufall, nicht wahr ?«
»Sie haben es herausgefunden ?« Ich blickte sie mit mildem Erstaunen an.
»Erik hat es mir eben gesagt«,
antwortete sie mit gepreßter Stimme. »Ich hoffe, Sie
warten mit einem anderen Namen auf, denn der, den er genannt hat, erschreckt
mich zu Tode .«
»Jerome T. King?«
»Selbst wenn Sie es sagen,
erschreckt er mich noch immer zu Tode !« Sie trank den
Rest ihres Scotchs mit drei schnellen Schlucken hinunter und schob mir dann das
leere Glas hin. »Dasselbe noch einmal, Barkeeper!«
»Wieso ist Erik Stanger plötzlich so sehr um Ihr Wohlergehen besorgt ?« fragte ich.
»Er hat seit dem Abend, als ich
ihm mit dem Stuhl eins über den Kopf gab, nicht aufgehört, hinter mir her zu
sein .« Della zog eine Grimasse. »Vermutlich sollte ich
mich geschmeichelt fühlen — vierzehn Jahre ist eine verflixt lange Zeit, um
hinter einem weiblichen Wesen herzujagen, ohne je auch nur annähernd ans Ziel
zu gelangen. Erik hat mir so ungefähr jedes Arrangement einschließlich Heirat
angeboten, aber jetzt hat er einen neuen Dreh gefunden .«
»Welchen?«
»Er behauptet, gewußt zu haben,
daß ich seit sechs Monaten auf der schwarzen Liste stehe, aber er habe es nicht
übers Herz gebracht, es mir zu sagen. Aber nun habe er eben erfahren, wer mich
daraufgesetzt hat — Jerome King —, und er glaubt, eine einigermaßen gute Chance
zu haben, ihm das Ganze auszureden .«
»Unter bestimmten Bedingungen,
wie?«
»Heirat !« Sie schauderte leicht. »Er ist im Lauf der Jahre raffiniert geworden — er
möchte mich sicherheitshalber in eine Situation hineinmanövrieren, in der
Vergewaltigung sein gesetzliches Recht darstellt. Er hat außerdem einen
brandneuen Film für mich in petto, der sofort gedreht werden kann, wenn ich
erst einmal von der schwarzen Liste gestrichen bin. Er hat sogar das Drehbuch
mitgebracht .« Sie wies mit dem Kopf auf einen auf dem
Kaffeetischchen liegenden umfangreichen Schnellhefter. »Es ist eine
phantastische Rolle. Ich würde meine Eckzähne opfern, um sie zu bekommen. Und
das weiß er auch — der Bastard !«
»Ich höre nur das liebliche
Geklingel unglaublicher Zufälle«, sagte ich mürrisch.
»Trotz alledem«, sagte sie
ernsthaft, »ist er ein guter Produzent und für eine gewisse Sorte von Filmen
auch ein ausgezeichneter Regisseur. Und das Drehbuch entspricht natürlich genau
dieser Sorte Film .«
»Was veranlaßt ihn zu glauben,
er könnte King bewegen, Sie von der schwarzen Liste zu streichen ?« fragte ich.
»Das hat er nicht gesagt .« Sie zuckte die Schultern. »Aber er gab sich mächtig
zuversichtlich. Aber zuerst sollte die sentimentale Zeremonie in der Kirche
stattfinden. Ich werde nicht von der besagten Liste gestrichen, ehe nicht das
schmale goldene Band den dritten Finger meiner linken Hand umgibt .«
»Nun verstehe ich sein
allegorisches Gefasel«, sagte ich. »Das letzte, was er wünscht, ist, daß ich
ihm in die Suppe spucke, indem ich eine Möglichkeit herausfinde, Sie vor King
reinzuwaschen. Damit würde Erik wie ein begossener Pudel dastehen .«
»Glauben Sie, daß Sie eine
Chance haben, das zu schaffen, Rick ?« fragte sie
begierig. »Wie war King, als Sie heute mit ihm gesprochen haben ?«
Ich berichtete ihr in Kürze,
was der
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