Dramatische Werke
und Leuten.
Verkauft, verpfändet eure Bauernhöfe,
Versilbert alles, steckts in Pferd und Rüstung.
Der beste Landwirt ist der Krieg; er macht
Aus Eisen Gold. – Was ihr in Polen jetzt verliert,
Wird sich in Moskau zehnfach wiederfinden.
Rokol.
Es sitzen noch zweihundert in der Trinkstub.
Wenn du dich zeigst und einen Becher leerst
Auf ihre Gesundheit, sind sie alle dein.
Marina.
Erwarte mich, du sollst mich hin geleiten.
Alle.
Du sollst Zarin werden, oder wir wollen nicht das Leben haben!
Andre.
Du hast uns neu gestiefelt und gekleidet,
Wir dienen dir mit unserm Herzensblut.
Opalinsky, Ossolinsky, Zamosky und viele andere Edelleute kommen
Opanlinsky.
Wir ziehen auch mit. Wir! Wir bleiben nicht
Allein zurück!
Zamosky.
Wir ziehen mit. Wir wollen
Teilnehmen an der moskowitischen Beute.
Ossolinsky.
Patronin, nimm uns mit. Wir wollen dich
Zu Rußlands Zarin machen.
Marina.
Wer sind denn die? Es ist gemein Gesindel.
Ossolinsky.
Stallknechte sind wir beim Starost von – –
Zamosky.
Ich bin der Koch beim Kastellan von Wilna.
Opalinsky.
Und ich der Kutscher.
Bielsky.
Ich der Bratenwender!
Marina.
Fy, Odowalsky, die sind doch zu schlecht.
Stallknechte.
Piasten sind wir, freigeborne Polen.
Vermeng uns nicht mit schlechtem Bauergesindel.
Wir sind von Stand. Wir haben unsre Rechte!
Odowalsky.
Ja, auf dem Teppich werden sie geprügelt.
[Zamosky.]
Veracht uns nicht, wir haben edle Herzen.
Odowalsky.
Nimm sie in Sold, gib ihnen Pferd und Stiefel,
Sie schlagen drein gleich wie der beste Mann.
Marina.
- – – – – – – – – Geht!
Und zeigt euch wieder, wenn ihr menschlich ausseht.
Mein Haushofmeister soll euch Kleider geben.
[Edelleute.]
Sorgst du auch dafür? Nein, dir entgeht nichts.
Gewiß, du bist zur Königin geboren.
Marina.
Ich weiß, so ists; drum muß ichs werden.
Ossolinsky.
Besteig den weißen Zelter, waffne dich,
Und, eine zweite Vanda, führe du
Zum sichern Siege deine mutgen Scharen.
Marina.
Mein Geist führt euch, der Krieg ist nicht für Weiber.
Schwört ihr mir Treue?
Alle.
Juramus! Wir schwören!
(Ziehen die Säbel)
Einige.
Vivat Marina!
Andre.
Russiae regina!
Mnischek. Marina
Marina.
Warum so ernst, mein Vater, da das Glück
Uns lacht
Und alle Arme sich für uns bewaffnen?
Mnischek.
Das eben, meine Tochter. Alles, alles
Steht auf dem Spiel; in dieser Kriegesrüstung
Erschöpft sich deines Vaters ganze Kraft.
Wohl hab ich Grund, es ernstlich zu bedenken;
Das Glück ist falsch, ich zittre vor den Folgen.
Marina.
Warum- – – – – – – –
Mnischek.
Gefährlich Mädchen, wozu hast du mich
Gebracht! Was bin ich für ein schwacher Vater,
Daß ich nicht deinem Dringen widerstand.
Ich bin der reichste Woiwoda des Reichs,
Der Erste nach dem König – Hätten wir
Uns damit nicht bescheiden, unsers Glücks
Genießen können mit vergnügter Seele.
Du strebtest höher – nicht das mäßge Los
Genügte dir der- – – – –
Erreichen wolltest du das höchste Ziel
Der Sterblichen und eine Krone tragen.
Ich allzu schwacher Vater möchte gern
Auf dich, mein Liebstes, alles Höchste häufen;
Ich lasse mich betören durch dein Flehn,
Ergreife- – – – – – –
Und an den Zufall wag ich das Gewisse!
Marina.
Und wie, mein Vater? reut dich deine Güte?
Wer kann mit dem Geringem sich bescheiden,
Wer, dem das Höchste überm Haupte schwebte?
Mnischek.
Doch tragen deine Schwestern keine Kronen,
Doch sind sie hoch [beglückt]
Marina.
Was für ein Glück ist das, wenn ich vom Hause
Des Woiwods, meines Vaters, in das Haus
Des Palatinus, meines Gatten, ziehe?
Was wächst mir Neues zu aus diesem Tausch?
Und kann ich mich des nächsten Tages freuen,
Wenn er mir mehr nicht als der heutge bringt?
O unschmackhafte Wiederkehr des Alten,
O traurig leere Dasselbigkeit des Daseins!
Lohnt sichs der Müh, zu hoffen und zu streben?
Die Liebe oder Größe muß es sein,
Sonst alles andre ist mir gleich gemein.
Mnischek.
- – – – – – – – – –
Marina.
Erheitre deine Stirn, mein – – –
Was soll- – – – – – – –
Wenn wir zuerst, wir selbst an uns verzagen?
Laß uns der Flut vertrauen, die uns trägt!
Nicht an die Opfer denke, die du bringst,
Denk an den Preis, an das erreichte Ziel –
Wenn du dein Mädchen sitzen sehen wirst
Im Schmuck der Zarin auf dem Thron zu Moskau,
Wenn deine Enkel diese Welt beherrschen!
Mnischek.
Ich denke nichts, ich sehe nichts als dich,
Mein Mädchen, dich im Glanz der Königskrone!
Ich bin
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