Dramatische Werke
an, erzähle, was du Neues bringst!
Alexia.
Was draußen lebt im Säkulum, erzähle.
Fischer.
Laßt mich zu Worte kommen, heilge Frauen.
Xenia.
Ists Krieg? Ists Friede?
Alexia.
Wer regiert die Welt?
Fischer.
Ein Schiff ist zu Archangel angekommen,
Herab vom Eispol, wo die Welt erstarrt.
Olga.
Wie kam ein Fahrzeug in dies wilde Meer?
Fischer.
Es ist ein engelländisch Handelsschiff;
Den neuen Weg hat es zu uns gefunden.
Alexia.
Was doch der Mensch nicht wagt für den Gewinn!
Xenia.
So ist die Welt doch nirgends zu verschlossen!
Fischer.
Das ist noch die geringste Neuigkeit.
Ganz anderes Geschick bewegt die Erde.
Alexia.
O sprich, erzähle!
Olga.
Sage, was geschehn!
Fischer.
Erstaunliches erlebt man in der Welt,
Die Toten stehen auf, Verstorbne leben.
Olga.
Erklär dich, sprich.
Fischer.
Prinz Dmitri, Iwans Sohn,
Den wir als tot beweinen sechzehn Jahr,
Er lebt, er ist in Polen aufgestanden.
Olga.
Prinz Dmitri lebt!
Marfa (auffahrend).
Mein Sohn!
Olga.
Faß dich! O halte,
Halte dein Herz, bis wir ihn ganz vernommen.
Alexia.
Wie kann er leben, der ermordet ward
Zu Uglitsch und im Feuer umgekommen?
Fischer.
Er ist entkommen aus der Feuersnot,
In einem Kloster hat er Schutz gefunden;
Dort wuchs er auf in der Verborgenheit,
Bis seine Zeit kam, sich zu offenbaren.
Olga (zur Marfa).
Du zitterst, Fürstin, du erbleichst?
Marfa.
Ich weiß,
Daß es ein Wahn ist – Doch so wenig noch
Bin ich verhärtet gegen Furcht und Hoffnung,
Daß mir das Herz in meinem Busen wankt.
Olga.
Warum wär es ein Wahn? o hör ihn! hör ihn!
Wie könnte solch Gerücht sich ohne Grund
Verbreiten?
Fischer.
Ohne Grund? Zu'n Waffen greift
Das ganze Volk der Litauer, der Polen.
Der große Fürst erbebt in seiner Hauptstadt!
(Marfa, an allen Gliedern zitternd, muß sich an Olga und Alexia lehnen)
Xenia.
O das wird ernsthaft! Rede, sage alles!
Alexia.
Sag an, wo du das Neue aufgerafft?
Fischer.
Ich aufgerafft?. Ein Brief ist ausgegangen
Vom Zar in alle Lande seiner Herrschaft,
Den hat uns der Posadnik unsrer Stadt
Verlesen in versammelter Gemeinde.
Darinnen steht, daß man uns täuschen will,
Und daß wir dem Betrug nicht Sollen glauben!
Drum eben glauben wirs, denn wärs nicht wahr
Der große Fürst verachtete die Lüge.
Marfa.
Ist dies die Fassung, die ich mir errang?
Gehört mein Herz so sehr der Zeit noch an,
Daß mich ein leeres Wort im Innersten erschüttert!
Schon sechzehn Jahr bewein ich meinen Sohn
Und glaubte nun auf einmal, daß er lebe!
Olga.
Du hast ihn sechzehn Jahr als tot beweint,
Doch seine Asche hast du nie gesehn!
Nichts widerlegt die Wahrheit des Gerüchts.
Wacht doch die Vorsicht über dem Geschick
Der Völker und der Fürsten Haupt – O öffne
Dein Herz der Hoffnung – Unerforschlich sind
– – – – – – – – – –
– – wer kann der Allmacht Grenzen setzen?
Marfa.
Soll ich den Blick zurück ins Leben wenden,
Von dem ich endlich abgeschieden war?
– – – – – – – nicht im Grab?
Nicht bei den Toten wohnte meine Hoffnung?
O sagt mir nichts mehr! Laßt mein Herz sich nicht
An dieses Trugbild hängen! Laßt mich nicht
Den teuren Sohn zum zweitenmal verlieren.
O meine Ruh ist hin, hin ist mein Friede!
Ich kann dies Wort nicht glauben, ach und kanns
Nun ewig nicht mehr aus der Seele löschen!
Weh mir, erst jetzt verlier ich meinen Sohn;
Jetzt weiß ich nicht mehr, ob ich bei den Toten,
Ob bei den Lebenden ihn suchen soll,
Endlosem Zweifel bin ich hingegeben!
(Man hört eine Glocke)
Olga.
Was ruft die Glocke, Schwester Pförtnerin?
Schwester Pförtnerin kommt
Pförtnerin.
Der Archijerei steht vor den Pforten,
Er kommt vom großen Zar und will Gehör.
Olga.
Der Archijerei vor unsern Pforten!
Was führt ihn Außerordentliches her?
Den weiten – – – – – – –
Xenia.
Kommt alle, ihn nach Würden zu empfangen.
(Sie gehen nach der Pforte, indem tritt der Archijerei ein, sie lassen sich all vor ihm auf ein Knie nieder, er macht das griechische Kreuz über sie)
Hiob.
Den Kuß des Friedens bring ich euch im Namen
Des Vaters und des Sohnes und des Geists,
Der ausgeht von dem Vater.
Olga.
Herr, wir küssen
In Demut deine väterliche Hand.
Was – – – Gebiete deinen Töchtern!
Hiob.
An Schwester Marfa lautet meine Sendung.
Olga.
Hier steht sie und erwartet dein Gebot.
Hiob und Marfa
Hiob.
Der große Fürst ists, der mich an dich sendet,
– – – – – – – denkt er dein,
Denn wie die Sonn mit ihrem Flammenaug
Die Welt
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