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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Grabesnacht die Unschuld an das Licht,
– – – – – – mein Todfeind muß
Zu meinen Füßen kriechend Gnade flehn.
O meine heißen Wünsche sind erfüllt.
    Hiob.
Kann dich der Haß zu solchem Grad verblenden?
    Marfa.
Kann deinen Zar der Schrecken so verblenden,
Daß er Errettung hofft von mir – von mir!
Der unermeßlich schwer Beleidigten?
Daß er dich an mich sendet, – – –
– – – – – – – abzulisten.
Ich soll den Sohn verleugnen, den der Himmel
Mir durch ein Wunder aus dem Grabe ruft?
Ihm, meines Hauses Mörder, zu gefallen,
Der über mich unsäglich Weh gehäuft,
– – – – – – – – soll ich
Die Rettung von mir stoßen, die mir Gott
In meinem tiefen Jammer endlich sendet?
    Hiob.
– – – – – – – – – –
    Marfa.
Nein, du entrinnst mir nicht.
Ich habe dich, ich lasse dich nicht los.
O endlich kann ich meine Brust entladen,
Ausströmen endlich kann ich meinen Schmerz,
Der tiefsten Seele lang verhaltnen Groll,
Ins Antlitz meines Feinds – Wer wars, der mich
In diese Gruft der Lebenden verstieß
Mit allen frischen Kräften meiner Jugend,
Mit allen warmen Trieben meiner Brust?
Wer riß den teuren Sohn mir von der Seite
Und sandte Mörder aus, ihn zu durchbohren?
O keine Zunge nennt, was ich gelitten,
Wenn ich die langen hellgestirnten Nächte
Mit ungestillter Sehnsucht durchgewacht,
Der Stunden Lauf an meinen Tränen zählte,
– – – – – – – – – –
Der Tag der Rettung und der Rache kommt,
Ich seh den Mächtigen in meiner Macht.
    Hiob.
Du glaubst – – – – – –
    Marfa.
Er ist
In meiner Macht – ein Wort aus meinem Mund,
Ein einziges, kann sein Geschick entscheiden!
Das ists, warum dein Herrscher mich beschickte!
Das ganze Volk der Reußen und der Polen
Sieht jetzt auf mich. Wenn ich den Zarowitsch
Für meinen Sohn und Iwans anerkenne,
– – – – – – – – – –
Verleugn ich ihn, so ist er ganz verloren.
Denn wer wird glauben, daß die wahre Mutter,
Die Mutter, die wie ich beleidigt war,
Verleugnen könnte ihres Herzens Sohn,
Mit ihres Hauses Mörder einverstanden?
Ein Wort nur kostet michs, und alle Welt
Verläßt ihn als Betrüger – Ists nicht so?
Dies Wort will man von mir – den großen Dienst,
Gestehs, kann ich dem Godunow erzeigen!
    Hiob.
Dem ganzen Vaterland erzeigst du ihn,
Aus schwerer Kriegsnot rettest du das Reich,
Wenn du der Wahrheit Ehre gibst. Du selbst,
Du zweifelst nicht an deines Sohnes Tod,
Und könntest zeugen wider dein Gewissen?
    Marfa.
Ich hab um ihn getrauert sechzehn Jahr,
Doch seine Asche sah ich nie. Ich glaubte
Der allgemeinen Stimme seinen Tod
Und meinem Schmerz. Der allgemeinen Stimme
Und meiner Hoffnung glaub ich jetzt sein Leben.
Es wäre ruchlos, mit verwegnem Zweifel
Der höchsten Allmacht Grenzen setzen wollen.
Doch wär er auch nicht meines Herzens Sohn,
Er soll der Sohn doch meiner Rache sein:
Ich nehm ihn an und auf an Kindes Statt,
Den mir der Himmel rächend hat geboren.
    Hiob.
– – – – – – – – – – –
    Marfa.
Er kann mich töten, meine Stimme kann er
Im Grab ersticken oder Kerkersnacht,
Daß sie nicht mächtig durch die Welt erschalle,
Das kann er; doch mich reden lassen, was
Ich nicht will, das vermag er nicht, dazu
Bringt er mich nicht durch – – – – –
– – – – den Zweck hat er verloren!
    Hiob.
Ist dies dein letztes Wort? Besinn dich wohl.
Bring ich dem Zar nicht besseren Bescheid?
Unglückliche! dem Starken trotzest du!
Vor seinem Arme bist du nicht geborgen
Auch in des Klosters heilger Sicherheit.
    [In zwei früheren Redaktionen]
    Marfa.
Er hoffe auf den Himmel, wenn er darf,
Auf seines Volkes Liebe, wenn er kann.
    Hiob.
Unglückliche, du willst entschlossen dein Verderben.
Du hältst dich an ein schwaches Rohr, das bricht;
Du wirst mit ihm zugrunde gehen.
    Marfa (allein).
Es ist mein Sohn, ich will nicht daran zweifeln.
Die wilden Stämme selbst der freien Wüste
Bewaffnen sich für ihn; der stolze Pole,
Der Palatinus, wagt die edle Tochter
An seiner guten Sache reines Gold –
Und ich allein verwärf ihn, seine Mutter?
Und mich allein durchschauerte der Sturm
Der Freude nicht, der schwindelnd alle Herzen
Ergreift und in Erschütterung bringt die Erde?
Er ist mein Sohn, ich glaub an ihn, ich wills.
Ich fasse mit lebendigem Vertrauen
Die Rettung an, die mir der Himmel sendet!
Er ists, er zieht mit Heereskraft heran,
Mich zu befreien, meine Schmach zu rächen!
Hört seine Trommeln! seine Kriegstrompeten!
Ihr Völker, kommt von Morgen

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