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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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keinen Christmas-Pudding mehr. Weiß Gott, wann die von ihrer Vergnügungstour zurückkommen –
(Lulus Bild ins Auge fassend)
Die versteht die Sache nicht. Die kann von der Liebe nicht leben, weil ihr Leben die Liebe ist. – Da kommt sie! Ich werde ihr ins Gewissen reden…
    Die Tür geht auf, und die Gräfin Geschwitz tritt ein.
    Schigolch
    Wenn Sie Nachtquartier bei uns nehmen wollen, dann geben Sie bitte ein wenig acht, daß nichts gestohlen wird.
    Die Geschwitz
    Wie dunkel es hier ist!
    Schigolch
    Es wird noch viel dunkler. – Der Herr Doktor haben sich schon zur Ruhe begeben.
    Die Geschwitz
    Sie schickt mich voraus.
    Schigolch
    Das ist vernünftig. – Wenn jemand nach mir fragt, ich sitze unten im Cosmopolitan Club. –
(Ab.)
    Die Geschwitz
allein
    Ich will mich neben die Türe setzen. Ich will alles mitansehen und nicht mit der Wimper zucken.
(Sie setzt sich auf den Strohsessel neben die Tür –)
Die Menschen kennen sich nicht; sie wissen nicht, wie sie sind. Nur wer selber kein Mensch ist, der kennt sie. Jedes Wort, das sie sagen, ist unwahr und erlogen. Das wissen sie nicht, denn sie sind heute so und morgen so, je nachdem, ob sie gegessen, getrunken und geliebt haben oder nicht. Nur der Körper bleibt auf einige Zeit, was er ist, und nur die Kinder haben Vernunft. Die Großen sind wie die Tiere; keines weiß, was es tut. Wenn sie am glücklichsten sind, dann jammern sie und stöhnen sie, und im tiefsten Elend freuen sie sich eines jeden winzigen Happens. Es ist sonderbar, wie der Hunger den Menschen die Kraft zum Unglück raubt. Wenn sie sich aber gesättigt haben, dann machen sie sich die Welt zur Folterkammer und werfen ihr Leben für die Befriedigung einer Laune weg. – Ob es wohl einmal Menschen gegeben hat, die durch Liebe glücklich geworden sind? – Was ist denn ihr Glück anders, als daß sie besser schlafen und alles vergessen können? – Herr Gott, ich danke dir, daß du mich nicht geschaffen hast wie diese. – Ich bin nicht Mensch; mein Leib hat nichts Gemeines mit Menschenleibern. Habe ich eine Menschenseele? – Zerquälte Menschen tragen ein kleines enges Herz in sich; ich aber weiß, daß es nicht mein Verdienst ist, wenn ich alles hingebe, alles opfere…
    Lulu öffnet die Tür und läßt Doktor Hilti eintreten. Die Geschwitz bleibt, ohne von beiden bemerkt zu werden, regungslos neben der Tür sitzen.
    Lulu
    Whence are you coming so late, Sir?
    Dr. Hilti
    I have been in the theatre. There are two thousand ladies lifting up the right leg at the same time; and then the two thousand ladies are lifting up the left leg at the same time. I never saw such handsome girls before.
    Lulu
    Didn't you? But you are not English?
    Dr. Hilti
    No. I am only here the last two weeks. Are you borne in London?
    Lulu
    No, Sir. I am French.
    Dr. Hilti
    Ah, vous êtes Française?
    Lulu
    Oui, monsieur, je suis Parisienne.
    Dr. Hilti
    I am coming from Paris, where I was staying for eight days.
    Lulu
    On s'y amuse mieux qu'ici. Vous ne trouvez pas?
    Dr. Hilti
    Oui. I was everyday in the Louvre. I admired the pictures. But I am no French. I am from Zurich in Switzerland.
    Lulu
    Est-ce de la Suisse Française, ça?
    Dr. Hilti
    No. Zurich is in German Switzerland.
    Lulu
    Alors vous parlez l'Allemand?
    Dr. Hilti
    Sprächän Sie Töütsch?
    Lulu
    Un petit peu seulement, parce que mon ancien amant était Allemand. Il était de Berlin, je crois.
    Dr. Hilti
    Tonnärwättär, wia miach tas fröüt, taß Sie Töütsch sprächän!
    Lulu
    Du bleibst bei mir die Nacht?
    Dr. Hilti
    Abär iach habä niacht mähr dän fühnf Schielingä bei miar; iach nämmä nia mähr miet, wän iach ausgähä.
    Lulu
    It's enough – parce que c'est toi! Tu as les yeux si doux. Viens, embrasse-moi!
    Dr. Hilti
    Hiemäl, Härgoht, Töüfäl, Kräuzpatadiohn…
    Lulu
    Je t'en prie, ferme ça.
    Dr. Hilti
    Beim Töüfäl, äs ischt nämliach tas ärschte Mol, taß iach miet einäm Mädachän gähä. Tu kchanscht miar gloubän. Sakchärmänt, iach hätä miar tas gahnz andärsch gädahcht!
    Lulu
    Bist du verheiratet?
    Dr. Hilti
    Hiemäl, Hagäl, worum meinscht tu, iach sei värheurotet? – Nein, iach bien Prifot-Tozänt; iach läsä Philossoffie ahn der Unifärsität. Sakchärmänt, iach bien nämliach ous oinär oltän Bodriziär-Fomiliä; iach ärhielt als Studänt nur zwoi Frankchen Toschängält, und tas kchohntä iach bässär anwänden als füar Mädachän.
    Lulu
    Deshalb warst du nie bei einer Frau?
    Dr. Hilti
    Äbän ja! Äbän! Abär

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