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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Diwan.
    Helene
ihn anstarrend:
    Das danke ich dir…
    Gerardo:
    Helene – –
    Helene:
    Ich will ja gar nicht von dir geliebt sein! Nur dieselbe Luft mit dir atmen …!
    Gerardo
nach Fassung ringend:
    Helene – auf einen Mann wie mich lassen sich keine bürgerlichen Begriffe anwenden. Ich habe in allen Ländern Europas Frauen aus der Gesellschaft gekannt. Man hat mir Abschiedsszenen gemacht – aber man wußte schließlich, was man seiner Stellung schuldet. Einem Gefühlsausbruch wie bei dir stehe ich heute zum erstenmal in meinem Leben gegenüber. – Helene – – an mich tritt täglich die Versuchung heran, mich mit dieser oder jener Frau in ein idyllisches Arkadien zurückzuziehen. Aber der Mensch hat seine Pflichten ; du hast deine Pflichten geradesogut, wie ich meine Pflichten habe; und die Pflicht ist das höchste Gebot …
    Helene:
    Das muß ich jetzt wohl besser wissen, Oskar, was das höchste Gebot ist!
    Gerardo:
    Was denn? – Vielleicht gar deine Liebe zu mir?? – Das sagt jede! – Was eine Frau durchsetzen will, nennt sie gut , und wer sich ihr nicht fügt, ist ein schlechter Mensch. Das kommt von den Komödienschreibern. Um volle Häuser zu haben, stellen sie die Welt auf den Kopf und nennen es großherzig, wenn eine Frau Kinder und Familie ins Verderben stürzt, um ihrem Sinnengenuß nachzulaufen. Ich lebe auch gern wie die Turteltauben. Aber seit ich auf der Welt bin, habe ich erst meiner Pflicht gehorcht. Wenn sich dann Gelegenheit bot, habe ich allerdings in vollen Zügen genossen. Aber wer seiner Pflicht nicht nachkommt, ist nicht berechtigt, auch nur die geringsten Anforderungen an andere Menschen zu stellen.
    Helene
abgewandt traumhaft:
    Das gibt keinem Toten das Leben wieder …
    Gerardo
nervös:
    Helene, ich will dir ja dein Leben zurückgeben! Ich will dir ja wiedergeben, was du mir geopfert hast! Nimm es doch nur um Gottes willen! Zum Teufel noch mal, so viel ist es doch nicht! – Helene, wie kann sich eine Frau so schmachvoll erniedrigen ! Wo ist dein Selbstgefühl! – Mit welcher Verachtung hättest du mich in meine Schranken zurückgewiesen, wenn ich mich in dich verliebt hätte, wenn ich hätte eifersüchtig sein wollen! Was bin ich in den Augen deiner Gesellschaft! Ein Mensch, der sich allabendlich zum Hanswurst macht! – Helene, willst du dich für einen Mann hinschlachten, den hundert Frauen vor dir geliebt haben, den hundert Frauen nach dir lieben werden, ohne sich eine Sekunde in ihrer Behaglichkeit stören zu lassen! Soll ich dein warm vergossenes Blut vor Gott und der Welt lächerlich machen?
    Helene
abgewandt:
    Ich weiß sehr wohl, daß ich Ungeheures von dir verlange, aber – – was soll ich anderes tun …
    Gerardo
beruhigend:
    Ich habe dir gegeben, Helene, was ich zu geben habe. Mehr als ich dir war, kann ich keiner Prinzessin sein. Ich könnte dich höchstens noch todunglücklich machen. – Gib mich jetzt frei! – – Ich verstehe ja, wie schwer es dich ankommt, aber – man fürchtet oft, sterben zu müssen. Ich zittre auch oft für mein Leben – reizbar, wie man als Künstler durch seinen Beruf wird! – Man glaubt gar nicht, wie rasch man darüber wegkommt. – Finde dich doch damit ab, Helene, daß unser Leben Zufall ist. – Wir haben uns ja nicht gesucht, weil wir uns liebten; wir haben uns geliebt, weil wir uns fanden! Wir haben einander nicht einmal nach dem Vornamen gefragt. – – –
(Die Achseln zuckend:)
Ich soll die Folgen meiner Handlungen tragen, Helene? – Wolltest du es mir im Ernste verdenken, daß ich dich nicht abweisen ließ, als du unter dem Vorwand hierherkamst, deine Stimme von mir prüfen zu lassen? – Dafür schätzest du deine Vorzüge doch wohl zu hoch; dazu kennst du dich zu gut; dazu bist du zu stolz auf deine Schönheit. – Warst du dir denn deines Sieges nicht vollkommen gewiß, als du hereinkamst?
    Helene
abgewandt:
    Was war ich vor acht Tagen! Und was – was bin ich jetzt!
    Gerardo
sehr sachlich:
    Helene, leg dir selber die Frage vor: Welche Wahl bleibt einem Manne in einem solchen Falle. Du giltst allgemein als die schönste Frau der Stadt. Soll ich mir nun als Künstler den Ruf eines Bärenhäuters zuziehen, der sich in seinen vier Wänden vor jedem Damenbesuch abschließt? – Die zweite Eventualität ist die, daß ich dich empfange und mich so stelle, als verstände ich nicht, was du von mir willst. Dadurch bringe ich mich, ohne es im geringsten zu verdienen, in den Ruf eines Dummkopfes. – Dritte Eventualität:

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