Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
Vom Netzwerk:
ihn zu schreiben.
    v. Keith
sich umwendend
    Wie beliebt?
    Molly
    Ich weiß, du bist wieder mitten in der Arbeit.
    v. Keith
    Wovon wolltest du reden?
    Molly
    Ich habe einen Brief aus Bückeburg.
    v. Keith
    Von deiner Mama?
    Molly
sucht den Brief aus der Tasche und liest
    »Ihr seid uns jeden Tag willkommen. Ihr könnt die beiden Vorderzimmer im dritten Stock beziehen. Ihr könnt dann in Ruhe abwarten, bis eure Verhandlungen in München zum Abschluß gelangen.«
    v. Keith
    Siehst du denn aber nicht ein, mein liebes Kind, daß du durch solche Schreibereien meinen Kredit untergräbst?
    Molly
    Wir haben morgen kein Brot auf dem Tisch.
    v. Keith
    Dann speisen wir im Hotel Continental.
    Molly
    Da bringe ich nicht einen Happen hinunter vor Angst, daß uns der Gerichtsvollzieher derweil unsere Betten versiegelt.
    v. Keith
    Der überlegt sich das noch. Warum lebt in deinem Köpfchen kein anderer Gedanke als Essen und Trinken! Du könntest dich deines Daseins so unendlich mehr erfreuen, wenn du etwas mehr Würdigung für seine Lichtseiten hättest. Du hegst eine unbezähmbare Liebhaberei für das Unglück.
    Molly
    Ich finde, du hegst diese Liebhaberei für das Unglück! Anderen Menschen fällt ihr Lebensberuf zu leicht, sie brauchen mit keinem Gedanken daran zu denken. Dafür existieren sie eins fürs andere in ihrem behaglichen Heim, wo ihrem Glück nichts in die Quere kommt. Und du, bei all deinen Geistesgaben, wirtschaftest wie ein Rasender auf deine Gesundheit ein, und dabei ist tagelang nicht ein Pfennig im Haus.
    v. Keith
    Aber du hast doch noch jeden Tag satt zu essen gehabt! Daß du nichts für Toiletten ausgibst, ist wahrhaftig nicht meine Schuld. Sobald dieser Zeitungsartikel geschrieben ist, habe ich dreitausend Mark in der Hand. Dann nimm eine Droschke und kauf alles zusammen, worauf du dich im Augenblick besinnen kannst.
    Molly
    Der bezahlt dir für das Bild so gewiß dreitausend Mark, wie ich mir deinetwegen seidene Strümpfe anziehe.
    v. Keith
erhebt sich unwillig
    Du bist ein Juwel!
    Molly
fliegt ihm an den Hals
    Habe ich dir weh getan, mein Herz? Verzeih mir, bitte! Was ich dir eben sagte, das ist meine heiligste Überzeugung.
    v. Keith
    Wenn das Geld auch nur bis morgen abend reicht, dann werde ich das Opfer schon nicht zu bedauern haben!
    Molly
heulend
    Ich wußte, wie häßlich es von mir war. Schlag mich doch nur!
    v. Keith
    Der Feenpalast ist nämlich so gut wie gesichert.
    Molly
    Dann laß mich wenigstens deine Hand küssen. Ich beschwöre dich, laß mich deine Hand küssen.
    v. Keith
    Wenn ich nur noch einige Tage meine Haltung bewahren kann.
    Molly
    Auch das nicht! Wie kannst du so unmenschlich sein!
    v. Keith
zieht die Hand aus der Tasche
    Es wäre doch vielleicht nachgerade Zeit, daß du mit dir zu Rate gehst, sonst kommt die Erleuchtung plötzlich von selbst.
    Molly
seine Hand mit Küssen bedeckend
    Warum willst du mich denn nicht schlagen? Ich habe es mir doch so redlich verdient!
    v. Keith
    Du betrügst dich um dein Lebensglück mit allen Mitteln, die eine Frau zu ihrer Verfügung hat.
    Molly
springt empört auf
    Bilde dir doch nicht ein, daß ich mich durch deine Courmachereien in Schrecken jagen lasse! Uns beide umschlingt ein zu festes Band. Wenn das einmal reißt, dann halte ich dich nicht mehr; aber solange du im Elend bist, gehörst du mir.
    v. Keith
    Das wird dir zum Verhängnis, Molly, daß du mein Glück mehr fürchtest als den Tod. Wenn ich morgen die Arme frei habe, dann hältst du es nicht eine Minute mehr bei mir aus.
    Molly
    Dann ist ja alles gut, wenn du das weißt.
    v. Keith
    Ich bin aber in keinem Elend!
    Molly
    Erlaube mir nur so lange, bis du die Arme frei hast, noch für dich zu arbeiten.
    v. Keith
setzt sich wieder an den Schreibtisch
    Tue, was du nicht lassen kannst! Du weißt, daß mir an einer Frau nichts unsympathischer ist, als wenn sie arbeitet.
    Molly
    Um deinetwillen mache ich noch keinen Affen und keinen Papagei aus mir. Wenn ich mich an den Waschtrog stelle, statt halbnackt mit dir auf Redouten zu fahren, so werde ich dich damit wohl nicht zugrunde richten.
    v. Keith
    Dein Starrsinn hat etwas überirdisches.
    Molly
    Das glaube ich, daß das deine Kapazität übersteigt!
    v. Keith
    Wenn ich dich auch begriffe, damit wäre dir leider noch nicht geholfen.
    Molly
triumphierend
    Ich brauche es dir auch nicht auf die Nase zu binden, aber ich gebe es dir schwarz auf weiß, wenn du willst! Ich verdiente ja mein Lebensglück nicht, wenn ich mir dir gegenüber den

Weitere Kostenlose Bücher