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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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die Wäscherin einen Hemdkragen verwechselt haben?
    Scholz
    Sie scheinen wirklich schon ganz gut über mich unterrichtet zu sein. Wollen Sie mir nicht erlauben, daß ich Sie einmal in Ihrem Atelier besuche?
    Saranieff
    Wenn es Ihnen recht ist, trinken wir jetzt gleich unseren Kaffee bei mir. Sie finden dann auch Ihre Simba noch dort.
    Scholz
    Simba? – Simba? – Sie reden immer von Simba. Das Mädchen sagte mir doch, daß sie Kathi hieße!
    Saranieff
    Von Natur heißt sie Kathi; aber der Marquis von Keith hat sie Simba getauft.
    Scholz
zu v. Keith
    Das bezieht sich wohl auf ihre wundervollen roten Haare?
    v. Keith
    Darüber kann ich dir mit dem besten Willen keine Auskunft geben.
    Saranieff
    Sie hat es sich auf meinem persischen Diwan bequem gemacht und schläft vorläufig noch ihren Katzenjammer von gestern aus.
    Molly Griesinger kommt aus dem Wohnzimmer und legt Saranieff ein Kuvert vor.
    Saranieff
    Heißen Dank, gnädige Frau; Sie sehen, ich habe schon alles aufgegessen. Verzeihen Sie, daß ich noch nicht Gelegenheit nahm, Ihnen die Hand zu küssen.
    Molly
    Sparen Sie Ihre Komplimente doch für würdigere Gelegenheiten!
    Es läutet auf dem Korridor; Molly geht, um zu öffnen.
    v. Keith
sieht nach der Uhr und erhebt sich
    Sie müssen mich entschuldigen, meine Herren.
(Ruft)
Sascha!
    Saranieff
wischt sich den Mund
    Bitte, wir fahren natürlich mit.
(Er und Scholz erheben sich.)
    Sascha kommt mit der Garderobe aus dem Wartezimmer und hilft v. Keith und Scholz in den Paletot.
    Scholz
zu v. Keith
    Warum sagst du mir denn gar nicht, daß du verheiratet bist?
    v. Keith
    Laß mich dir deine Krawatte in Ordnung bringen.
(Er tut es)
Du mußt etwas mehr Sorgfalt auf dein Äußeres verwenden.
    Molly kommt mit Hermann Casimir vom Vorplatz zurück.
    Molly
    Der junge Casimir bittet um die Ehre.
    v. Keith
zu Hermann
    Haben Sie gestern meine Grüße ausgerichtet?
    Hermann
    Die Frau Gräfin wartete selbst auf Geld von Ihnen!
    v. Keith
    Warten Sie einen Augenblick auf mich. Ich bin gleich zurück.
(Zu Scholz und Saranieff)
Ist es Ihnen recht, meine Herren?
    Saranieff
Sascha seinen Hut abnehmend
    Mit Ihnen durch dick und dünn!
    Sascha
    Der Wagen wartet, Herr Baron.
    v. Keith
    Setz dich zum Kutscher!
    Scholz, Saranieff, v. Keith und Sascha ab.
    Molly
kramt das Frühstücksgeschirr zusammen
    Nimmt mich nur wunder, was Sie in diesem Narrenturm suchen! Sie blieben doch wirklich vernünftiger bei Ihrer Frau Mama zu Hause!
    Hermann
will sofort das Zimmer verlassen
    Meine Mutter lebt nicht mehr, gnädige Frau; aber ich möchte nicht lästig sein.
    Molly
    Um Gottes willen, bleiben Sie nur! Sie genieren hier niemanden. – Aber diese unmenschlichen Eltern, die ihr Kind nicht vor dem Verkehr mit solchen Strauchdieben schützen! – Ich hatte mein glückliches Vaterhaus wie Sie und war weder älter noch klüger als Sie, als ich, ohne mir was dabei zu denken, den Sprung ins Bodenlose tat.
    Hermann
sehr erregt
    Der Himmel erbarme sich mein – ich muß notwendig einen Weg wählen! Ich gehe zugrunde, wenn ich noch länger hier in München bleibe! Aber der Herr Marquis wird mir seine Hilfe verweigern, wenn er ahnt, was ich vorhabe. Ich bitte Sie, gnädige Frau, verraten Sie mich nicht!
    Molly
    Wenn Sie wüßten, wie es mir ums Herz ist, Sie hätten keine Angst, daß ich mich um Ihre Geschichte bekümmere! Wenn es Ihnen nur nicht noch schlimmer geht als mir! Hätte mich meine Mutter arbeiten lassen, wie ich jetzt arbeite, statt mich jeden freien Nachmittag Schlittschuh laufen zu schicken, ich hätte heute mein Lebensglück noch vor mir!
    Hermann
    Aber – wenn Sie so grenzenlos unglücklich sind und wissen, – daß Sie noch glücklich werden können, warum – warum lassen Sie sich denn dann nicht scheiden?
    Molly
    Reden Sie doch um Gottes willen nicht über Dinge, von denen Sie nichts verstehen! Wenn man hingehen will, um sich scheiden zu lassen, dann muß man erst einmal verheiratet sein.
    Hermann
    Verzeihen Sie, ich – meinte, Sie wären verheiratet.
    Molly
    Ich will mich hier weiß Gott über niemanden beklagen! Aber um sich zu verheiraten, hat man nun einmal in der ganzen Welt zuerst Papiere nötig. Und das ist ja unter seiner Würde, Papiere zu haben!
(Da es auf dem Korridor läutet)
Von früh bis spät geht es wie in einem Postbüro!
(Ab nach dem Vorplatz.)
    Hermann
sich sammelnd
    Wie konnte ich mich nur so verplappern!
    Molly geleitet die Gräfin Werdenfels herein.
    Molly
    Wenn Sie hier vielleicht auf meinen Mann warten

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