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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Freund. Auf fünf Minuten kommt es nicht an.
    v. Keith
zu Grandauer
    Wollen Sie bitte halten. – Was Sie hier sehen, ist der große Konzertsaal mit entfernbarem Plafond und Oberlicht, so daß er im Sommer als Ausstellungspalast dienen kann. Daneben ein kleinerer Bühnensaal, den ich durch die allermodernste Kunstgattung populär machen werde, wissen Sie, was so halb Tanzboden und halb Totenkammer ist. Das Allermodernste ist immer die billigste und wirksamste Reklame.
    Ostermeier
    Hm – haben S' auch auf die Toiletten nicht vergessen?
    v. Keith
    Hier sehen Sie die Garderoben- und Toilettenverhältnisse in durchgreifendster Weise gelöst. – Hier, Herr Baumeister, der Frontaufriß: Auffahrt, Giebelfeld und Karyatiden.
    Krenzl
    I mecht denn aber fei net mit von dena Karyatiden sein!
    v. Keith
    Das ist doch ein Scherz von mir, mein verehrter Herr!
    Krenzl
    Was saget denn mei Alte, wann i mi da heroben wollt als Karyatiden aushauen lassen, nachher noch gar an eim Feenpalast!
    Grandauer
    Wissens, mir als Restaratär is halt d' Hauptsach bei dera G'schicht, daß i Platz hab.
    v. Keith
    Für die Restaurationslokalitäten, mein lieber Herr Grandauer, ist das ganze Erdgeschoß vorgesehen.
    Grandauer
    Zum Essen und Trinken megen d' Leit halt net so eingepfercht sein als wie beim Kunstgenuß.
    v. Keith
    Für den Nachmittagskaffee, lieber Herr Grandauer, haben Sie hier eine Terrasse im ersten Stock mit großartiger Aussicht auf die Isaranlagen.
    Ostermeier
    I mecht Sie halt nur noch bitten, verehrter Freund, daß Sie uns Ihre Eröffnungsbilanz sehen lassen.
    v. Keith
ein Schriftstück produzierend
    Viertausend Anteilscheine à fünftausend, macht rund zwanzig Millionen Mark. – Ich gehe von der Bedingung aus, meine Herren, daß jeder von uns vierzig Vorzugsaktien zeichnet und schlankweg einzahlt. Die Rentabilitätsberechnung, sehen Sie, ist ganz außergewöhnlich niedrig gestellt.
    Krenzl
    Es fragt sich jetzt halt nur noch, ob der Magistrat die Bedürfnisfrag bejaht.
    v. Keith
    Deshalb wollen wir außer den Aktien eine Anzahl Genußscheine ausgeben und der Stadt einen Teil davon zu wohltätigen Zwecken zur Verfügung stellen. – Für die Vorstandsmitglieder sind zehn Prozent Tantiemen vom Reingewinn vor Abzug der Abschreibungen und Reserven vorgesehen.
    Ostermeier
    Alles was recht ist. Mehr kann man nicht verlangen.
    v. Keith
    Den Börsenmarkt muß man etwas bearbeiten. Ich fahre deshalb morgen nach Paris. Heute in vierzehn Tagen findet unsere Gründungsfeier in meiner Villa an der Brienner Straße statt.
    Anna zuckt zusammen.
    Ostermeier
    Wann S' bis zu dera Gründungsfeier halt nur auch den Konsul Casimir dazu brächten, daß er mitmacht!
    Krenzl
    Das wär halt g'scheit. Wann mir den Konsul Casimir haben, nachher sagt der Magistrat eh' zu allem ja.
    v. Keith
    Ich hoffe, meine Herren, wir werden schon vor dem Fest eine Generalversammlung einberufen können. Da werden Sie sehen, ob ich Ihre Anregungen in bezug auf den Konsul Casimir zu berücksichtigen weiß.
    Ostermeier
schüttelt ihm die Hand
    Dann wünsche ich vergnügte Reise, verehrter Freund. Lassen Sie uns aus Paris etwas hören.
(Sich gegen Anna verbeugend)
Habe die Ehre, mich zu empfehlen; mein Kompliment.
    Grandauer
    Ich empfehle mich; habe die Ehre, guten Nachmittag zu wünschen.
    Krenzl
    Meine Hochachtung. Servus!
    v. Keith geleitet die Herren hinaus.
    Anna
nachdem er zurückgekommen
    Was in aller Welt fällt dir denn ein, deine Gründungsfeier in meinem Haus zu veranstalten?!
    v. Keith
    Ich werde dir in Paris eine Konzerttoilette anfertigen lassen, in der du zum Singen keine Stimme mehr nötig hast.
(Zu Raspe)
Von Ihnen, Herr Kriminalkommissär, erwarte ich, daß Sie an unserer Gründungsfeier die Gattinnen der drei Karyatiden mit dem ganzen Liebreiz Ihrer Persönlichkeit bezaubern.
    Raspe
    Die Damen werden sich nicht über mich zu beklagen haben.
    v. Keith
ihm Geld gebend
    Hier haben Sie dreihundert Mark. Ein Feuerwerk bringe ich aus Paris mit, wie es die Stadt München noch nicht gesehen hat.
    Raspe
das Geld einsteckend
    Das hat er von dem Genußmenschen bekommen.
    v. Keith
zu Anna
    Ich verwerte jeden Sterblichen seinen Talenten entsprechend und muß meinen näheren Bekannten Herrn Kriminalkommissär Raspe gegenüber etwas Vorsicht anempfehlen.
    Raspe
    Wenn man, wie Sie, wie vom Galgen geschnitten aussieht, dann ist es keine Kunst, ehrlich durchs Leben zu kommen. Ich wollte sehen, wo Sie mit meinem Engelsgesicht heute steckten!
    v. Keith
    Ich hätte mit

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