Dramen
gescheitelt.
Molly
Mein Mann ist nicht zu Hause. –
(Ab)
Casimir
geht, ohne jemanden zu grüßen, auf Hermann zu
Da ist die Türe! – – In dieser Räuberhöhle muß ich dich aufstöbern!
Hermann
Du würdest mich hier auch nicht suchen, wenn du nicht für deine Geschäfte fürchtetest!
Casimir
dringt auf ihn ein
Willst du still sein! – Ich werde dir Beine machen!
Hermann
zieht einen Taschenrevolver
Rühr mich nicht an, Papa! – Rühr mich nicht an! Ich erschieße mich, wenn du mich anrührst!
Casimir
Das bezahlst du mir, wenn du zu Hause bist!
Raspe
Wer läßt sich denn auch wie ein Stück Vieh behandeln!
Casimir
Beschimpfen lassen soll ich mich hier noch!…
Anna
tritt ihm entgegen
Bitte, mein Herr, das gibt ein Unglück. Werden Sie erst selbst ruhig.
(Zu Hermann)
Seien Sie vernünftig; gehen Sie mit Ihrem Vater.
Hermann
Ich habe zu Hause nichts zu suchen. Er merkt es nicht einmal, wenn ich mich sinnlos betrinke, weil ich nicht weiß, wozu ich auf der Welt bin!
Anna
Dann sagen Sie ruhig, was Sie beabsichtigen; aber drohen Sie Ihrem Vater nicht mit dem Revolver. Geben Sie mir das Ding.
Hermann
Das könnte mir einfallen!
Anna
Sie werden es nicht bereuen. Ich gebe ihn Ihnen zurück, wenn Sie ruhig sind. – Halten Sie mich für eine Lügnerin?
Hermann gibt ihr zögernd den Revolver.
Anna
Jetzt bitten Sie Ihren Vater um Verzeihung. Wenn Sie einen Funken Ehre im Leibe haben, können Sie von Ihrem Vater nicht erwarten, daß er den ersten Schritt tut.
Hermann
Ich will aber nicht zugrunde gehen!
Anna
Erst bitten Sie um Verzeihung. Seien Sie fest überzeugt, daß Ihr Vater dann auch mit sich reden läßt.
Hermann
– Ich – ich – bitte dich um…
(Er sinkt in die Knie und schluchzt.)
Anna
sucht ihn aufzurichten
Schämen Sie sich! Blicken Sie doch ihrem Vater in die Augen!
Casimir
Die Nerven seiner Mutter!
Anna
Beweisen Sie Ihrem Vater, daß er Vertrauen zu Ihnen haben kann. – Jetzt gehen Sie nach Hause, und wenn Sie ruhig geworden sind, dann setzen Sie Ihrem Vater Ihre Pläne und Wünsche auseinander. –
(Sie geleitet ihn hinaus.)
Casimir
zu Raspe
Wer ist diese Dame?
Raspe
Ich sehe sie heute seit zwei Jahren zum erstenmal wieder. Damals war sie Verkäuferin in einem Geschäft in der Perusastraße und hieß Huber, wenn ich mich recht erinnere. Aber wenn Sie etwas Näheres wissen wollen…
Casimir
Ich danke Ihnen. Gehorsamer Diener!
(Ab.)
Molly kommt aus dem Wohnzimmer, um das Frühstücksgeschirr hinauszutragen.
Raspe
Entschuldigen Sie, gnädige Frau; hatte der Herr Baron wirklich die Absicht, vor Tisch noch zurückzukommen?
Molly
Ich bitte Sie um Gottes willen, fragen Sie mich nicht nach solchen Lächerlichkeiten!
Anna
kommt vom Vorplatz zurück, zu Molly
Darf ich Ihnen nicht vielleicht etwas abnehmen?
Molly
Sie fragen mich auch noch, ob Sie mir nicht vielleicht etwas…
(Den Präsentierteller wieder auf den Tisch setzend)
Räume den Tisch ab, wer will; ich habe nicht daran gegessen! –
(Ins Wohnzimmer ab.)
Raspe
Das haben Sie einfach tadellos gemacht mit dem Jungen.
Anna
Setzt sich wieder zum Schreibtisch
Ich beneide ihn um die Equipage, in der ihn sein Alter nach Hause fährt.
Raspe
Sagen Sie mir, was ist denn eigentlich aus diesem Grafen Werdenfels geworden, der damals vor zwei Jahren ein Champagnergelage nach dem andern gab?
Anna
Ich trage seinen Namen.
Raspe
Das hätte ich mir doch denken können! – Wollen Sie dem Herrn Grafen, bitte, meinen aufrichtigsten Glückwunsch zu seiner Wahl aussprechen?
Anna
Das ist mir nicht mehr möglich.
Raspe
Sie leben selbstverständlich getrennt?
Anna
Selbstverständlich, ja.
(Da Stimmen auf dem Korridor laut werden)
Ich erzähle Ihnen das ein anderes Mal.
v. Keith tritt ein mit den Herren Ostermeier, Krenzl und Grandauer, alle drei mehr oder weniger schmerbäuchige triefäugige Münchner Pfahlbürger. Ihnen folgt Sascha.
v. Keith
Das trifft sich ausgezeichnet, daß ich Sie gleich mit einer unserer ersten Künstlerinnen bekannt machen kann. – Sascha, trag den Kram hinaus!
Sascha mit dem Frühstücksgeschirr ins Wohnzimmer ab.
v. Keith
vorstellend
Herr Bierbrauereibesitzer Ostermeier, Herr Baumeister Krenzl, Herr Restaurateur Grandauer, die Karyatiden des Feenpalastes – Frau Gräfin Werdenfels. Aber Ihre Zeit ist gemessen, meine Herren; Sie wollen die Pläne sehen.
(Nimmt die Pläne vom Schreibtisch und entrollt sie auf dem Mitteltisch.)
Ostermeier
Lassen's Ihnen Zeit, verehrter
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