Dramen
ungeheuerlichen Behauptung gelten! Ähnlichkeit, von der die Zeit keine Spur mehr übrig ließ! Erleuchte mich, o Herr im Himmel, in dieser zehnfachen Todesangst!
König Pietro
Hast du denn ganz vergessen, mein teurer Alexandrion, daß König Nicolo tot ist?!
Der König
Tot? – Wie gütig du redest, weil du mich für wahnsinnig hältst! – Tot? – Wo liegt er begraben?! Ich kämpfte mit den empörten Fluten und rettete mich vor der Stadtmauer ans Land. Aber wer glaubt mir das! Ruft mein Kind her! Es wird mir Rat erteilen, wie es mir hundert und tausend Mal durch seine Klugheit geholfen hat!
Filipo
Ich eile, Euren Leibarzt zu holen, mein gnädiger Vater!
Der König
Mein Kind ruft her! Mein Kind!
Prinzessin Alma
hereinstürzend
Mein Vater! Allmächtiger Gott, ich höre Eure jammervolle Stimme das Haus erfüllen!
Der König
Bin ich König Nicolo oder nicht?!
Alma
Ihr seid König Nicolo, mein Vater! Ängstigt Euch nicht! Was kann man uns heute noch anthun!
Der König
So bist auch du vom Wahnsinn befallen oder eine elende Betrügerin! Sie glauben uns nicht! Womit können wir es ihnen beweisen, damit ich mein Haupt auf den Block legen darf und dir damit ein Zeugnis deiner Geburt hinterlassen?! Schickt ins Gefängnis! Dort hat man die Narben an meinem Körper zu Protokoll genommen. Ich hatte des Königs Namen entweiht. Fluch dem König! hatte ich gerufen. Dieser König war ich! – Aber wo lebt ein Mensch von gesunder Vernunft, der an solche Schicksale glaubt! Daß ich das während all der Jahre nicht bedachte! Wer führt denn Dokumente darüber mit sich, daß sein Haupt zweimal dem Henker verfallen ist! Und nun soll ich der Allmacht Spuren tiefer ergründet haben als je ein Mensch, um schließlich als wahnwitzig zu gelten? – Aber so ist das Leben! So ist das Leben!
König Pietro
Der Anblick deines Schmerzes ist herzerschütternd, Alexandrion! Aber deine Behauptung ist lächerlich!
Alma
Er ist König Nicolo!!
Filipo
Bedenkt Eure Reden, Donna Alma!
Alma
Er ist König Nicolo!!
Der König
Forsche in deinem Hirn, mein kluges teures Kind, ob du nicht irgend ein Mittel weißt, das ihnen die Wahrheit leuchtend wie Sonnenlicht vor Augen bringt!
Alma
Ich schaffe Euch Beweise die Menge, mein Vater, sobald das Urteil von Eurem Haupt genommen ist.
Filipo
War der Name von König Nicolos Tochter nicht Alma?
König Pietro
Tausend Kinder werden auf fürstliche Namen getauft!
Der König
Hörst du's, mein Kind? Einen untrüglichen Beweis! Sonst beschließe ich meinen unseligen Kampf mit der Welt noch im Narrenturm und belade dich auf Lebenszeit mit dem gräßlichsten aller Flüche, mit dem Fluche der Lächerlichkeit!
Alma
Man führe uns zu den Ursulinerinnen!
Filipo
Wäre es möglich! Der König in seines Überwinders Diensten! – Redet, mein Vater! Sprecht ihn frei!
König Pietro
Wer Ihr auch sein mögt, ich enthebe Euch jeder Strafe, die Euch bedroht.
Der König
Und nun die Beweise, mein Kind! Rasch die Beweise! Denn seien sie auch klar wie der Tag, wenn ich tot bin, helfen sie deiner Abkunft so wenig zur Anerkennung, wie es jetzt meine leeren Worte können!
Alma
Die Frau Oberin bei den Ursulinerinnen wird Zeugnis ablegen…
(Entsetzt)
Mein Vater! Jesus Maria, Eure Blicke! Wen sucht Ihr so hilflos! Um Gottes Barmherzigkeit, redet!
Filipo
ist dem König zu Hilfe geeilt
Geht, Donna Alma! Die Kraft droht seine Glieder zu verlassen.
Der König
mit dem Tode ringend, während er von Alma und Filipo auf den Stufen des Thrones gebettet wird
Beweise such' ich! – Beweise! – Wer kann durch seinen Leichnam beweisen, daß er König war! – Es ist die letzte Frist! – Ich bin nicht wahnsinnig! – Eile dich, mein Kind! – Beweise! – – Zu spät! Zu spät! – – So ist das Leben!
Alma
jammernd über ihn gebeugt
Vater! Mein Vater! Hört Ihr mich nicht? Seht mir ins Auge, mein Vater! Wonach langt Eure Hand? Hier kniet Euer Kind neben Euch!
Der König
– Ich danke ab – aber nicht als König – sondern nur – als Mensch…
(Er stirbt)
Alma
O weh, o weh, seine Augen! – Vater! Bewegt Eure Hand! O weh mir, giebt es keine Hilfe? O Jammer über mich, er hört meine Stimme nicht mehr! Seine Wangen fühllos! Wie erwärme ich sein Herz? Eure gewaltige Seele, mein Vater, wo ist sie, daß sie Euch rette! Laßt mich nicht allein, mein Vater! Laßt mich nicht allein! – O weh mir, weh mir, er hat mich verlassen!
König Pietro
für sich
Ich stehe wie ein Geächteter
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