Dramen
…«
(Sich unterbrechend.)
Was steht da? – Ich träume doch nicht? – Ach, das ist ein Witzbold …
BERTA.
Nun?
LAUNHART
liest.
»Sekretär des Internationalen Vereins zur Züchtung von – Rassemenschen …?«
GELLINGHAUSEN.
Von Rassemenschen?
LAUNHART
liest.
»Zur Züchtung von Rassemenschen!« – Gibt es denn solch einen Verein?
BERTA.
Du bist wohl nicht bei Trost!
LAUNHART.
Ich lasse bitten.
Fritz über die Veranda ab.
BERTA.
Du wirst doch diesen Hansnarren nicht ernst nehmen wollen?!
LAUNHART
sich rasch erhebend.
Hansnarren nehme ich verteufelt ernst! Mit Hansnarren macht man bessere Geschäfte als mit Philosophen!
Er geht, die Karte in der Hand, ins Haus und kommt gleich darauf mit Karl Hetmann zurück. – Hetmann ist eine schief gewachsene, unansehnliche Erscheinung, glattrasiert, zahnlos, mit dünnem Haar und großen, von Leidenschaft sprühenden Augen. Er ist schlicht, aber sorgfältig und sauber gekleidet.
LAUNHART
Hetmann die Hand reichend.
Herr Hetmann, nicht wahr? – Wollen Sie bitte Platz nehmen.
HETMANN
setzt sich, ohne es zu wollen so, daß er Fanny in ganzer Figur vor Augen hat.
Ich komme zu Ihnen, Herr Launhart, weil ich gehört habe …
LAUNHART.
Ja, ja, schon gut. – Sagen Sie mal, existiert denn dieser Verein überhaupt?
HETMANN.
Seit bald einem Jahr.
LAUNHART.
In Ihrem Kopfe, ja! – Ich meine aber in Wirklichkeit?
HETMANN.
In Amerika und Deutschland.
LAUNHART.
In Ihrem Kopfe?
HETMANN.
In Wirklichkeit.
LAUNHART.
Wie können Sie uns das beweisen?
HETMANN.
Ihnen, sowie ich Sie beurteile, beweise ich das wohl am besten durch
(Er überreicht ihm einen Prospekt.)
eine Bankabrechnung über die augenblickliche Höhe unseres Vereinsvermögens.
LAUNHART
nachdem er den Prospekt durchgesehen.
Alle Achtung! – Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten?
HETMANN.
Danke, ich rauche nicht. – Ich komme zu Ihnen, weil ich hörte …
LAUNHART.
Ja, ja, schon gut. – Nun sagen Sie mal, was bezweckt denn der Verein eigentlich?
HETMANN.
Schönheit! – Unsere bisherige Moral war auf das menschliche Wohl gerichtet; sie war dazu bestimmt, das Unglück zu bekämpfen und hatte in erster Linie die Unglücklichen ins Auge gefaßt. An dieser Moral wird – auch soweit sie sich an die Opferfreudigkeit der Reichen wendet – kein Wort geändert. Für die Reichen aber habe ich, über die alte Moral hinaus, eine neue geschaffen, deren höchstes Gebot die Schönheit ist.
LAUNHART.
Das ist ausgezeichnet! Kamen Sie ganz von selbst auf den rühmlichen Gedanken?
HETMANN.
Der Gedanke liegt sehr nahe. Der Durst nach Schönheit ist ein nicht minder göttliches Gesetz in uns als der Trieb zur Bekämpfung der Erdenqual!
BERTA.
Schade nur, daß in der ganzen Welt die Erdenqual noch so übergewaltig ist, daß das Vergnügen an der Schönheit ihr gegenüber kaum als Sonnenstäubchen in die Waagschale fällt!
HETMANN.
Um Vergnügen, gnädige Frau, ist es uns nicht zu tun! Unsere Moral fordert Opfer, wie sie noch keine forderte. Die allgemeine Moral steht im Dienste des höchsten menschlichen Glückes, der Familie. Dieses höchste menschliche Glück fordern wir von den Mitgliedern unseres Bundes als erstes Opfer!
BERTA.
Sie wollen also durchaus noch etwas mehr Unglück in die Welt hineinbringen?
LAUNHART.
Ja, ja, schon gut, liebe Berta; laß jetzt den Herrn sprechen!
(Zu Hetmann.)
Verzeihen Sie bitte, ich habe Ihre Moral noch nicht vollkommen verstanden.
HETMANN.
Wenn die Menschen dazu emporsteigen, die Schönheit höher zu achten als Hab und Gut, als Leib und Leben, dann sind die Menschen der Gottheit um eine Stufe näher, als wenn der Sieg über die Erdenqual ihr höchster Preis ist!
LAUNHART.
Das ist selbstverständlich! – Was ich noch fragen wollte – zeichnen sich die Angehörigen Ihres Bundes alle in so hervorragendem Maße durch Schönheit aus wie Sie?
HETMANN.
Ich bin natürlich nicht Mitglied des Bundes; ich bin vom Bund nur als Sekretär in Dienst genommen. Die Mitglieder sind ausschließlich Menschen von auffallender, allgemein bewunderter Schönheit. Sie werden vom Großmeister erwählt. Die Mitglieder machen dem Oberhaupt Vorschläge über die Wahl anderer, über deren wirkliche Aufnahme aber natürlich nur der Großmeister entscheidet.
BERTA.
Ei, jetzt geht mir ein Licht auf! Andere Menschen sollen also mit Glück und Leben bezahlen, was Sie in Ihrem Hirnkasten ausgeheckt haben!
LAUNHART
zu Berta.
Ich bitte mir jetzt Ruhe aus!
HETMANN.
Ob dieser
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