Dramen
kann!
HETMANN
empört.
Glauben Sie denn, ich fürchte mich, für mein Lebenswerk einzutreten, wo es mein Werk fördern kann?! Aber Menschensee len seien der Gewinn! Nicht Zeitungspapier!
Gellinghausen stürzt aus dem Nebenzimmer links aufgeregt herein.
GELLINGHAUSEN.
Um Gottes willen, Herr Hetmann, mir ist eben ein entsetzliches Unglück begegnet. Gerade kommt ein Kriminalbeamter und fordert von mir das Manuskript des Aufsatzes: »Über das Liebesleben in der bürgerlichen Gesellschaft im Vergleich zu demjenigen unserer Haustiere.« Ich weiß nun so wahr, wie ich hier stehe, daß bei uns alle Manuskripte vernichtet werden, sobald sie aus der Druckerei zurückkommen. Ich lege also dem Kriminalbeamten arglos die Korrekturbogen vor, er schlägt die erste Seite auf und findet darunter das Manuskript Ihres Aufsatzes. Wer es da hineingelegt haben kann, ist mir vollkommen rätselhaft.
LAUNHART
steht auf.
Wollen die Herren entschuldigen, ich muß notwendig rasch zu meiner Frau nach Haus. Meine Frau hatte heute morgen die entsetzlichsten Herzkrämpfe. Vergessen Sie doch ja nicht, Herr Hetmann, mit der Fürstin Sonnenburg, wenn sie hierher kommt, noch die Geldangelegenheit zu besprechen.
(Durch die Mitteltür ab.)
GELLINGHAUSEN.
Ich bitte Sie inständig, Herr Hetmann, sich das Unglück durch meine angeborne Tölpelei zu erklären! Ich werde für die zehn Stunden Arbeit, die ich hier täglich verrichte, gar nicht bezahlt und gerate nun bei der peinlichsten Gewissenhaftigkeit auch noch in den Verdacht, ein gemeiner Verräter zu sein! Dieser Ungereimtheit gegenüber kommt mein eigenes Geschick gar nicht für mich in Betracht. Herr Launhart gestattete mir, weil ich das Geld für das Unternehmen hergegeben habe, als mitverantwortlicher Redakteur zu zeichnen. Infolgedessen erwartet mich natürlich das nämliche Schicksal wie ihn und Sie!
Fritz tritt ein und steht stramm.
FRITZ
anmeldend.
Herr Pietro Alessandro Morosini lassen fragen, ob Herr Hetmann für ihn zu sprechen sind.
HETMANN.
Ich lasse bitten.
Fritz ab.
GELLINGHAUSEN
flehentlich.
Also nicht wahr, Herr Hetmann …!
HETMANN
reicht ihm die Hand.
Gewiß!
GELLINGHAUSEN
seine Hand drückend.
Ich danke Ihnen von Herzen!
(Nach links ab.)
Morosini tritt durch die Mitteltür ein.
MOROSINI.
Ich begrüße dich, mein Freund, im Namen unseres Triumphes über die alte Weltanschauung. Ich habe seit gestern noch zweihundert Anmeldungen zu unserm Internationalen Kongreß erhalten!
HETMANN.
Mir ist diese Hochflut des Erfolges verdächtig. Das dauert zwei Winter, dann löst uns irgendeine Tingeltangelspezialität ab!
MOROSINI.
Du wirst zeit deines Lebens nie zufrieden sein! Was verlangst du denn mehr, als daß uns die Opferwilligkeit in hellen Haufen zuströmt? Du kannst von hier keine zehn Schritte tun, ohne daß sich um dich ein Volksauflauf sammelt, der dich mit der Aufdringlichkeit ausgehungerter Wölfe um ein Wort deiner Weisheit anfleht. – Von mir ganz zu schweigen!
HETMANN.
Wenn du wüßtest, wie ich die Abgötterei verabscheue! Aber da sich Menschenseelen nun einmal ohne ein Idol dauernd nicht fesseln lassen, gab ich ihnen in dir ein Götzenbild. Freilich hoffte ich, du werdest etwas mehr auf Wahrung deiner Würde bedacht sein!
MOROSINI.
Ich bin ein ganz gewöhnlicher Alltagsmensch und sehe mich durch meine einnehmende Persönlichkeit von einem Tag auf den andern zum unverantwortlichen Oberhaupt der gewaltigsten Kulturbewegung erhoben! Wenn du mich nicht täglich von neuem durch unerbittliche Strenge im Zaum hältst und in meinem Selbstbewußtsein hebst, dann werde ich bei jedem Anlaß Gefahr laufen, in meine frühere Geistlosigkeit zurückzuverfallen. – Aber sag mir, wie steht es mit der Sicherheit unseres Kongresses? Mir stehen die Haare zu Berge bei dem Gedanken, daß die Damen, die sich aus zwei Weltteilen bei uns zusammenfinden, durch ein einziges Machtwort von oben in alle Winde auseinandergejagt werden können!
HETMANN
begeistert.
Etwas Herrlicheres wüßte ich mir nicht zu denken! An unserm ersten Internationalen Kongreß auseinandergesprengt zu werden, das führt unter unserer Vereinigung die Grundmauern auf!
MOROSINI.
Ich sehe die Dinge im Geiste genau, wie sie kommen werden! Der Mittelpunkt der allgemeinen Anbetung an dem Kongreß bist natürlich du, wie du, ohne es zu wollen, ohnehin schon Weltberühmtheit geworden bist. Und mich, der ich meine Würde wahren soll, sieht man lächelnd über die Achsel weg als Scheingroße an. – Was
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