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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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bitte. Wo ist denn das …
    BERTA.
    Soll ich dir vielleicht Tinte und Feder besorgen?
    LAUNHART.
    Danke, ich habe eine Füllfeder bei mir. Das würde also lauten …?
(Zu Gellinghausen.)
Sie müssen wirklich verzeihen; das ist reine Vergeßlichkeit von mir.
(Schreibt mit der Füllfeder.)
»Paragraph sechs: Herr Heinrich Gellinghausen erhält von der Firma ein Gehalt von Mark tausend, in Worten eintausend Mark ausbezahlt.«
(Zieht sein eigenes Exemplar aus der Tasche.)
Und hier dasselbe.
(Während er schreibt.)
Wenn Sie sonst noch irgend etwas zu dem Vertrag hinzugesetzt haben möchten – bitte, sagen Sie es frei heraus. Ich schreibe alles, was Sie wünschen.
    GELLINGHAUSEN.
    Ich wüßte nichts von Bedeutung.
    LAUNHART
gibt ihm beide Exemplare zur Einsicht.
    Bitte. – Ihre Braut wird sich außerordentlich darüber freuen, wenn sie hört, daß das Geschäftliche so glatt und prompt zwischen uns erledigt worden ist.
    GELLINGHAUSEN.
    O gewiß, darin haben Sie recht!
    LAUNHART.
    Dann können wir ja gleich unterzeichnen.
    GELLINGHAUSEN.
    Gut, ich bin dabei, wenn es Ihnen recht ist.
(Nimmt die Feder.)
Den wievielten haben wir heute doch?
    LAUNHART.
    Den 3. September, glaube ich.
    GELLINGHAUSEN
schreibt und spricht.
    »Den 3. September 1900 und
(Spricht die Jahreszahl des betreffenden Jahres.)
Heinrich Gellinghausen.«
(Gibt den Vertrag an Launhart.)
    Hier, bitte.
    LAUNHART.
    Danke,
(Die Feder nehmend.)
Darf ich bitten.
(Er unterzeichnet das andere Exemplar, gibt es an Gellinghausen und steckt sein eigenes in die Tasche.)
So!
(Zu Berta.)
Jetzt könntest du uns ja vielleicht eine Tasse Tee kommen lassen.
    BERTA.
    Der Tee wird schon fertig sein. Wenn die Herren nur in den Salon gehen wollen. Hier scheint jetzt nämlich gleich die Sonne her.
(Nach der Gartentür sehend.)
Sieh, da kommt ja auch Fanny gerade zur rechten Zeit!
    Fanny Kettler, den Hut in der Hand, tritt zur Gartentür ein und eilt auf Gellinghausen zu. Sie umarmen und küssen sich.
    FANNY.
    Ah, mein liebster Schatz, das ist schön von dir, daß du auf mein Telegramm gleich gekommen bist! Aber warum telegrafierst du uns nicht, mit welchem Zug du kommst! Ich hätte dich dann doch vom Bahnhof abholen und zuerst zu uns hinüberführen können! Wir wohnen hier, gleich gegenüber.
    GELLINGHAUSEN.
    Ich dachte, ich würde mich hier schon allein zurechtfinden. Aber – könnte ich dich nicht vielleicht rasch nur einen Moment allein sprechen?
    LAUNHART.
    Bitte – wir gehen hinein, Berta – Sie kommen dann auch gleich zum Tee, nicht wahr?
    GELLINGHAUSEN.
    Danke.
    Launhart und Berta gehen in die Villa.
    GELLINGHAUSEN.
    Du schriebst mir vor drei Tagen, daß der Architekt Padinsky hiergewesen sei und du mit ihm gesprochen habest.
    FANNY.
    Ja, gewiß.
    GELLINGHAUSEN.
    Ich bitte dich, liebe Fanny, mit diesem Herrn in Zukunft nicht mehr zu sprechen. Die Gründe dafür kann ich dir jetzt leider nicht nennen. Ich werde sie dir sagen, sobald wir verheiratet sind.
    FANNY.
    So?! – Dafür danke ich dir! Dessen war ich vollkommen sicher!
    GELLINGHAUSEN.
    Wieso? – Wessen warst du sicher?
    FANNY.
    Daß du so sprechen werdest!
    GELLINGHAUSEN.
    Ja – Fanny – weißt du denn, was er getan hat?
    FANNY.
    Allerdings weiß ich das! Ich habe ihm ja selbst die Erlaubnis dazu geben müssen.
    GELLINGHAUSEN.
    Die Erlaubnis, daß er
(Nimmt einen Brief aus der Tasche.)
mir diesen Brief schreibt?!
    FANNY.
    Ja.
    GELLINGHAUSEN.
    Das muß ein Irrtum sein, Fanny. – Weißt du denn, was in dem Briefe steht?
    FANNY.
    Ja gewiß weiß ich das!
    GELLINGHAUSEN.
    Daß du –
(Besinnt sich.)
Nein, daß ich nur um Gottes willen vor dir das Wort nicht ausspreche …
    FANNY.
    Dann muß ich es aussprechen.
    GELLINGHAUSEN.
    Gut. Sprich du! – Sonst könntest du ja denken, ich hätte auch nur einen Augenblick daran geglaubt!
    FANNY.
    Ah – jetzt verstehe ich dich erst. Du glaubst also nicht daran?
    GELLINGHAUSEN
verwirrt.
    Aber – Fanny …
    FANNY.
    Heute hätte ich es dir doch auf jeden Fall sagen müssen.
    GELLINGHAUSEN
sich an der Tischkante haltend.
    N-nun …?
    FANNY.
    Daß ich – vor vier Jahren – mit einem Herrn – eine Liebesgeschichte hatte.
    GELLINGHAUSEN
schreit auf.
    Fanny?
(Sinkt in einen Sessel.)
    FANNY
halb für sich.
    Also – doch!
    Pause.
    GELLINGHAUSEN.
    Aber nein! – – Das ist das Unglück, daß einem dafür die richtigen Ausdrücke fehlen! – – Selbstverständlich, Fanny, hast du Liebesgeschichten gehabt – und wohl mit verschiedenen Herren – wie sie jedes Mädchen einmal hat

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