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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Universität …!
    VON BRÜHL
Berta liebkosend.
    Reg dich nicht unnötig auf, mein süßes Herz. Es gibt heute noch Aufregung genug!
    BERTA.
    Ich finde es nur höchst sonderbar, daß dieser Herr, der seinerzeit das Hetmannsche Manuskript der Polizei in die Hände gespielt hat, sich hier noch als Hetmanns Beschützer hinstellen will!
    GELLINGHAUSEN
wütend.
    Ich habe sechs Monate im Gefängnis gesessen! Ich habe der Hetmannschen Lehre außer meiner Arbeit und meinem Vermögen meine Freiheit geopfert! Nennen Sie mich einen noch nie dagewesenen Dummkopf, dann haben Sie recht! Ihre Verdächtigungen meines Charakters aber weise ich auf das allerentschiedenste zurück!
    MOROSINI.
    Auf jeden Fall, Fräulein Berta, hat sich Ihr Bruder durch seine unverhoffte Begnadigung als ein Glückskind erwiesen, wie es kein zweites unter der Sonne gibt! Ohne Besinnen hätte ich jeden Moment zehn Flaschen Pommery gewettet, daß Herr Launhart nie wieder unter uns auftauchen würde!
    DIE FÜRSTIN
zu Berta und von Brühl gewendet.
    Herr Launhart wandte sich auch an mich mit der Bitte, an allerhöchster Stelle ein Wort zugunsten seiner Begnadigung einzulegen. Er vergaß dabei, daß man mir meiner geschiedenen Ehe wegen an allerhöchster Stelle nicht gerade das größte Vertrauen entgegenbringt.
    MRS.
nach der andern Seite, zu Gellinghausen gewandt.
    An mich hat sich gewandt Mister Launhart mit gleiche Bitte. Ich ihm schrieb ganz kurz: Herkommen! Strafe in Gefängnis absitzen!
    GELLINGHAUSEN.
    Das glaubte Herr Launhart nicht wagen zu dürfen, weil die Gesundheit seiner Frau durch seine Gefängnishaft hätte gefährdet werden können.
    BERTA.
    Mein Bruder meinte, Ihnen und Karl Hetmann käme es als unverheirateten Männern nicht so genau darauf an, im Gefängnis zu sitzen!
    MOROSINI.
    Aber ist es denn nicht geradezu staunenerregend, meine Damen und Herren, wie das Wiedererscheinen Rudolf Launharts sofort einen frischen Zug in die Ereignisse bringt?! Was leistet Hetmann dagegen! Im Kasinosaal vor acht Tagen wäre er zu Brei zerstampft worden, wenn ich ihn nicht vom Podium gerissen hätte! Worauf geht dieser Schwärmer eigentlich aus! Sollen denn mit Gewalt alle übrigen Menschen auch schön sein?!
    Fritz ist mit einer Flasche Sekt und einem Glas eingetreten, hat beides auf den Tisch gestellt, an dem Hetmann saß, und entkorkt die Flasche.
    FRITZ.
    Hier ist der deutsche Schaumwein!
(Ab.)
    MOROSINI.
    Ich danke sehr! – Ich behaupte und sage: Das einzige Unheil, das uns droht, sind die Hirngespinste dieses Schwärmers, der um alle Schätze Europas nicht begreifen will, daß sich seine Weltanschauung auch auf friedlichem Wege verbreiten läßt!
    Launhart tritt rasch ein; Hetmann folgt ihm.
    LAUNHART.
    Wir sind erkannt worden! Hetmann wurde sofort erkannt, und man versuchte, ihm von unten einen Streichholzständer an den Kopf zu werfen. – Wollen Sie mir denn nicht doch vielleicht noch in letzter Minute verraten, Herr Hetmann, womit Sie die erregte Menge jetzt zur Gewalttätigkeit reizen werden? Herr Gellinghausen läßt dann an die Zeitungen, die morgen früh erscheinen, rasch noch eine kurze Notiz über den voraussichtlichen Verlauf des Abends abgehen.
    HETMANN.
    Ich bitte Sie, jetzt keinerlei Auseinandersetzungen mehr von mir erwarten zu wollen, bis mein Vortrag zu Ende ist.
    LAUNHART.
    Selbstverständlich! Ihr Bedürfnis nach Sammlung empfinde ich Ihnen lebhaft nach. Mein Schwiegervater sagte gestern, daß Sie in Ihrem ganzen Leben keinen genialeren Gedanken gefaßt hätten als diesen Kunstkniff – entschuldigen Sie, es fällt mir augenblicklich kein höflicherer Ausdruck ein – mit dem Sie Ihrer öffentlichen Wirksamkeit einen würdigen Abschluß geben wollen. Ich gestehe Ihnen auch offen, daß ich während all der Jahre gezittert habe, Sie könnten noch durch irgendeine fürchterliche Dummheit den ganzen Erfolg Ihrer Lehren in Frage stellen. Gelingt es Ihnen aber heute, diesen genialsten Einfall Ihres Lebens, wie ihn mein Schwiegervater einschätzt, zu verwirklichen, dann werden ja meine Befürchtungen vollkommen hinfällig!
    HETMANN.
    Es kommt einzig darauf an, ob mein Vorgehen innere Notwendigkeit hat oder nicht.
    LAUNHART.
    Ja, ja, ich weiß schon, was Sie sagen wollen. Der Tod wird zur unerläßlichsten Lebensbedingung. Wissen Sie, was ich schon längst gern mal möchte? Ich möchte ein Eisenbahnunglück mitmachen, bei dem zwanzig Personen zu Krüppeln zerdrückt würden, während ich mit heiler Haut davonkäme. Das wäre eine

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