Dramen
bestellen, Herr Hetmann? Bismarck trank vor großen Debatten immer Sekt.
(Zurückrufend.)
Fritz, eine Flasche Schaumwein!
FRITZ.
Sofort, Herr Launhart.
(Rasch ab.)
HETMANN.
Ich trinke keinen Alkohol, wie Sie wissen. Glücklicherweise hat sich das Publikum zahlreicher eingefunden als vor acht Tagen!
LAUNHART.
Der Saal ist dreimal größer als der Kasinosaal, in dem Sie vor acht Tagen sprachen; trotzdem fällt kein Apfel mehr zur Erde. Ich verstehe noch immer nicht, Herr Hetmann, wie Sie diese zwei Jahre so sündhaft verbummeln konnten! Ihre Popularität ist fast so groß wie die meines Schwiegervaters; und wenn man mich unseres Preßvergehens wegen nicht zufällig begnadigt hätte, dann wäre Ihre Popularität einfach als totes Kapital verschimmelt! – Wollen Sie uns übrigens nicht mitteilen, worüber Sie heute abend sprechen werden?
HETMANN.
Das werden Sie ja noch früh genug hören.
LAUNHART.
Ich bin aufs äußerste gespannt, wie Sie die Herausforderungen noch überbieten wollen, die Sie der Versammlung im Kasinosaal ins Gesicht schleuderten. Eine empörendere Beleidigung läßt sich doch eigentlich schon nicht mehr ausdenken als der Hohn, mit dem Sie die triefäugigen Bürgersleute ihrer Häßlichkeit wegen überschütteten; vor allem der unverfrorenen Schamlosigkeit wegen, mit der sie ihre Häßlichkeit zur Schau tragen! Jedenfalls hat man Ihren Angriff nur deshalb nicht ernst genommen, weil Sie selber nicht gerade schön sind. Hoffentlich gelingt es Ihnen heute abend, ernst genommen zu werden!
HETMANN.
Was ich heute sage, hat seit Bestehen der Welt noch niemand ausgesprochen. Und das Wort braucht nur ausgesprochen zu werden, um in den Ohren der Menschen nicht mehr zu verstummen.
LAUNHART.
Sie müssen die Versammlung vor allem in einem Punkte aufs Korn nehmen, in dem Sie selber vollkommen unantastbar sind. Die ganze letzte Nummer unseres Blattes besteht aus Notizen über Ihr Wiederauftreten! In achtzigtausend Exemplaren ist dem Publikum Ihre Berühmtheit wieder vor Augen geführt. Den prompten Erfolg dieser Reklame sehen Sie in der tausendköpfigen Menge, die heute kampfbereit auf Ihre Angriffe wartet.
HETMANN.
Kann man sich dieses Publikum nicht vorher einen Augenblick ansehen, ohne selber bemerkt zu werden?
LAUNHART.
Selbstverständlich! Kommen Sie! Ihren Sekt trinken Sie nachher! Oben rechts ist eine vergitterte Loge, aus der man einen herrlichen Überblick über den Saal hat!
Launhart und Hetmann ab.
MOROSINI.
Ich, meine Damen und Herren, sehe mit dem besten Willen nicht ein, wie solch lebensgefährliche Veranstaltungen dem Verein zur Züchtung von Rassemenschen zu neuem Leben verhelfen sollen!
MRS. GRANT.
Ich denke, daß Verein hat erreicht alles, was Verein hat gewollt erreichen. Aber wo sind Früchte von die Verein? Endlich wir wollen haben Früchte von die Verein!
DIE FÜRSTIN.
Ich finde, der Verein hat seit seiner Gründung die reichlichsten Früchte getragen! Schützen wir ihn vor abenteuerlichen Experimenten, die sein Fortbestehen unmöglich machen!
GELLINGHAUSEN.
Ich bin beauftragt, meine Damen und Herren, Sie vor Eröffnung der Versammlung noch einmal daran zu erinnern, daß wir uns durch unser Wort verpflichtet haben, nur darüber zu wachen, daß Herr Hetmann seinen Vortrag ungehindert zu Ende führen kann, uns aber jeder Parteinahme für Herrn Hetmann nach Beendigung seines Vertrages zu enthalten.
MOROSINI.
Fräulein Fanny Kettler muß gewaltig viel von unserem persönlichen Mut halten, daß sie Ihnen noch extra diesen Auftrag erteilt hat!
BERTA.
Wir haben uns verpflichtet, uns jeder Parteinahme für Hetmann zu enthalten in der Voraussicht, daß wir ihm dadurch erst recht zum Siege verhelfen! Schlechterdings handelt es sich heute aber wieder einmal darum, einer großangelegten internationalen Geldspekulation auf die Beine zu helfen!
GELLINGHAUSEN.
Ich finde es unverantwortlich von Ihnen, Fräulein Launhart, daß Sie sich in diesem Augenblick einer so gehässigen Bemerkung nicht enthalten können!
VON BRÜHL.
Darf ich Sie ersuchen, Herr Gellinghausen, meine Braut nicht zu beleidigen!
BERTA
zu Gellinghausen.
Mein Bräutigam und ich sind zum wenigsten ebenso treue Freunde Karl Hetmanns wie Sie, der Sie mit Ihrem ganzen Vermögen an den Spekulationen meines Bruders teilnehmen! Mein Bräutigam hat seine Doktorarbeit über die Hetmannsche Lehre geschrieben und ist heute trotz der rasendsten Angriffe, die ihm seine Überzeugung eintrug, Privatdozent an der
Weitere Kostenlose Bücher