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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Riesenreklame für mich. Die Menschen würden sagen: Gott hält seine schützende Hand über Launhart. – Was ich noch sagen wollte, wo in aller Welt ist denn Fräulein Fanny heute hingekommen? Ich habe sie noch den ganzen Abend nicht gesehen!
    GELLINGHAUSEN.
    Fräulein Fanny hält sich, seit der Saal geöffnet wurde, im Publikum auf, um Leute, die gleich zu Anfang Skandal machen wollen, möglichst im Zaume zu halten.
    LAUNHART.
    Wie kommt sie denn dazu? Wer hat sie dazu beauftragt?
    Fanny Kettler erscheint in der Tür.
    FANNY.
    Es ist acht Uhr. Herr Hetmann muß mit seinem Vortrag beginnen.
(Sie bleibt in der geöffneten Tür stehen, bis die andern ihr folgen.)
    HETMANN.
    Endlich! Endlich! – Das letztemal!
(Er wendet sich rasch zum Ausgang.)
    LAUNHART
ihn aufhaltend.
    Jetzt stürzen Sie rasch noch einige Gläser Sekt hinunter! Das tut jeder Verbrecher!
    VON BRÜHL
Launhart entgegentretend.
    Ihre Ausdrucksweise, Herr Launhart, ist eine unerhörte Blasphemie!
    LAUNHART.
    Gehen Sie zum Teufel! Haben Sie Ihr Geld für die Hetmannsche Weltanschauung aufs Spiel gesetzt?!
    Fanny, Hetmann, Launhart, von Brühl, Berta und Gellinghausen ab.
    MOROSINI.
    – Sie halten es doch auch für vernünftig, meine Damen, wenn wir hier in Ruhe abwarten, welche neue Gestaltung der Verein zur Erziehung von Rassemenschen dort drüben annehmen wird?
    DIE FÜRSTIN.
    Wenn Sie jetzt ein Viertelgramm Gehirn unter Ihrem prachtvollen Lockenhaar haben, dann lassen Sie alle Rassemenschen Rassemenschen sein und heiraten mich!
    MRS. GRANT.
    Ich habe Kenntnis von Fürstin, daß ich halte für viel mehr praktisch, nicht heiraten Fürstin, aber heiraten mir!
    MOROSINI
zur Fürstin.
    Haben Durchlaucht noch Worte?!
    DIE FÜRSTIN.
    Lieber Morosini, es kommt doch wohl mehr auf Formen an als auf Worte.
    MRS. GRANT
aufspringend.
    A-oh, ich nicht lasse gefallen Beleidigung! Fürstin sagt, daß Verein hat gegeben Früchte! Ich nichts weiß Früchte, was Verein hat gegeben!
    DIE FÜRSTIN.
    Wollen Sie mir nicht erklären, wie Ihnen meine Bemerkung als Beleidigung erscheinen konnte?
    MRS. GRANT.
    Das will ich sagen, Fürstin! Weil du haben Verhältnis mit Mister Morosini!
    DIE FÜRSTIN
aufspringend.
    Wie können Sie sich in meine Privatangelegenheiten mischen!
    MOROSINI
stellt einen Sessel auf den mittleren Tisch.
    Den Kampf muß ich von der Tribüne aus ansehen! Wo ist der Sekt?
(Er füllt das bereitstehende Glas, steigt auf den Mitteltisch und nimmt auf dem Sessel Platz.)
Das Wohl der Siegerin!
(Er trinkt.)
    Schaumwein! Brrr! – Hier mein Taschentuch!
(Er wirft sein Taschentuch vor sich zur Erde.)
    MRS. GRANT
zur Fürstin.
    Mich fragen, warum ich mische in Privatangelegenheiten?! Weil du nehmen Geld für Privatangelegenheiten, wo ist kein Geld! Weil du sind Bettlerin! Bettlerin!
    DIE FÜRSTIN.
    Kommen Sie einen Moment herunter, Morosini.
    MOROSINI.
    Wenn Durchlaucht auf diesen Stuhl steigen wollen!
    DIE FÜRSTIN.
    Wenn der Stuhl nur nicht zusammenbricht!
(Sie steigt auf den Sessel neben dem Tisch und flüstert Morosini zu.)
Reich mir deinen Arm und führ mich aus dem Saal, dann hast du meine Hand!
    MRS. GRANT
steigt auf den Sessel, auf dem sie vorher saß, und flüstert Morosini zu.
    Ich liebe Sie mit ganzer Seele, Morosini. Ich will zeigen Papiere von Einkünfte, daß ich habe zwanzigtausend Dollar in jede Jahr, das ist mein!
    MOROSINI
zu Mrs. Grant.
    Ich komme herunter.
    DIE FÜRSTIN.
    Dann – leb wohl!
(Zu Mrs. Grant.)
Leben Sie wohl – gnädige Frau!
(Sie steigt vom Sessel und geht ab.)
    MOROSINI
steigt vom Tisch und kommt mit Mrs. Grant nach vorn.
    Sie möchten mich also effektiv heiraten?
    MRS. GRANT
nimmt das Taschentuch auf.
    Ich nehme Taschentuch als Pfand von Verlobung.
    MOROSINI
küßt sie.
    Beneidenswerter Engel!
(Von jetzt an in steigender Erregung.)
    Aber welchen Zweck hat jetzt noch ein Opfer, das der Hetmannschen Lehre gebracht wird! Wozu heiraten wir uns, wenn die Gesetze der bürgerlichen Gesellschaft aufgelöst werden sollen! – Da kommt mir eine Erleuchtung! Der Mensch ist ja wahnsinnig! Der Verein zur Erziehung von Rassemenschen war das Werk eines Wahnsinnigen! Und wir arglose Kinder ließen uns widerstandslos in den Abgrund reißen! Aber vor der wahnsinnigen Ausgeburt seines Wahnsinns werde ich die Menschheit retten! Sich für seine wahnsinnige Moral totschlagen zu lassen, das soll ihm nicht gelingen! – Oh, ich fürchte mich nicht vor einer tobenden Volksmenge! Solange die Bogenlampen brennen, tut mir niemand ein Leid! Ich stelle

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