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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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dem besten Gewissen von der Welt die Versicherung geben, daß deine Befürchtungen vollständig unbegründet sind!
    Lindekuh
    Das wäre mir eine große, aber überraschende Beruhigung.
    Josef
    Diese Beruhigung kannst du dir aus dem Munde meiner Frau, sobald sie nach Hause kommt, bestätigen lassen. Mach dich nur bitte darauf gefaßt, daß meine Frau vor Empörung über deine Handlungsweise völlig außer sich ist. Selbstverständlich zeigte ich ihr, sobald ich mich vom ersten Schrecken erholt hatte, deinen Brief sowohl wie die Notiz, die du für die Zeitungen geschrieben hast, und fragte sie, was sie mir in der Angelegenheit zu tun rate. Ich frage meine Frau nämlich immer um Rat, wenn ich vor einem wichtigen Entschluß stehe. Meine Frau war zuerst wie aus den Wolken gefallen und brach dann in eine Flut von Schimpfreden über dich aus, die ich dir hier nicht wiederholen will. Sie sagt, wie kommt dieser Lindekuh zu der unerhörten Unverschämtheit, sich in unsere Privatangelegenheiten zu mischen! Kümmern denn wir uns um seine Privatangelegenheiten?! Ich begreife nicht, woher dieser Mensch die Stirne nimmt, uns vorschreiben zu wollen, wie wir uns in unserem eigenen Hause einzurichten haben!
    Lindekuh
    In solcher Entrüstung sprach deine Frau über mich?
    Josef
    Laß ihre Ausdrücke bitte mich nicht entgelten! Alles, was ich dir hier sage, kannst du, sobald meine Frau nach Hause kommt, von ihr selber hören.
    Lindekuh
    Aus ihrem weiblichen Stolz ist mir diese Empfindungsweise erklärlich. Mein gewaltsames Vorgehen war natürlich darauf berechnet, daß deine Frau nie etwas davon erfahren würde.
    Josef
    Wie konntest du das denn aber bei der uneingeschränkten Offenherzigkeit, in der, wie du weißt, meine Frau und ich miteinander leben, jemals voraussetzen?!
    Lindekuh
    Ich konnte das voraussetzen, weil ich glaubte, deine Frau werde Gott für ihre Erlösung danken wie jemand, der nach zweijähriger Kerkerhaft plötzlich in einem idyllischen Blumengarten erwacht!
    Josef
    Und statt dessen wünscht meine Frau dich mit allem, was du für sie tun zu müssen glaubtest, zu allen Teufeln! – Du siehst, daß du der unglückseligste Hansnarr bist, der je das Opfer seiner lebensgefährlichen psychologischen Phantastereien war! Soll ich dir sagen, woher das kommt?! Du lebst zu wenig unter Menschen! Du trinkst zu viel! Du solltest dich endlich einmal verheiraten, um nicht mehr wie eine reißende Bestie durch unsere friedlichen Straßen zu trotten!
    Lindekuh
    Weißt du unter deinen Schülerinnen vielleicht ein liebenswürdiges, hübsches Mädchen, das eine solche Bestie heiraten würde?
    Josef
    Vorderhand habe ich leider noch dringendere Angelegenheiten zu erledigen. Bevor ich für dich auf die Brautschau ausziehe, möchte ich wenigstens erst selber vor deiner Raserei in Sicherheit sein. Deshalb bitte ich dich, mir jetzt aufmerksam zuzuhören, sonst laufe ich von neuem Gefahr, infolge irgend eines Mißverständnisses, das kein normaler Mensch voraussehen konnte, zum Opfer deiner blinden Wutanfälle zu werden. Fräulein Hühnerwadel hat mir in einem Augenblick, wo ich nicht aus noch ein wußte, ihr ganzes väterliches Erbteil in Höhe von fünfzigtausend Francs als Darlehen überlassen, nota bene, ohne daß ich nötig hatte, sie mit einem Wort darum zu bitten. Dein unheilvoller Eifer zwingt mich schlechterdings, dir alle, auch die unerfreulichsten Beziehungen, die zwischen Fräulein Hühnerwadel und mir bestehen, rückhaltlos aufzudecken! Das Mädchen hat sich durch dieses Darlehen bis auf den letzten Heller sämtlicher Einkünfte entblößt, die ihr jemals zu ihrer künstlerischen Ausbildung zur Verfügung gestanden haben! Und ich bin leider seit Monaten nicht in der Lage, ihr von meiner Schuld einen Pfennig mehr als das, was sie für ihr tägliches Brot unbedingt nötig hat, zurückbezahlen zu können.
    Lindekuh
sich erhebend
    Das ändert die Sachlage allerdings gewaltig.
    Josef
    Und nun willst du das Mädchen mit Polizeischergen in die weite Welt hinaushetzen!
    Lindekuh
    Gott behüte mich davor!.
    Josef
    Wenn du nun einen Funken Ehrgefühl im Leib hast, dann wirst du in die Notiz, die du an die Zeitungen verschickt hast, wenigstens eine ergänzende Bemerkung einflechten müssen. Diese Einflechtung wird freilich nicht hindern, daß Fräulein Hühnerwadel und Else und ich und meine Kinder morgen abend auf dem nackten Straßenpflaster liegen!
    Lindekuh
    Wenn sich die Dinge so verhalten, dann verdiene ich totgeprügelt zu

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