Dramen
dem Bewußtsein aneinanderschmiegen, daß keiner dem andern an Schönheit gleichkommt – bis die launische Gebieterin erwacht und die beiden Nebenbuhler wie zwei feindliche Pole auseinanderweichen! Ich werde dein Lob singen, daß dir die Sinne vergehn!
Lulu
Derweil vergrabe ich meine Hände in deinem Haar. Aber hier stört man uns.
Alwa
Du hast mich um meinen Verstand gebracht!
Lulu
Kommst du nicht mit nach Paris?
Alwa
Der Alte fährt doch mit dir!
Lulu
Der kommt nicht mehr zum Vorschein. – Ist das noch der Diwan, auf dem sich dein Vater verblutet hat?
Alwa
Schweig – Schweig…
Zweiter Aufzug
Paris. Ein geräumiger Salon in weißer Stukkatur mit breiter Flügeltür in der Hinterwand. Zu beiden Seiten derselben hohe Spiegel. In beiden Seitenwänden je zwei Türen; dazwischen rechts eine Rokokokonsole mit weißer Marmorplatte, darüber Lulus Bild als Pierrot in schmalem Goldrahmen in der Wand eingelassen. In der Mitte des Salons ein schmächtiges, hellgepolstertes Sofa Louis XV. Breite hellgepolsterte Fauteuils mit dünnen Beinen und schmächtigen Armlehnen. Links vorn ein kleiner Tisch. Die Mitteltür steht offen und läßt im Hinterzimmer einen breiten Bakkarattisch, von türkischen Polstersesseln umstellt, sehen.
Alwa Schön, Rodrigo Quast, der Marquis Casti-Piani, Bankier Puntschu, Journalist Heilmann, Lulu, die Gräfin Geschwitz, Madelaine de Marelle, Kadéga di Santa Croce, Bianetta Gazil, Ludmilla Steinherz bewegen sich im Salon in lebbafter Konversation.
Die Herren sind in Gesellschaftstoilette. – Lulu trägt eine weiße Directoirerobe mit mächtigen Puffärmeln und einer vom oberen Taillensaum frei auf die Füße fallenden weißen Spitze; die Arme in weißen Glacés, das Haar hochfrisiert mit einem kleinen weißen Federbusch. – Die Geschwitz in hellblauer, mit weißem Pelz verbrämter, mit Silberborten verschnürter Husarentaille. Weißer Schlips, enger Stehkragen und steife Manschetten mit riesigen Elfenbeinknöpfen. – Madelaine de Marelle in hellem regenbogenfarbigen Changeantkleid mit sehr breiten Ärmeln, langer schmaler Taille und drei Volants aus spiralförmig gewundenen Rosabändern und Veilchenbuketts. Das Haar in der Mitte gescheitelt, tief über die Schläfen fallend, an den Seiten gelockt. Auf der Stirn ein Perlmutterschmuck, von einer feinen, unter das Haar gezogenen Kette gehalten. – Kadéga di Santa Croce, ihre Tochter, zwölf Jahre alt, in hellgrünen Atlasstiefeletten, die den Saum der weißseidenen Socken freilassen; der Oberkörper in weißen Spitzen; hellgrüne, enganliegende Ärmel; perlgraue Glacés; offnes schwarzes Haar unter einem großen hellgrünen Spitzenhut mit weißen Federn. Bianetta Gazil in dunkelgrünem Samt; perlenbesetzter Göller, Blusenärmel, faltenreicher Rock ohne Taille, der untere Saum mit großen, in Silber gefaßten falschen Topasen besetzt. – Ludmilla Steinherz in einer grellen, blau und rot gestreiften Seebadtoilette, – Armande und Bob reichen Champagner. – Armande in knappem schwarzen Kleid, rechtwinklig ausgeschnitten, mit weißem Fichu Maria Antoinette. – Bob, vierzehn Jahre alt, in rotem Jackett, prallen Lederhosen und blinkenden Stulpstiefeln.
Rodrigo
das volle Glas in der Hand
Mesdames et Messieurs – excusez – Mesdames et Messieurs – vous me permettez – soyez tranquilles – c'est le –
(zu Ludmilla Steinherz)
Was heißt Geburtstagsfest?
Ludmilla Steinherz
L'anniversaire!
Rodrigo
Heißen Dank. C'est le – c'est l'anniversaire de notre bien aimable hôtesse – comtesse, qui nous a réuni ici – ce soir. Permettez, Mesdames et Messieurs – c'est à la santé de la comtesse Adélaïde d'Oubra – Verdammt und zugenäht! – que je bois, à la santé de notre bien aimable hôtesse, la comtesse Adélaïde – dont c'est aujourd'hui l'anniversaire…
Alle umringen Lulu und stoßen mit ihr an.
Alwa
zu Rodrigo
Ich gratuliere dir.
Rodrigo
Ich schwitze von oben bis unten. – Il vous faut bien m'excuser que je ne parle pas mieux le Français parce que je ne suis pas Parisien.
Bianetta Gazil
De quel pays êtes-vous?
Rodrigo
Je suis Autrichien.
Bianetta Gazil
Vous maniez les poids, Monsieur?
Rodrigo
Parfaitement, Madame.
Madelaine de Marelle
Moi, en général, je n'aime pas les athlètes. Je préfère les tireurs. il y avait un tireur, il y a quinze mois, au Casino, chaque fois, qu'il faisait boum, moi je faisais…
(Sie zuckt mit dem Leib.)
Casti-Piani
Dites donc, chère belle, comment se
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