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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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hell erleuchtet.
    Dramokles ging hinein. Er befand sich in einem Zimmer, in dem er sich als junger Mann oft aufgehalten hatte, dem östlichen Gemach. Hier hatte er von den großen Dingen geträumt, die er tun würde, wenn er einmal König war. Da war sein Rollpult, und ein Mann saß daran.
    Der Mann hob den Kopf. Dramokles sah einen schlanken jungen Burschen mit einem kühnen Gesicht, einer flachen Nase und brennenden Augen. Es war er selbst, vierzig Pfund schlanker und ohne Bart.
    »Ja, das stimmt«, sagte der junge Dramokles. »Ich bin du. Das ist eine Anomalie. Eigentlich habe ich hier nichts verloren. Nimm Platz.«
    Dramokles setzte sich und klopfte seine Taschen nach seinen Zigaretten ab. Der junge Dramokles gab ihm eine und hielt ihm ein Streichholz hin.
    »Ich nehme an, du fragst dich, was du als nächstes tun sollst«, sagte der junge Dramokles.
    »In der Tat, das frage ich mich.«
    Der junge Dramokles nickte. »Der nächste Zug ist ziemlich delikat. Ich hielt es für das beste, persönlich mit dir darüber zu sprechen. Denn diesmal geht es um Rufus.«
    »Der gute alte Rufus!«
    »Ich war sicher, daß seine Loylität die Jahre überdauern würde. Das ist gut. Doch nun wird es notwendig werden, daß er dich hintergeht.«
    »Rufus soll mich verraten? Da würde er lieber sterben! Und überhaupt, in meiner Nähe gibt es eine Menge Leute, die mich liebend gern verraten würden. Warum also muß es Rufus sein, der es nicht will?«
    »Es muß Rufus sein. Er ist für diese Rolle prädestiniert. Er kommandiert die große Raumflotte von Druth.«
    »Und Glorm ist sicher, solange Rufus’ Schiffe Seite an Seite mit meinen eigenen stehen.«
    »Stimmt. Aber Sicherheit allein ist nicht genug. Deine Position ist statisch und leistet dem Verfall Vorschub. Crimsole ist mißtrauisch dir gegenüber, und dann sind da noch die Vanir. Das könnte noch Jahre so weitergehen, ohne das irgend jemand einen Nutzen davon hat. Um die Lage zu ändern, muß jemand zur anderen Seite überlaufen. Rufus ist dafür der logische Kandidat.«
    »Du mußt verrückt sein«, sagte Dramokles. »Ein Verrat Rufus’ ist das letzte, was ich brauchen könnte.«
    »Rufus’ Verrat wird lediglich ein Täuschungsmanöver sein. Wenn die gegnerischen Raumflotten dich angreifen, wird Rufus die Falle zuschnappen lassen und ihnen mit der Flotte von Druth in den Rücken fallen.«
    Dramokles schüttelte den Kopf. »Rufus würde einer so ehrlosen Handlungsweise niemals zustimmen.«
    »Gewiß wird er das. Es kommt lediglich darauf an, ihm die Sache auf die richtige Weise zu präsentieren.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Dramokles. »Aber wozu tue ich das alles? Was ist meine Bestimmung? Die Leute sagen, daß ich versuchen würde, das alte Glormische Imperium wiederherzustellen .«
    »Deine Bestimmung ist von weit größerer Natur. Aber was genau es ist, darf noch nicht verraten werden. Vertraue mir, Dramokles, denn ich bin du selbst. Laß sie ruhig denken, daß du die glormische Hegemonie anstrebst. Das ist eine nützliche Maske, um deine wahren Absichten zu tarnen.«
    »Aber ich kenne meine wahren Absichten doch gar nicht!«
    »Du wirst sie bald kennen. Denke an dieses Gespräch. Wenn der Augenblick gekommen ist, treffe die richtigen Entscheidungen. Einstweilen, lebewohl.«
    Der junge Dramokles verschwand.
    Dramokles war wieder im Altarraum.
    Drusilla sagte: »Vater, ist alles in Ordnung? Hast du erfahren, was du wissen wolltest?«
    »Ich habe mehr als das erfahren, und trotzdem noch immer nicht genug«, sagte Dramokles. »Ich muß sofort nach Ultragnolle zurückkehren. Ich fürchte, daß große Schwierigkeiten auf uns zukommen.« Er ging, von Unruhe getrieben.

17
    Auf dem Rückweg nach Ultragnolle machte sich Dramokles Gedanken wegen der sich rapide verschlechternden Situation auf Lekk. Ihm kamen allmählich Zweifel, was seine Bestimmung anging, obwohl er es immer noch für undenkbar hielt, daß das Ganze ein Fehler gewesen war. Nach wie vor wünschte er sich eine große Bestimmung, aber seinen Freunden und Verwandten ihr Eigentum zu stehlen, schien ihm nicht der geeignete Weg zu sein, diesen Wunsch zu erfüllen. Und ganz gewiß wollte er nicht das alte Glormische Imperium neu errichten. Das war ein romantischer Gedanke, aber vollkommen unrealistisch. Interplanetarische Imperien hatten nie funktioniert. Und selbst wenn es möglich war, welchen Nutzen würde er davon haben? Ein paar zusätzliche Titel und jede Menge zusätzliche Schreibtischarbeit.
    Wohin

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