Draußen wartet die Welt
Mädchen sprangen auf und umarmten sich, als hätten sie sich seit Ewigkeiten nicht gesehen, obwohl sie gestern noch gemeinsam zum Unterricht gegangen waren. Sie tauschten gegenseitig jede Menge Komplimente über ihre Kleider aus, und darauf folgte stets unvermeidlich, dass ich den Neuen am Tisch vorgestellt wurde. Die meisten Mädchen waren sehr freundlich, aber ich spürte auch eine gewisse Neugier. Es war offensichtlich, dass sie alle über Joshs amische Freundin Bescheid wussten und sie sich endlich aus der Nähe anschauen wollten.
Etwas später, als Josh sich gerade ganz in der Nähe mit Steve unterhielt, setzte sich ein langbeiniges Mädchen mit schwarzer Lockenmähne und einem Teint, der wirkte, als habe sie zu lange in der Sonne gelegen, auf seinen Stuhl. »Ich bin Courtney«, sagte sie. Ich wollte mich ebenfalls vorstellen, aber sie unterbrach mich. »Ich weiß alles über dich. Wir alle tun das.« Ich blickte an ihr vorbei und sah zwei weitere Mädchen, die ein paar Meter hinter ihr standen. Die beiden dünnen hatten langes Haar, das in perfekten Wellen über ihre Schultern fiel, und trugen sehr viel Make-up. Sie stellten sich mir nicht vor. Ich nahm an, dass sie Courtneys Publikum waren.
Ich legte meine Gabel auf den Tisch. Ich war mir nicht sicher, wohin diese Unterhaltung führen würde, aber sie schien zu mir gekommen zu sein, um etwas klarzustellen. »Also«, begann sie und warf mit einer schwungvollen Bewegung ihr Haar zurück, »ihr seid doch die Typen, die Leute meiden, richtig?«
Ich zuckte zusammen, eher schockiert als wütend. »Das kommt manchmal vor, aber nicht sehr oft.« Die Mädchen hinter Courtney beobachteten uns immer noch.
»Tja«, sagte sie, »so etwas Ähnliches hat dein Freund mit uns allen gemacht. Deshalb scheint es auch wunderbar zu passen, dass ihr euch gefunden habt.«
Im selben Moment spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, warm und sanft. »Verdammt noch mal, Courtney«, sagte Josh, der hinter mir stand, »wenn du ein Problem mit mir hast, dann sag es mir. Eliza weiß ja noch nicht mal, wer du bist.«
Courtney zuckte mit den Schultern. »Jetzt weiß sie es«, erwiderte sie, bevor sie davonrauschte, gefolgt von den beiden anderen Mädchen.
Josh setzte sich auf den Stuhl, von dem sie gerade aufgestanden war. Er schüttelte den Kopf und wirkte sprachlos.
»Warum ist sie denn so wütend auf dich?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
»Weißt du noch, wie ich dir von den Mädchen erzählt hab, mit denen ich früher zusammen war? Tja, sie ist eine von ihnen.« Er lächelte. »Mein Geschmack hat sich definitiv verbessert.«
Ich wusste, dass mir seine Worte eigentlich ein warmes Gefühl hätten geben müssen. Genau wie die Tatsache, dass er mir gegenüber so fürsorglich war und mich beschützen wollte. Aber diese Begegnung mit Courtney hatte etwas Verstörendes an sich. Sie erinnerte mich daran, dass das, was Valerie gesagt hatte, möglicherweise stimmte. Vielleicht sah er in mir ja wirklich nur den kleinen Unterschied, nach dem er suchte. Ich trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche, schaute mich in dem riesigen Raum um und fragte mich, ob noch mehr von Joshs Exfreundinnen darauf warteten, ein Hühnchen mit mir zu rupfen.
Nach dem Essen nahm Josh mich mit in den hinteren Bereich der Turnhalle, in dem eine kleine Ecke für einen Fotografen abgetrennt war. Ein Vorhang diente den posierenden Pärchen als Hintergrund. Einige von ihnen legten sich Vampirumhänge um, die der Fotograf zur Verfügung stellte. Die Fotos kamen immer sofort aus der Kamera und wurden in einen glänzend schwarzen Rahmen platziert.
Als wir an der Reihe waren, stellten wir uns vor den Vorhang, und Josh legte einen Arm um mich. »Schaut in die Kamera«, sagte der Fotograf. In dem Moment hatten wir uns jedoch gerade so zueinander gedreht, dass wir uns direkt in die Augen schauen konnten. Joshs Lächeln reichte bis zu seinen braunen Augen. Ich wusste, dass dieses Lächeln allein mir gehörte – ganz gleich, wie viele Freundinnen er bereits vor mir gehabt hatte. Ein Licht blitzte auf, dann noch eines. »Die Nächsten!«, rief der Fotograf, und wir gingen langsam zur Seite, strahlten einander noch immer an und wussten, dass dieses Lächeln ein sehr intimes, persönliches Lächeln war.
Während der Fotograf das nächste Paar in Position brachte, reichte uns eine Frau ein eingerahmtes Foto. Ich schaute auf das Pärchen auf dem Bild, auf den Jungen und das Mädchen, die einander ansahen. Das war meine
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