Draußen wartet die Welt
in das laute Zählen ein, als Jill eine Drei und Steve eine Neun zog, sah den anderen aufgeregt zu und wartete ungeduldig darauf, selbst wieder an die Reihe zu kommen, damit sich alle Augen wieder auf mich richteten und ich die säuerliche Süße endlich wieder schmecken konnte. Als Carly an der Reihe war und ein Ass zog, riefen alle einstimmig: »Eins oder elf?«
»Elf!«, brüllte Carly, und alle brachen in Jubel aus, bevor sie zu zählen begannen.
Als ich schließlich wieder an der Reihe war, zog ich eine Dame. Ich schaute mich um, unsicher, welche Zahl zu der Karte gehörte. Ich spürte, wie sich eine Welle der Aufregung im Raum ausbreitete, als Greg erklärte: »Bei Bildkarten darfst du dir die Zahl selbst aussuchen. Alles zwischen eins und elf.« Ich ließ meinen Blick über die erwartungsvollen Gesichter schweifen und wusste, worauf sie warteten.
»Elf!«, rief ich laut, und als ich den folgenden Jubel hörte, wurde mir ganz warm ums Herz. Ich hob meinen Becher und begann, die rote Flüssigkeit hinunterzustürzen, während die anderen zählten. Das Getränk schmeckte nicht mehr ganz so bitter wie beim ersten Mal. Das Zählen kam mir diesmal langsamer vor, und die Eiswürfel schwammen gegen meine Oberlippe, als ich den Becher noch mehr kippte und versuchte, gleichzeitig zu atmen und zu schlucken. Als die anderen bis elf gezählt hatten, ließ ich den Becher sinken und drehte mich mit einem Grinsen zu Josh um. »Immer mit der Ruhe«, sagte er. »Du solltest es ein bisschen langsamer angehen lassen.« Er lächelte zwar, klang aber auch ein wenig besorgt. Ich schaute in meinen Becher und stellte fest, dass er beinahe leer war. Mit den Schultern zuckend hob ich wieder den Kopf, um zu sehen, wer als Nächstes trinken würde. Ich konnte es kaum erwarten, bis ich wieder an der Reihe war, meine neuen Freunde ihre Aufmerksamkeit allein auf mich richteten und ich noch einmal die süße Flüssigkeit auf meiner Zunge schmecken würde. Ich gab mich diesem neuen Gefühl der Leichtigkeit und des Dazugehörens völlig hin. Jetzt war ich eine von ihnen und bekam dieselbe Aufmerksamkeit wie alle anderen auch. Meine Gliedmaßen fühlten sich seltsam gelöst und locker an, so als fließe nichts als Flüssigkeit durch meinen Körper. Die Kissen auf der Couch schienen mich zu verschlucken und ich war von einem tiefen, durch und durch wohligen Gefühl erfüllt.
Die Runden schienen nun schneller zu gehen und das Zählen kam mir immer lauter vor. Ich hielt meinen leeren Becher hoch, wie ich es bei ein paar der anderen gesehen hatte. »Bist du sicher?«, fragte Josh. Seine Worte klangen undeutlich.
»Ja«, erwiderte ich, nuschelte dabei jedoch ein wenig. Ein kalter, voller Becher fand den Weg in meine Hand. Michael drehte ein Ass um. Gemeinsam mit allen anderen brüllte ich: »Eins oder elf?«, und jubelte laut, als er »Elf!« grölte. Dann war ich wieder dran. Eine Acht. Der letzte Tropfen rann meine Kehle hinunter. Ein weiterer voller Becher wanderte in meine Hand.
Noch mehr Karten, noch mehr Zahlen. Es wurde immer schwieriger, sich zu merken, wer eigentlich an der Reihe war. Ein paar der anderen lagen inzwischen auf dem Boden und setzten sich nur noch auf, wenn sie dran waren und eine Karte ziehen mussten. Dann war ich wieder an der Reihe. Eine Fünf. Eine viel zu kurze Runde. Ich nahm größere Schlucke, um das Beste daraus zu machen. Eine wundervolle Weichheit umgab mich, eine Sanftheit. Ich wollte, dass das Gefühl noch stärker wurde, und trank einen Schluck, obwohl ich gar nicht an der Reihe war. Niemand schien es zu bemerken, also trank ich noch einmal. Die Eiswürfel klapperten gegen meine Zähne. Ich hielt den Becher hoch, aber niemand nahm ihn mir ab, deshalb stand ich auf, um mir den Drink selbst zu mixen. Der ganze Raum schwankte und ich schwankte mit ihm. Josh stand neben mir, seinen Arm fest um meine Taille geschlungen. »Du hast genug«, sagte er und nahm mir den Becher aus der Hand. Seine Stimme klang sanft und er führte mich vorsichtig zurück aufs Sofa. Ich merkte, wie ich immer wieder gegen ihn taumelte. Auch als er sich auf die Couch legte und ich mich ausgestreckt auf ihn, mein Kopf auf seiner Brust, hatte ich noch immer das Gefühl zu fallen.
»Wer ist dran?«, fragte ich.
Ich spürte Joshs Schulterzucken an meiner Wange. »Ich glaube nicht, dass wir noch weiterspielen«, erwiderte er. »Ich glaube, inzwischen trinken einfach alle, ohne zu spielen.«
Ich war enttäuscht. »Aber ich zähle doch so
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