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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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gestohlene Seele, mein Götzenbild, und es war wunderschön. Ich konnte meinen Blick gar nicht mehr davon abwenden.
    Draußen atmete ich die kühle Herbstluft ein und genoss die Ruhe, die durch die Poren meiner Haut einzudringen schien. Als der Ball begonnen hatte und alles so neu, so glitzernd und so lebendig gewesen war, hatte ich mir gewünscht, dass er nie mehr endete. Aber schließlich waren die Lichter angegangen, und eine Gruppe von Schülern hatte begonnen, die Dekoration abzubauen, und ich hatte mich bereit gefühlt für das nächste Ereignis: die Party bei Valerie und die gemeinsame Übernachtung mit den anderen Mädchen.
    Allmählich war mir dieses Gefühl vertraut: diese Aufregung, die ich jedes Mal empfand, wenn mir wieder ein ganz neues Erlebnis bevorstand. Ich fragte mich flüchtig, wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich irgendwann alles erlebt hatte und es nichts Neues mehr gab, auf das ich mich freuen konnte, schob den Gedanken jedoch hastig beiseite.
    Als wir wieder bei Valerie waren, gingen wir alle in ihren Keller hinunter, der eher aussah wie ein Wohnzimmer – ganz anders als die schmutzigen Keller zu Hause. Hier standen gemütliche Sitzmöbel vor einem großen Fernseher und unsere Unterhaltungen wurden von Musik untermalt.
    Ich ließ meinen Blick über die Gruppe schweifen, die sich im Partykeller versammelt hatte, und mir fiel auf, dass wir alle weit weniger chic aussahen als noch zu Beginn des Abends. Die Mädchen hatten ihre hohen Schuhe ausgezogen und gingen barfuß oder in weißen Socken durchs Zimmer. Einige von ihnen hatten ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und das Make-up auf ihren Gesichtern war ein wenig verschmiert. Die Jungen hatten ihre Jacketts und Krawatten ausgezogen und ihre einst so perfekt gebügelten Hemden waren ziemlich zerknittert. Ich ging ins Badezimmer, zog meine Strumpfhose aus und nahm die Ohrringe ab. Mein Haar war ein bisschen zerzaust und um meine Augen waren ein paar Mascara-Flecken zu erkennen. Ich sah zwar nicht mehr ganz so glatt und glänzend aus wie noch einige Stunden zuvor, als Josh mich abgeholt hatte, aber mir gefiel das schicke Spiegelbild, das mich anschaute, immer noch.
    Ich durchsuchte den Haufen Taschen, der sich in einer Ecke des Zimmers befand, nach meiner und steckte die Strumpfhose und die Ohrringe hinein. Jill und Steve wühlten ebenfalls in den Taschen herum und kurz darauf gesellte sich auch Oscar zu uns. Es schienen viel mehr Taschen zu sein, als sechs Mädchen für nur eine Übernachtung brauchten.
    Ich setzte mich neben Josh auf die Couch. »Die Mädels haben eine Menge Gepäck mitgebracht«, sagte ich.
    »Das ist nicht nur von den Mädchen. Wir schlafen alle hier.«
    Ich löste mich überrascht aus seinem Arm und holte tief Luft, um der gemischten Gefühle Herr zu werden, die in mir aufstiegen. Ich erinnerte mich an Rachels Besorgnis, als ich ihr von der Übernachtung erzählt hatte, und fragte mich, ob sie genau das die ganze Zeit über vermutet hatte.
    »Das ist doch okay, oder?«, fragte Josh. »Auf die Art bleiben wir nicht länger aus, als wir dürfen, und keiner von uns muss noch fahren.«
    »Wissen eure Eltern denn Bescheid?«
    »Ja. Wir mussten zwar ein bisschen verhandeln, aber letztlich waren alle Eltern einverstanden«, antwortete er. »Valeries Eltern sind oben, aber sie haben versprochen, uns nicht zu stören.«
    Ich dachte über diese neue Information nach und versuchte, mich daran zu erinnern, wie mir die Idee mit der Übernachtung präsentiert worden war. Ich war mir ziemlich sicher, dass Josh gesagt hatte: »Die Mädchen schlafen nach dem Ball alle bei Valerie.«
    Nun saß ich zwischen den Stühlen. Ich wusste, dass ich eigentlich Rachel hätte anrufen und sie bitten müssen, mich abzuholen, damit ich die Regeln nicht verletzte, die wir vereinbart hatten. Aber ich wollte hier sein, in diesem großen Wohnzimmer im Keller, zusammen mit den anderen Jungen und Mädchen, von denen ich hoffte, dass sie meine Freunde werden würden.
    Ich beschloss, mir später Gedanken darüber zu machen. Morgen würde ich Rachel erzählen, dass ich nicht gewusst hatte, dass die Jungen auch dort übernachten würden, und dass es bereits zu spät gewesen war, sie anzurufen, als ich es erfahren hatte. Das entsprach zumindest beinahe der Wahrheit. Außerdem hatten alle anderen Eltern ja auch zugestimmt, also war das hier ja möglicherweise durchaus üblich. Als ich das leichte Kitzeln von Joshs Fingern spürte, die durch mein

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