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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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ich mir den Mund aus und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Es klopfte an der Tür. Ich machte auf und Carly stürzte an mir vorbei und beugte sich über die Toilette. Ich schloss die Tür hinter mir und versuchte, zu entscheiden, was ich als Nächstes tun sollte.
    Ich ging wieder zurück zur Couch und setzte mich neben Josh, der noch immer ausgestreckt in derselben Position dalag, in der ich ihn zurückgelassen hatte. Ich griff nach seiner linken Hand, um auf seine Uhr zu schauen. Es war kurz vor vier. Ich beugte mich zu ihm hinunter und flüsterte: »Ich will nach Hause.« Er rührte sich, öffnete aber nicht die Augen. Ich schüttelte ihn an der Schulter und lehnte mich noch weiter zu ihm hinunter. »Josh, ich will nach Hause.«
    Er machte die Augen auf und sah mich mit vernebeltem Blick an, und ich beobachtete, wie er allmählich aufwachte. Sein übliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Was ist los?«, fragte er, aber es klang eher wie: »Wsnlos?«
    Ich wiederholte meine Bitte erneut, diesmal mit etwas mehr Nachdruck. »Ich möchte nach Hause.«
    Er schien verwirrt. »Zurück zu den Amisch?«, fragte er. Es wäre lustig gewesen, wenn ich mich nicht so elend gefühlt hätte.
    »Nein«, antwortete ich. »Zurück zu Rachel. Ich fühl mich nicht so gut.«
    Josh schloss die Augen wieder. »Okay«, sagte er. »Gleich.«
    Ich ging wieder in die Ecke des Zimmers und wühlte in dem Gepäckhaufen nach meiner Tasche. Ich machte den Reißverschluss auf und holte meine Turnschuhe heraus. In der Tasche lag mein Schlafanzug, ordentlich zusammengelegt, und wartete geduldig auf eine ganz andere Übernachtungsparty. Eine Party, zu der ausschließlich Mädchen eingeladen waren, die die Ereignisse des Abends noch einmal Revue passieren ließen und sich Filme über Jungen und Mädchen anschauten, denen erst allmählich klar wurde, dass sie ineinander verliebt waren, obwohl sämtliche Mädchen, die in ihren Schlafanzügen vor dem Fernseher saßen, das längst wussten. Ich sehnte mich nach der Behaglichkeit dieser Party.
    Ich schlüpfte in meine Turnschuhe, spürte die Gummisohle unter meinen nackten Füßen, schnappte mir meinen Schlafsack und die Tasche und ging wieder zur Couch zurück. Ungeduldig schüttelte ich Josh. »Bitte bring mich nach Hause«, sagte ich, als er die Augen einen Spalt öffnete.
    »Jetzt?«, fragte er. Er setzte sich auf und schüttelte den Kopf. »Aber wir wollten alle noch zusammen frühstücken.«
    Allein bei dem Gedanken daran drehte sich mir der Magen um. Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss jetzt gehen«, sagte ich, und er schien endlich zu verstehen. Viel zu langsam erhob er sich und suchte in den Taschen nach seinen Sachen und seinen Schuhen. Am Morgen würde es hier eine Menge aufzuräumen geben, und sicher würden sich alle fragen, wo Josh und ich abgeblieben waren, aber das war mir völlig egal. Endlich stiegen wir die Treppe hinauf und gingen durch Valeries vollkommen stilles Haus und zur Tür hinaus.
    Ich atmete die kühle Morgenluft gierig ein. Draußen war es immer noch dunkel, aber die Schwärze des Himmels schwand bereits. Josh drehte sich zu mir um.
    »Was ist denn los? Hast du dich übergeben?« Ich nickte peinlich berührt. »Okay«, sagte er, und seine Stimme klang ein wenig sanfter. »Dann wollen wir dich mal nach Hause bringen.«
    Wir warfen unsere Taschen auf den Rücksitz des Autos und ich kletterte auf den Beifahrersitz. Josh warf mir einen langen Blick zu, bevor er den Schlüssel im Zündschloss drehte. »Sag Bescheid, wenn ich rechts ranfahren soll«, meinte er. »Vergiss nicht, das Auto gehört meinem Dad.« Er beugte sich zu mir herüber und drückte auf einen Knopf an der Armlehne. Das Fenster öffnete sich mit einem Brummen und ich lehnte mich in die frische Luft hinaus. Er betrachtete mich immer noch und ich fühlte mich mit meinem zerzausten Haar, dem verschmierten Make-up und dem zerknitterten Kleid mit einem Mal furchtbar unattraktiv. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte mich besser um dich kümmern sollen.«
    Ich schluckte einen Klumpen in meiner Kehle hinunter und fühlte mich plötzlich ganz zittrig und so zerbrechlich wie ein Stück Glas. Ich lehnte mich gegen die Kopfstütze zurück und schloss die Augen. Als sich das Auto in Bewegung setzte, musste ich an die Fotos denken, die mich als hübsches Mädchen, das auf einen Ball ging, in der Zeit eingefroren hatten. Das Mädchen auf den Fotos hatte überhaupt nichts mit dem Mädchen gemein, das jetzt in

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