Draußen wartet die Welt
drauf, während ich draußen aufräume.«
Er öffnete eine frische Tüte mit Süßigkeiten und nahm einen Besen und eine Kehrschaufel mit zur Haustür. Während ich dem Klirren der Glasscherben lauschte, das hin und wieder durch die Türklingel unterbrochen wurde, wenn weitere Kinder auf Süßigkeiten-Beutezug ankamen, dachte ich, was für ein dummes Fest das doch war.
Ein paar Minuten später kam Josh zurück, die Kehrschaufel randvoll mit Glasscherben und kleinen Schokoriegeln. Er leerte alles unter lautem Scheppern in den Mülleimer und kam dann wieder zu mir. »Sieht schon besser aus«, sagte er. Wir gingen nach oben, und Josh half mir, die Schnittwunde auszuwaschen und Desinfektionssalbe aufzutragen. Dann klebte er vorsichtig ein Pflaster auf die Wunde. »Alles wieder gut?«, fragte er. Ich nickte und schluckte ein Zittern hinunter. Er machte eine Pause, bevor er hinzufügte: »Ehrlich, ich habe keine Ahnung, was Valerie sich dabei gedacht hat. Es tut mir leid, dass das passiert ist.«
Ich schaute Josh an und er erwiderte meinen Blick. »Mir auch.«
Er zog mich zu sich heran, und als sich seine Arme um mich schlossen und ich meinen Kopf an seine Schulter legte, fühlte ich mich schon wieder etwas zuversichtlicher.
Wir gingen wieder nach unten, und ich kümmerte mich um das Abendessen für die Kinder: Makkaroni mit Käsesoße, ein Fertiggericht, bei dem die Nudeln aussahen wie eine der Figuren aus einer Zeichentrickserie. Der Käse war irgendein Pulver in einem Päckchen. Aber es war das Lieblingsessen der Kinder und ich wollte etwas möglichst Einfaches. Als Ben und Janie ins Haus stürmten, gefolgt von einer erschöpft wirkenden Rachel, stellte ich ihnen ihr Abendessen auf den Tisch.
Als Sam nach Hause kam, lauschte er mit einem Lächeln den Halloweenerlebnissen der beiden. Später, nachdem die Kinder gebadet hatten und damit beschäftigt waren, ihre Süßigkeiten zu sortieren, sah ich, dass Josh mit Rachel und Sam am Küchentisch saß. Sie sahen zu mir auf, als ich den Raum betrat.
»Es tut mir so leid, was mit Joshs Freundin passiert ist«, sagte Rachel.
Josh unterbrach sie. »Mit meiner ehemaligen Freundin.«
Seine Miene wirkte ernst und er lächelte nicht. Ein Gefühl der Befriedigung überkam mich.
Sam räusperte sich. »Ich kenne Valerie zwar nicht, aber ich denke, sie ist entweder vollkommen ahnungslos oder sehr ich-bezogen.«
Josh lachte. »Ich schätze, da kennst du Valerie wohl doch. Sie ist beides.« Wir stimmten in Joshs Gelächter ein, und ich spürte, wie ich mich allmählich entspannte.
Kurz darauf gingen Rachel und Sam aus und ich brachte die Kinder ins Bett. Als ich wieder nach unten ins Familienzimmer kam, wartete Josh bereits mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf mich. »Hier«, sagte er. »Ich habe dir eine Überraschung mitgebracht.«
Ich schaute auf die DVD in seiner ausgestreckten Hand. Auf der Hülle war das Bild einer Frau in einem schwarzen Kleid und einer gestreiften Schürze zu sehen, die mit ausgebreiteten Armen vor einer wunderschönen Bergkulisse stand. Die Worte sprangen mich förmlich an: Meine Lieder – Meine Träume. Ich schlang meine Arme um Joshs Hals und er gab mir einen Kuss auf die Haare. »Erzähl bloß Greg nichts davon. Das darf ich mir sonst bis in alle Ewigkeit anhören.«
Wir setzten uns auf die Couch und starteten den Film. Die Geschichte der Nonne, die nicht zu den anderen passte und fortgeschickt wurde, um sich um die sieben Kinder eines Witwers zu kümmern, zog mich sofort in ihren Bann.
Es war ein wundervoller Film, und während Josh und ich ihn anschauten, kuschelten wir uns eng aneinander. Es fühlte sich an, als würden wir miteinander verschmelzen. Als der Film zu Ende war, blieben wir ineinander verschlungen auf der Couch liegen. Keiner von uns wollte sich bewegen und nach der Fernbedienung greifen, obwohl der Fernsehbildschirm nur noch blau leuchtete. »Und, was denkst du?«, flüsterte Josh, während seine Hand in sanften, langsamen Kreisen über meinen Rücken streichelte.
Ich murmelte leise: »Ich wollte diesen Film schon sehen, seit ich ein kleines Mädchen war und meine Mutter mir davon erzählt hat.«
»Und?«
Ich schwieg eine Weile und versuchte herauszufinden, wie ich mich genau fühlte. »Und jetzt habe ich ihn gesehen.«
Ich wartete, weil ich das Gefühl hatte, über diesen Moment müsse es noch mehr zu sagen geben. Aber das gab es nicht. Das war alles, was mir einfiel. Jetzt habe ich ihn gesehen.
Ein paar Tage später,
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