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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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aber wenn wir sie besonders gut erledigt hatten, hatte sie »gut« oder »ausgezeichnet« geschrieben. »Ja«, antwortete ich daher. »Zwischen uns ist alles okay.«
    »Gut«, erwiderte sie mit einem Lächeln.
    Aber ich dachte: Nicht gut, Valerie. Nur okay.

 
Kapitel 43
    Halloween hatte Rachels Haus fest im Griff und es war das einzige Gesprächsthema der Kinder. Janie wollte sich mit einem Kostüm, das Rachel aus einem Katalog bestellt hatte, als Madeline verkleiden, die berühmte Heldin aus ihren Lieblingsbüchern. Ben würde als Baseballspieler gehen.
    In den letzten Tagen vor den Ferien half ich den Kindern dabei, die schleimigen Innereien ihrer Kürbisse auszukratzen und die Gesichter ihrer Laternen zu schnitzen. Janie malte ihrem Kürbis mit Filzstift Augenbrauen und Wimpern auf. Für Ben war wichtig, dass seine Laterne besonders gruselig aussah. Je mehr Augen, desto besser, fand er. Wir rösteten die Kürbiskerne in einer flachen Pfanne, aber niemand wollte sie essen. Janie half mir, das vordere Fenster mit schwarzen Luftschlangen und ausgeschnittenen Kürbissen und Hexenhüten zu dekorieren, während Ben neben uns saß und sich beschwerte, dass es nicht Furcht einflößend genug aussah.
    Am Halloweenmorgen waren die Kinder vor lauter Aufregung schon sehr früh auf und konnten es kaum erwarten, in ihren Kostümen zur Schule zu gehen. Sie posierten vor Rachels Kamera, Janie in ihrem blauen Kleid und mit dem gelben Hut und Ben in seinem Baseball-Outfit und mit seiner Cubs-Mütze. Nach der Schule stürzten sie förmlich aus dem Bus, bereit, den Nachbarn »Süßes oder Saures« anzudrohen.
    »Wir gehen aber nicht zu den Robbins«, verkündete Ben, als Rachel Beutel und Taschenlampen für die beiden holte.
    Rachel sah mich lächelnd an. »Dr. Robbins ist Zahnarzt«, erklärte sie. »Statt Süßigkeiten verteilt er Zahnbürsten.« Ich verkniff mir das Lachen, während ich zuschaute, wie die Kinder das Haus verließen.
    Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich meinen Eltern dieses Ereignis beschreiben würde. Alles in allem schien es mir völlig harmlos zu sein. Die Tatsache, dass die Kinder um Süßigkeiten bettelten, hätte ich ihnen wohl nur schwer erklären können. Aber wenn ich ihnen erzählt hätte, dass die ganze Gemeinde daran teilnahm, wäre es ihnen vielleicht eher wie ein Tauschhandel vorgekommen als wie Bettelei.
    Als es ein paar Minuten später an der Tür klingelte, öffnete ich sie aufgeregt. Auf der Schwelle standen zwei kleine Jungen, die als Dinosaurier verkleidet waren.
    »Süßes oder Saures!«, riefen sie einstimmig.
    »Also, ihr seht wirklich Furcht einflößend aus«, sagte ich, während ich jeweils einen kleinen Milky-Way-Riegel in ihre aufgehaltenen Beutel fallen ließ. Aber ich hatte meinen Satz noch nicht mal zur Hälfte ausgesprochen, als die Kinder auch schon von der Treppe hüpften und mit wackelnden Schwänzen davonrannten. Das Schauspiel wiederholte sich in der folgenden halben Stunde mehrmals. Ich öffnete einer bunten Vielfalt dunkler Gestalten und bunter Kreaturen die Tür, die mir ihre offenen Beutel hinhielten und es kaum erwarten konnten, ihre Beute einzufangen und zum nächsten Haus weiterzuziehen. Als ich gerade Süßigkeiten an einen kleinen Piraten ausgeteilt und die Tür wieder zugemacht hatte, klingelte es erneut. Josh stand auf der Treppe, seinen Rucksack über die Schulter geworfen. »Süßes oder Saures«, sagte er.
    Er trat ins Haus, und ich stellte die Schüssel mit den Süßigkeiten ab, als er mich in den Arm nahm und seine Lippen und seine Zunge nach meinen suchten. Ich lächelte, während er mich küsste. »Sie werden jeden Moment nach Hause kommen«, warnte ich. Er machte einen Schritt zurück und sah mich mit diesem hungrigen Blick an, bei dem ich mich immer ein bisschen hübsch und ein bisschen ungezogen fühlte. Es klingelte erneut an der Tür und ich warf je ein Bonbon in die Beutel zweier als Feen verkleideter Mädchen. Als ich die Haustür wieder geschlossen hatte, drehte ich mich zu Josh um. »Ich habe dich gar nicht so früh erwartet. Rachel ist immer noch mit den Kindern unterwegs. Sie und Sam gehen erst später aus.«
    »Schon okay«, sagte er. »Ich habe meine Hausaufgaben mitgebracht. Ich dachte, ich könnte dir beim ›Süßes oder Saures‹ ein bisschen Gesellschaft leisten.«
    Ein warmes Gefühl der Zufriedenheit erfüllte mich, während ich die Tür öffnete und ein Arzt, ein Ninja und ein Cowboy vor mir standen. Sobald Ben und Janie im Bett

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