Draußen wartet die Welt
Auch wenn ich nicht verstehen konnte, dass sie einfach auf die Freiheiten des Rumspringa verzichtet hatte, war ich froh, dass sie Jacob gefunden hatte. Wann immer die beiden zusammen waren, legte er zärtlich seinen Arm um ihre Schultern, und sie lehnte sich an ihn, so als würde seine Nähe sie voll und ganz erfüllen.
Kate zeigte zum Fenster hinaus. »Daniel ist da.« Ich nickte, als ich seine vertraute Gestalt sah und sein rostrotes Haar, das unter seinem Strohhut hervorquoll. Wie alle Jungen trug Daniel ein weißes Hemd und eine schwarze Hose, die von Hosenträgern gehalten wurde. Er hielt eine Holzlatte fest, während ein anderer Junge hämmerte. Ich schluckte das warme Gefühl hinunter, das in mir aufstieg. Daniel verstand mich immer. Er hörte sich meine Geschichten über die Englischen an und wechselte dabei nie das Thema oder wunderte sich über meine Neugier. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, mit ihm zu reden. Ich wollte, dass er von meinem Wunsch erfuhr, wegzugehen, von Mrs Asters Angebot und von dem Gefühl der Rastlosigkeit, das ich einfach nicht mehr abschütteln konnte.
Als wir mit dem Salat fertig waren, ging Annie zum Tisch hinüber, auf dem Teller und Serviergeschirr für das Mittagessen standen. Sie kam mit glänzenden Augen wieder zurück und balancierte drei Krüge und einen Stapel Plastikbecher. »Kommt, wir bringen den Jungs ein bisschen Wasser«, schlug sie vor. Kate und ich grinsten, als Annie uns zur Pumpe draußen im Hof führte.
Ich hielt meinen Krug unter den Hahn, während Kate pumpte. Als alle Krüge voll waren, teilten wir die Plastikbecher unter uns auf und gingen los, um das Wasser an die Männer auszuschenken, die in verschiedenen Gruppen hämmerten, sägten und Wände aus den Holzbrettern entstehen ließen. Ich fand Daniel und reichte ihm einen Becher, den er dankbar entgegennahm, während seine grünen Augen gegen die Junisonne anblinzelten. »Möchtest du später vielleicht ein bisschen spazieren gehen?«
Ich nickte glücklich und zog mit meinem Wasserkrug weiter. Es schien doch noch ein schöner Tag zu werden.
Zur Mittagszeit trugen wir unsere Teller zu den langen Tischen hinaus, die in Margarets Hof aufgestellt waren. Alle senkten ihren Kopf zum Tischgebet. Sally und Mary gesellten sich zu uns an den Mädchentisch. Während des Essens schauten wir verstohlen zu den Jungen hinüber, plauderten über die bevorstehenden Partys und tauschten Gerüchte darüber aus, wer angeblich wem den Hof machte. Sally errötete, als Annie ihr mitteilte, sie sei in Peters Kutsche gesehen worden, und alle am Tisch lachten herzlich.
Das Mittagessen bot nur eine kurze Pause. Die Männer durften kein wertvolles Tageslicht vergeuden, wenn sie die Scheune bis Sonnenuntergang fertig bauen wollten. Die Frauen versammelten sich in Margarets Wohnzimmer und Küche. Einige kümmerten sich um den Abwasch und stapelten das Geschirr gleich wieder für das Abendessen auf, das serviert werden würde, sobald die Scheune stand. Meine Mutter half Margaret und einer Gruppe älterer Frauen, die das Abendessen zubereiteten.
Im Wohnzimmer beschäftigten wir anderen uns mit der Arbeit an verschiedenen Quilts. Ruthie und die kleineren Mädchen saßen rund um einen Haufen bunter Zuschnitte und setzten sie zu Quadraten zusammen. In einem anderen Teil des Zimmers hatten sich ein paar von Margarets Freundinnen in einem losen Kreis versammelt und nähten die Quadrate zusammen, die Margaret bereits für ihren Hochzeitsquilt vorbereitet hatte. Ich saß mit Kate, Annie, Sally und Mary im Schneidersitz auf dem Boden, eine beinahe fertiggestellte Babydecke, die Kate mitgebracht hatte, über unsere Beine gebreitet. Wir arbeiteten gemeinsam daran, und unsere Knie stießen immer wieder aneinander, während wir die Vorderseite des Quilts an der Füllung und der Rückseite festnähten und die bunten Quadrate mit dekorativen Stickmustern verzierten.
Kate war die beste Quilterin unter all meinen Freundinnen. Ihre Stiche waren fein und gleichmäßig und ihre Muster sehr aufwendig. Sie hatte schon mehrfach versucht, mir einige der komplizierteren Quadrate beizubringen, aber ich war viel zu ungeduldig, um die knifflige Anordnung der einzelnen Zuschnitte und die sorgfältige Auswahl der Farbschattierungen zu lernen. Kate liebte ihre Arbeit im Quiltladen und konnte es kaum erwarten, noch mehr eigene Quilts zu verkaufen.
Meine Fingerspitze fühlte sich in dem Fingerhut ganz klebrig an, und in mir breitete sich ein Gefühl der
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