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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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Langeweile aus, während ich den Faden durch die drei Schichten Stoff führte, um die Nadel dann wieder in die andere Richtung hindurchzustecken. Es war eine monotone Arbeit. Hoch und runter, rein und raus, bewegten sich unsere Hände synchron. Noch dazu mussten wir ganz steif sitzen, weil eine plötzliche Bewegung die Stiche einer der anderen hätte durcheinanderbringen können.
    Die vier Mädchen um mich herum, meine engsten Freundinnen, saßen mit ihren mit Hauben bedeckten Köpfen über ihre Arbeit gebeugt. Mein Blick wanderte zu den fünf Paar Händen hinunter, die an demselben Quilt arbeiteten. Ich kannte meine Freundinnen so gut, dass ich jede von ihnen allein an ihren Händen erkennen konnte. Annies Nägel waren abgekaut, Marys waren lang und gebogen. Kates schmale Hände arbeiteten schnell und führten jeden Stich mit großer Sicherheit aus. Sallys kurze Finger zogen ganz vorsichtig am Faden.
    Durch die Nähe, die diese gemeinsame Arbeit schaffte, verspürte ich plötzlich den Wunsch, meinen Freundinnen von den vergangenen Tagen zu erzählen, vom Aufflammen und Erlöschen meiner Hoffnungen. Ich legte meine Nadel weg und die vier gesenkten Köpfe hoben sich beinahe gleichzeitig. Ich schaute in die Küche hinüber, um sicherzugehen, dass meine Mutter außer Hörweite war. »Also, ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, wie ich es anstellen könnte, eine Weile bei den Englischen zu leben. Ich möchte eine Zeit lang ausziehen und sehen, wie es da draußen ist.«
    Sämtliche Nadeln ruhten und steckten wie hauchdünne, stählern glänzende Stifte im Quilt. »Wissen deine Eltern Bescheid?«, fragte Mary.
    »Ich habe gestern Abend mit ihnen darüber gesprochen. Es ist nicht besonders gut gelaufen.«
    »Hast du etwa was anderes erwartet?«, warf Kate ein.
    Ich schüttelte den Kopf. »Du kennst ja meine Mom.«
    »Wo würdest du denn wohnen, wenn du wirklich fortgehen würdest?«, wollte Sally wissen.
    Ich atmete tief ein. »Ich könnte vielleicht als Babysitter arbeiten und bei der Familie leben.« Ich wartete auf eine Reaktion der anderen.
    Als Kate sich erneut zu Wort meldete, klang ihre Stimme leise und wehmütig. »Was, wenn deine Eltern ihre Meinung doch noch ändern?«
    »Das wäre wundervoll.«
    »Nicht für mich«, erwiderte Kate.
    »Keine Sorge, Katie«, sagte ich. »Meine Mutter hat nicht die geringste Absicht, mich auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.« Kate hob ihre Nadel wieder auf und die anderen taten es ihr nach. Ihre sicheren Finger schienen ein wenig zu zittern, als sie den gleichmäßigen Rhythmus des Stickens wieder aufnahm.
    Annie war die Nächste, die sprach, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus: »Marc wollte wissen, ob ich nächsten Freitag zu Susies Party gehe. Ich habe ihm gesagt, dass ich darüber nachdenke.«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. Wir waren wieder bei Annie angelangt, aber das war in Ordnung. »Du denkst darüber nach?«, fragte Sally. »Du sprichst doch schon seit einem Monat von dieser Party!«
    »Ich weiß«, gab Annie zu, »aber das muss er ja nicht wissen.«
    Wir alle sahen einander an und Mary musste ein Kichern unterdrücken. Wir waren wieder in die Welt zurückgekehrt, die wir kannten. Annie fragte sich, ob Marc ihr den Hof machen würde. Sally fuhr heimlich in Peters Kutsche – in der Hoffnung, nicht beobachtet zu werden, aber trotzdem froh, dass wir sie gesehen hatten. Partys am Freitagabend. Gottesdienste am Sonntag. Scheunenrichtfeste. In ein paar Jahren würde es Taufen und Hochzeiten geben und dann Babys.
    Mit einem Mal hatte ich das Bedürfnis, mich aus meiner gebeugten Haltung zu erheben, mir die Beine zu vertreten und ein bisschen frische Luft zu schnappen. »Ich muss mal nachschauen, ob Margaret mich in der Küche braucht«, behauptete ich. Meine Freundinnen rutschten zusammen, um die Lücke zu schließen, die ich hinterlassen hatte. Ich schlich mich leise davon und hoffte, dass sie nicht bemerken würden, dass ich gar nicht in die Küche ging, sondern nach draußen. Die Luft war warm und frisch und ich atmete ganz tief ein und streckte meine steifen Glieder. Ich blickte mich um, bis ich Daniel entdeckte. Er zersägte ein Stück Holz und sein Ellbogen bewegte sich dabei in sicherem Rhythmus auf und ab. Er sah mich an, sägte jedoch weiter, bis das abgetrennte Stück neben seine Füße fiel. Dann legte er die Säge beiseite und schnallte seinen Werkzeuggürtel ab. »Ich mach mal Pause«, sagte er zu dem Jungen neben

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