Draußen wartet die Welt
zu beten. Nachdem wir gemeinsam das Tischgebet gesprochen hatten, ließ mein Vater seinen Blick einmal um den Tisch schweifen. Eine meiner Hände lag in James’ großer, schwieliger Handfläche, während ich in der anderen Ruthies feuchte kleine Finger spürte. Schließlich sagte mein Vater: »Und mögest du über unsere Eliza wachen, die weit außerhalb unserer Sichtweite sein wird. Beschütze sie und bring sie uns bald wieder zurück.«
Ich blinzelte eine Träne weg. »Amen«, flüsterte meine Mutter.
Die Unterhaltungen während des Frühstücks drehten sich um die Gemeindeversammlung am Nachmittag und eine Holzlieferung, die für Montag erwartet wurde. Abgesehen von dem leicht abgeänderten Tischgebet war alles wie immer. Mir wurde bewusst, dass alles auch genauso weitergehen würde, wenn ich weg war. Meine Familie würde ihr Leben ohne mich weiterleben. Der Gedanke daran versetzte mir einen winzigen Stich.
Während Ruthie den Tisch abräumte, nahmen meine Mutter und ich unsere üblichen Plätze am Spülbecken ein. Die einzigen Geräusche waren das Klappern des Geschirrs und das Plätschern des Spülwassers. Unsere Bewegungen waren geschmeidig und eingeübt, wie bei einem Tanz. Als der letzte Teller im Schrank verstaut war, drehte sich meine Mutter zu mir um.
»Es wird sehr lange dauern, bis wir wieder gemeinsam hier stehen«, sagte sie.
Mir fiel darauf keine Antwort ein.
»Ich habe versucht, mir ein paar weise Worte einfallen zu lassen, die ich dir mit auf den Weg geben kann, bevor du gehst.«
Ich hörte ihr zu und versuchte, mir den Klang und die Melodie ihrer Stimme einzuprägen.
Sie trocknete ihre Hände ab und ging zu dem großen Schreibtisch in der Ecke hinüber, dessen Fächer mit Quilt-und Tischlereiaufträgen gefüllt waren. Ich sah zu, wie sie nach einem schwarzen Ringordner griff, der auf der Tischplatte lag. »Bevor ich zu meinem Rumspringa aufgebrochen bin, sagte meine Mutter, ich solle meine Erlebnisse in der englischen Welt festhalten, damit ich immer eine Erinnerung daran hätte.« Sie fuhr mit den Fingern über den glänzenden schwarzen Einband und sah mich an. »Gestern Abend habe ich meinen alten Ordner mit frischem Papier gefüllt, damit du deine eigenen Erlebnisse darin festhalten kannst.«
Ich nahm ihr den abgenutzten Ordner ab. Der Augenblick fühlte sich sehr feierlich an, also gab ich ihr eine förmliche Antwort. »Ich werde jeden Tag hineinschreiben«, sagte ich, ohne meinen eigenen Worten zu glauben.
Im selben Moment hörte ich das Knirschen von Kies in der Einfahrt und mir lief ein freudiger Schauer über den Rücken. »Ich schätze, es ist so weit«, sagte meine Mutter. Während ich den Ordner in dem Stoffbeutel verstaute, rief meine Mutter nach meinem Vater und James.
Ich öffnete die Haustür, als Mrs Aster gerade die Stufen hochstieg. Meine Mutter trat schweigend auf die Veranda hinaus.
»Ich kann nur ahnen, wie schwer das für Sie sein muss«, sagte Mrs Aster. Als meine Mutter nichts erwiderte, fuhr sie fort, und ihre Stimme klang etwas zögerlich, so als wähle sie jedes ihrer Worte sehr behutsam. »Ich kenne Eliza noch nicht sehr gut, aber ich weiß, dass sie unser Zuhause sehr bereichern wird.«
Die Antwort meiner Mutter fiel sehr knapp aus. »So wie sie unseres bereichert hat.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Mrs Aster. »Mein Mann und ich werden für sie sorgen, als würde sie zu unserer eigenen Familie gehören.«
»Das weiß ich«, sagte meine Mutter. In diesem Moment kamen mein Vater und James mit schweren Schritten die Vordertreppe hinauf. Während mein Vater Mrs Aster die Hand schüttelte, trugen James und ich meine Taschen zum Auto, und ich sah zu, wie er sie im Kofferraum verstaute.
Dann klappte James den Kofferraum zu und drehte sich zu mir um. Sein Strohhut war etwas nach hinten gerutscht. Wie bei allen unverheirateten Amisch-Männern war sein Gesicht glatt rasiert. Nach der Hochzeit würde er aufhören, sich zu rasieren, und sich einen dicken, wilden Bart wachsen lassen, genau wie den unseres Vaters. Ich wusste, dass er mit Helen ging, und fragte mich, ob mich wohl die Nachricht seiner Verlobung erreichen würde, solange ich weg war.
James sah kurz zu den Erwachsenen auf der Veranda hinüber, bevor er sich wieder mir zuwandte. Eindringlich flüsterte er mir zu: »Probier alles aus. Mach alles«, sagte er. »Das ist die einzige Gelegenheit, die du bekommst.«
Ich schlang meine Arme um seinen Hals. »Danke für alles«, sagte ich.
Mrs Aster ging um
Weitere Kostenlose Bücher