Draußen wartet die Welt
er und nahm seinen Hut ab. »Der Anzahl der Kutschen nach zu urteilen, die vor eurem Haus parken, würde ich sagen, hier findet eine ziemlich gelungene Abschiedsparty für dich statt, Eliza.«
Ich sah meine Freundinnen nicht an, aber ich spürte, dass sie grinsend Blicke austauschten. Kate erhob sich als Erste. »Komm, Annie. Schauen wir uns mal diese berühmten englischen Klamotten an, von denen alle reden.« Die Schaukel setzte sich erneut in Bewegung, als Kate und Annie sich erhoben und wieder ins Haus huschten.
»Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte Daniel. Wortlos rutschte ich zur einen Seite der Schaukel und spürte, wie sie wackelte, als Daniel sich darauf niederließ. Er streckte seine langen Beine aus und seine kräftigen Hände spielten mit der Krempe seines Huts.
Tiefes Schweigen umhüllte uns, bevor er schließlich zu sprechen begann. »Wolltest du dich denn gar nicht von mir verabschieden?«
James hatte Daniel Bescheid gesagt, dass ich fortgehen würde, aber ich selbst hatte ihn seit unserem letzten Treffen nicht gesehen. Ich wusste, dass wir darüber sprechen mussten, was mein Fortgehen für uns bedeutete, aber das war eine Unterhaltung, auf die ich mich ganz und gar nicht freute. »Ich wollte dir schreiben, nachdem ich mich ein bisschen eingelebt habe.« Ich zwang mich, ihm direkt in die Augen zu schauen. Wenn ich in Daniels Augen sah, musste ich immer an das wundervolle Grün des Sommers denken.
»Du hättest zu mir kommen müssen«, sagte er ernst.
Ich spannte mich an. »Um dich um Erlaubnis zu bitten?«
Die Schaukel machte einen kleinen Satz, als Daniel sich ruckartig nach vorn lehnte, und sein Hut fiel auf den Boden. Ich wandte meinen Blick ab, weil ich spürte, wie verärgert er war. Die Blumentöpfe auf dem Fensterbrett mussten dringend gegossen werden. Ich würde Ruthie daran erinnern, sich darum zu kümmern. Ich drehte mich wieder zu Daniel um und konnte den Abdruck in seinem kupferroten Haar sehen, den sein Hut hinterlassen hatte.
»Nicht um mich um Erlaubnis zu bitten«, sagte er, »sondern um dich richtig von mir zu verabschieden. Nach unserer letzten Unterhaltung hätte ich gedacht, ich hätte das verdient. Am Sonntag haben wir noch darüber gesprochen, ob wir miteinander gehen wollen. Und jetzt verlässt du uns, ohne mir irgendwas davon zu sagen.«
Ein Gefühl der Wärme kroch meinen Nacken hinauf. Ich starrte auf meinen Schoß. »Du hast recht«, sagte ich. »Das war ich dir schuldig. Ich hätte zu dir kommen müssen.«
»Da ist noch etwas anderes«, fügte er mit sanfterer Stimme hinzu. Ich blickte auf. »Ich hatte Angst, du würdest vielleicht weglaufen.«
»Weglaufen wovor?«
Daniel beugte sich nach unten und hob seinen Hut auf. Er stand auf, wodurch sich die Schaukel wieder sanft in Bewegung setzte, und drehte sich zu mir um.
»Vor mir.«
Im selben Moment öffnete sich die Hintertür und eine ganze Flut von Gästen ergoss sich auf die Veranda und riss mich in einer Welle aus Umarmungen und Verabschiedungen mit sich. Ich sah, wie Daniel sich gegen das Geländer der Veranda lehnte, die Arme vor seiner Brust verschränkt. Aber während ich von einer Umarmung in die nächste getragen wurde, verlor ich ihn aus den Augen.
Die Gästeschar dünnte zusehends aus, und Kate und Annie waren die Letzten, die gingen. Wir standen in einem engen Kreis aus Hauben, Schürzen und feuchten Wangen und drückten uns ganz fest aneinander, unsere Arme um die Hüften der anderen geschlungen, sodass man kaum noch erkennen konnte, welcher Arm zu wem gehörte.
Als wir einander losließen, wischte ich mir die Augen trocken. Annie rannte zur Kutsche ihres Vaters und rief mir über die Schulter ein letztes »Auf Wiedersehen« zu. Kate blieb noch einen Augenblick neben mir stehen und flüsterte: »Beeil dich, Eliza. Daniel geht auch gerade.«
Ich folgte Kates Blick und sah, wie Daniel mit langen, langsamen Schritten auf seine Kutsche zusteuerte. »Daniel, warte mal«, rief ich ihm über die Wiese nach, auf der er seine Kutsche geparkt hatte. Er drehte sich um, ein Lächeln auf dem Gesicht, das gleichzeitig müde und hoffnungsvoll wirkte. »Jetzt bist du derjenige, der geht, ohne sich zu verabschieden«, sagte ich.
Er fasste schweigend in seine Hosentasche und reichte mir ein weißes Taschentuch. Ich drehte ihm den Rücken zu und drückte es auf meine Augen. Es roch nach Zitrone. »Ich wollte dir schreiben, nachdem du dich ein bisschen eingelebt hast«, zog er mich auf. Ich drehte mich wieder zu
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