Draußen wartet die Welt
kamen Badekleidung, ein Handtuch, eine Vesperdose, Sonnencreme und eine Wasserflasche. »Bus!«, schrie Ben, als draußen eine Hupe zu hören war, und beide Kinder rannten durch die Küche und warfen sich ihren Rucksack über die Schultern. Ich sah zu, wie sie die Stufen des Fahrzeugs hinaufstiegen und durchs Fenster winkten, bis der orangefarbene Bus außer Sichtweite war.
Später setzte ich mich an den Schreibtisch in meinem Zimmer, starrte auf die erste Seite meines leeren Tagebuchs und fragte mich, wie ich je die Worte finden sollte, um die Magie dieses Ortes zu beschreiben. Ich bin eine Touristin, schrieb ich oben auf die Seite. Ich hatte meiner Mutter gesagt, dass ich jeden Tag in das Tagebuch schreiben würde, aber nun, da ich endlich hier war, wollte ich möglichst viel erleben, anstatt nur darüber zu schreiben. Also klappte ich den Ordner wieder zu und begann mit der Arbeit des Tages. Bevor Rachel in die Bibliothek gegangen war, hatte sie eine Liste mit Aufgaben zusammengestellt, die im Haus erledigt werden mussten, aber ich wusste, dass ich dafür nicht den ganzen Tag brauchen würde. Ich dachte darüber nach, was ich in meinen freien Stunden anfangen würde.
Ich holte das Staubtuch und den Staubwedel, die Rachel für mich bereitgelegt hatte, und ging in Sams und Rachels Zimmer, um mit meiner Arbeit zu beginnen. Auf Rachels Kommode standen zahlreiche kleine Bilderrahmen. Die meisten Fotos zeigten die Kinder, und sie sahen darauf natürlicher aus als auf den anderen Bildern, die ich bei meiner Ankunft gesehen hatte: Ben hielt einen Baseballschläger in der Hand, und Janie stand in einem kleinen rosa Röckchen da, die Arme über dem Kopf zu einem Kreis erhoben. Auf einem größeren Bild waren Rachel und Sam zu sehen, am Tag ihrer Hochzeit, wie ich annahm. Rachel trug ein glitzerndes weißes Kleid mit üppigem Schleier. Sie hielt einen Strauß mit langstieligen pinkfarbenen Rosen im Arm und schaute Sam liebevoll an, der ganz in Schwarz gekleidet war. Ich hatte schon von englischen Hochzeiten gelesen, aber es war das erste Foto eines Brautpaars, das ich je gesehen hatte.
Auf den Bildern waren die Kinder kleiner als jetzt, und ich staunte darüber, wie ein Foto einen Menschen in der Zeit einfrieren konnte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit fünf Jahren oder meine Eltern an ihrem Hochzeitstag ausgesehen hatten. Zum allerersten Mal spürte ich die Sehnsucht, in meine Vergangenheit blicken zu können.
Im selben Moment klingelte es an der Tür. Ich ließ das Staubtuch fallen, eilte nach unten und versuchte, mich daran zu erinnern, ob Rachel mir gesagt hatte, dass sie Besuch erwartete. Durch die Glasscheibe sah ich einen Jungen, den meine Freundinnen als »Yankee« bezeichnet hätten. Ich zögerte einen Moment, bevor ich die Tür öffnete.
Das Gesicht des Jungen spiegelte milde Überraschung wider, als er mich sah. »Hey, kannst du die Garage aufmachen, damit ich den Rasenmäher rausholen kann?«
Ich zögerte, da ich mir nicht sicher war, ob ich diesen Jungen einfach so in Sams und Rachels Garage lassen sollte. »Ist schon okay«, sagte der Junge. »Rachel erwartet mich.« Dann fügte er hinzu: »Ich bin Josh Nathan. Ich wohn ein Stück die Straße runter. Bist du die Babysitterin?« Seine Stimme klang genau wie die der Jungen, die ich von zu Hause kannte, auch wenn sein Ton ein bisschen schärfer war und er die Vokale etwas mehr dehnte.
Ich blieb in der Tür stehen, und meine Finger krallten sich so fest um den Türknauf, dass sich ein kreisförmiger Abdruck in meiner Handfläche bildete. Sei vorsichtig mit den englischen Jungs, hatte mein Vater mich gewarnt. Sie sind nicht alle anständig.
»Im Moment ist sonst niemand zu Hause«, sagte ich und fragte mich sofort, ob ich das besser nicht hätte verraten sollen. Der Junge blieb auf der Vordertreppe stehen, die Hände in den Gesäßtaschen seiner Jeans. Sein dunkles Haar stand in alle Richtungen ab, so als habe man es ihm mit einem Fleischerbeil geschnitten. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit dem Bild eines langhaarigen Mannes mit Nickelbrille, unter dem das Wort »Imagine« stand.
»Na, hast du denn wenigstens einen Namen?«, fragte er.
Ich schluckte. »Eliza Miller.«
»Ein schöner altmodischer Name. Bist du ein altmodisches Mädchen?«
Ein Lächeln kroch auf mein Gesicht. »Ich schätze, das könnte man so sagen.« Er schien wirklich nett zu sein. Meine Finger lösten sich ein wenig vom Türknauf. Ich fragte mich, wer der Mann mit der Brille auf dem
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