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Draussen

Draussen

Titel: Draussen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lachmann
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Eissporthalle wieder aufbauen können, während die beiden seelenruhig knutschend mittendrin sitzenblieben. Nun gut. Wenigstens lief es bei Connie und Ralf nicht ganz so gut. Ralf hatte schon ordentlich einen im Tee und hielt sich zeitweise an einem Gin Tonic und einem Bier gleichzeitig fest, weil er, wie er gern und lautstark, dafür weniger deutlich artikulierte, »nunmalaufbeideslusthatte«. Connie hatte sich den Abend mit ihm anscheinend anders vorgestellt und sprach nun ihrerseits aus Frust gehörig dem Perlwein zu.
    Ich hatte zwar niemanden zum Knutschen – es gab tatsächlich nur Paare und Familien, bis auf Steffis gutgelaunten Großonkel, der aber schon aus Altersgründen nicht in Frage kam –, aber andererseits hatte ich auch niemanden, über den ich mich ärgern musste. Also ging’s mir doch eigentlich blendend. Die Proseccoquelle konnte nicht versiegen, das Essen war lecker gewesen und nachher würde ich noch eine flotte Sohle aufs Parkett legen und hatte niemanden, dem ich in irgendeiner Weise Rechenschaft ablegen musste.
    »Das ist so romantisch! Und alle Freunde und Verwandte auf einem Haufen. Und wie schön Steffi aussieht. In ihrem Kleid.« Connie seufzte. »Gib’s zu, eigentlich gefällt dir das auch. Du tust immer nur so cool. Eigentlich möchtest du auch heiraten.« – »Mann, was soll das denn jetzt? Wenn überhaupt, dann würde ich vielleicht irgendwo eine Hochzeitszeremonie machen, am Strand, oder unter Tage, nur mein Liebster und ich, aber das überlege ich mir dann, falls es mal soweit kommen sollte.« – »›Falls es mal soweit kommen sollte!‹«, äffte sie mich nach. »Du bist selbst schuld, du bist viel zu wählerisch, dir kann es ja keiner recht machen! Mit deiner Einstellung findest du nie jemanden!« Connie hatte ihre Stimme erhoben. Ich wurde wütend. »Hey, was ist das denn jetzt? Nur weil dein Ralfi nicht auf dir sitzt wie Ulf auf seiner Schnecke, musst du doch nicht deinen Frust an mir auslassen!« Ulf und Ulrike hatten tatsächlich etwas von ihrer Außenwelt mitbekommen und lösten sich für einen Moment aus ihrem gordischen Knoten. Man erkannte wieder, dass sie zu zweit waren. »Was ist denn los?« fragte Ulf schläfrig. Connie war nicht aufzuhalten. »Mann, Sara, du musst den Männern echt mal ’ne Chance geben! Liebe auf den ersten Blick, das gibt’s nur im Film! Es geht auch erst auf den zweiten oder dritten, ne, Ulf?« – »Ja, klar, man muss sich doch erst mal kennenlernen …« Ulf nickte bedächtig. »Wie, du hast doch gesagt …«, erwachte Ulrike aus ihrem Liebestaumel, doch bevor sie ihren Satz beenden konnte, beruhigte Ulf sie gleich: »Ach Schatz, bei uns ist das doch was ganz Besonderes, sowas wie mit dir habe ich noch nie erlebt, aber Sara, die darf doch nicht gleich jeden Mann in die Wüste schicken, nur weil er das falsche Hobby hat, oder eine komische Mütze auf …« Jetzt wurde es mir wirklich zu bunt. »Na toll! Seid ihr jetzt alle gegen mich, oder was? Was kann ich denn dafür, wenn ich nur Vollpfosten kennenlerne!« Ich merkte, dass ich eine leichte Wortfindungsstörung bekam. »Und ich habe meine Erwartungen wirklich … äh … runtergeschraubt. Ich nehm doch alles, was über achtzehn ist, ein Y-Chromo-mo-som hat und einen vollständigen Satz formulieren kann! Aber selbst das scheint manchmal ja schon zu viel verlangt zu sein.« Ich nahm noch einen kräftigen Schluck Prosecco, diesmal direkt aus der Flasche. »Ach was, du hast doch unzählige Männer im Netz kennengelernt, da waren doch wirklich nette Typen dabei, den einen oder anderen hätte ich bestimmt genommen«, sagte Connie mit Blick auf Ralf, der sich inzwischen obenrum freigemacht hatte und mit Steffis Großonkel eine Art Tango tanzte. »Du gibst ihnen einfach keine Chance!« Jetzt war ich wirklich wütend und gleichzeitig entschlossen: »Keine Chance? O. k., wisst ihr was? Den Nächsten, den ich im Netz kennenlerne, nehme ich. Egal, wie er heißt, was er macht und ob er der untote Cousin von Florian Silbereisen ist – er wird mein Freund, das schwöre ich hier und jetzt. Seid ihr nun zufrieden?« Ich untermauerte meinen Schwur mit einem kräftigen Rülpser. »’Schuldigung – das war reine Selbstbeherrschung. Jeder andere hätte gekotzt«, fügte ich noch hinzu und schüttete den Rest der Proseccoflasche auf ex runter. »Habt ihr das gehört? Das ist ein Wort!« Connie knuffte Ulf etwas zu unsanft in die Seite. Anscheinend zeigte auch bei ihr der Alkohol inzwischen seine Wirkung.

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