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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Mund.«
    Ich gehorchte. Fragen Sie mich nicht, was ich in diesem Augenblick dachte, oder ob mir nicht der Gedanke an eine Giftkapsel kam. Ich war hierhergebracht worden, aus freien Stücken – vielleicht –, aber all die Mühen, die man sich gemacht hatte, wurden doch sicher nicht schon jetzt verworfen. Oder – doch? Hatte ich etwa schon versagt angesichts der unbekannten Pläne, die man mit mir hatte? Ich schluckte die Tablette, die Maspero mir gab.
    »Also Dray, wenn sich die Tablette und ihre genetischen Bestandteile in deinem Hirn aufgelöst haben, wirst du die Hauptsprache Kregens beherrschen – die Schriftsprache ebenso wie das gesprochene Wort. Diese Sprache ist das Kregische – natürlich kommt dafür kein anderer Name in Frage.«
    Für mich, einen einfachen Seemann des späten achtzehnten Jahrhunderts, war das schlichtweg Zauberei. Damals wußte ich nichts vom genetischen Kode, von der DNS und den anderen Nukleinsäuren, die, mit Informationen versehen, durch das Gehirn absorbiert werden können. Ich schluckte die Tablette und nahm die Wunder hin, die da auf mich warten mochten.
    Was die Sprachenvielfalt Kregens anging, so kam mir das ganz natürlich vor, und jeder andere Gedanke wäre töricht gewesen. Wir auf der Erde hatten fast eine gemeinsame Sprache, die von der äußersten Westküste Irlands bis zu den Ostgrenzen gegen die Türken verstanden und gesprochen wurde. Auch das Lateinische war eine solche Sprache; die aber mit dem Aufstieg des Nationalismus und der Landessprachen weitgehend verschwunden war.
    Es gab einen leichten Ruck, und Maspero sprang auf. »Wir haben angelegt!« rief er lebhaft. »Jetzt mußt du Aphrasöe kennenlernen, die Stadt der Savanti!«

4
     
     
    Aphrasöe war das Paradies.
    Mir fällt kein anderes Wort ein, diese Stadt zu beschreiben. Sehr oft habe ich mich damals gefragt, ob ich nicht in Wirklichkeit tot wäre und mich im Himmel befände. So viele Eindrücke, so viele herrliche Erkenntnisse, soviel Schönheit. Flußabwärts lieferten viele Morgen Gärten und Obstplantagen, Milchfarmen und offene Weiden Nahrungsmittel im Überfluß. Überall glühten Farben und Licht, und doch gab es viele kühle Orte, wo man sich erholen und ausruhen oder meditieren konnte. Die Einwohner Aphrasöes waren durchweg freundlich und rücksichtsvoll, gut gelaunt, sanft und mitfühlend – voller edler Gefühle, von denen auf unserer alten Erde soviel gesprochen wird und die im täglichen Leben so beharrlich ignoriert werden.
    Natürlich suchte ich nach dem Haar in der Suppe, sozusagen, nach dem düsteren Geheimnis dieses Volkes, das sie als Täuscher, als eine Stadt der Heuchler entlarvt hätte. Ich suchte nach Zwängen, die ich mutmaßte und doch niemals fand. In aller Offenheit – wenn je das Paradies unter Sterblichen existiert hat, dann in der Stadt der Savanti, in Aphrasöe, auf dem Planeten Kregen unter der roten und der grünen Sonne Antares.
    Von all den Wundern, die sich mir jeden Tag erschlossen, war der Eintritt in die Stadt am ersten Tag eines der größten.
    Maspero und ich verließen die Galeere und traten auf ein Granitdock, das mit Blumen geschmückt worden war. Viele Menschen drängten sich hier lachend und plaudernd, und als wir auf einen großen runden Torbogen zugingen, riefen sie fröhlich: »Lahal, Maspero! Lahal, Dray Prescot!«
    Und ich wußte, was »Lahal« bedeutete – es war ein Wort der Begrüßung, der Kameradschaft. Und als sich die Sprachtablette auflöste und ihre genetischen Bestandteile sich in meinem Gehirn festsetzten, erkannte ich, daß »Lahal« auch ein Wort der Begrüßung zwischen Fremden war, eine formellere Anrede.
    Ich lockerte meine Lippen, die den abweisenden Zug gewohnheitsmäßiger Strenge tragen, zu einem Lächeln, hob den Arm und erwiderte die Begrüßung. »Lahal«, sagte ich und folgte Maspero.
    Der Durchgang führte uns in das Innere eines gewaltigen Stamms. Da ich die Erde immerhin im Jahr der Schlacht von Trafalgar verlassen hatte, war ich nicht darauf vorbereitet, daß der Raum, in dem ich mich befand, plötzlich in die Höhe stieg, meine Beine gegen den Boden gepreßt wurden und mir die Knie einknickten.
    Maspero lachte leise.
    »Du mußt ein paarmal schlucken, Dray.«
    Meine Ohren machten die üblichen Sperenzien, als die Eustachischen Röhren durchgepustet wurden. Es ist natürlich überflüssig, Fahrstühle und Rolltreppen zu beschreiben, außer daß sie für mich zu den Wundern der Stadt gehörten. Während meines Aufenthalts in

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