Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Sorgen. Wenigstens einen Speer.«
»Du wirst dabei umkommen.«
»Ich kenne den Palast. Ohne mich kommst du um.«
»Ich weiß«, sagte ich.
»Dann sterben wir beide. Gib mir einen Speer.«
Ich wandte mich an Wanek, den Anführer des Noblen Hauses Eward.
»Gib meinem Freund einen Speer.«
»Möge das Licht von Vater Mehzta-Makku uns beide lenken.«
Wanek besorgte mir ein vorzügliches Rapier und einen Dolch, und als Gegenleistung verriet ich ihm den letzten Eigentümer des Rapiers, das ich mitgebracht hatte.
Er freute sich sehr über die Trophäe von seinem Erzfeind.
»Wie du sagst, ist der Griff nicht ohne Wert«, sagte ich. »Und verwahre bitte diese Edelsteine für mich.« Ich reichte ihm das zusammengerollte Tuch. Gloag bestand darauf, daß sein Anteil ebenfalls hierblieb, und da wußte ich, daß er es ernst meinte, denn mit dem Betrag hätte er sich im freien Teil der Stadt ein kleines Geschäft aufbauen und ein angenehmes Leben führen können.
Als ich Wanek sagte, was ich noch von ihm erbat, schlug er sich vor Freude auf die Knie und rief Encar. Der Hauschampion sollte ein Boot mit einem Manne fertigmachen, der mir so ähnlich wie möglich sein sollte. Dann stiegen wir auf das Dach, und nicht ohne Nervosität legte ich mich in ein Flugboot. Nie zuvor hatte ich ein solches Ding betreten, nie zuvor war ich geflogen. Eine solche Maschine war ein Wunderwerk für mich. Sie hatte die Form eines Blütenblattes und besaß eine durchsichtige Scheibe an der Vorderseite und Gurte, mit denen man sich anschnallen konnte, und Felle und Seidenstoffe zum Schutz der Passagiere. Gloag und ich schnallten uns an. Der Kutscher – das Wort Pilot war mir damals noch unbekannt – ließ das kleine Gebilde in die Luft springen, dem Sonnenuntergang der grünen Sonne entgegen. Die rote Sonne stand ebenfalls dicht über dem Horizont. Wenn es nach einiger Zeit eine Sonnenbedeckung gegeben hatte, ging die rote Sonne vor der grünen Sonne auf und unter. Der kregische Kalender fußt weitgehend auf der gegenseitigen Verfinsterung der beiden Sonnen. Ich hielt mich krampfhaft fest, als wir durch das rötliche Licht rasten.
Ich hatte geplant, daß wir auf dem Dachgarten landen würden, ehe das Boot mit dem falschen Dray Prescot den Pier der Esztercaris erreichte. Wir glitten hinab, und zufrieden stellte ich fest, daß sich der Garten leer unter uns erstreckte. Gloag und ich sprangen ab, und das Flugboot zog sich in sichere Entfernung zurück. Wir eilten auf die Treppe zu und befanden uns Sekunden später im Sklavenquartier. Wir hätten graue Lendenschurze anziehen können, doch hätten wir durch die Waffen dennoch auf uns aufmerksam gemacht – also hatte ich mein rotes Lendentuch und den Umhang anbehalten, und Gloag war meinem Beispiel gefolgt. Es ist mir schon mehrfach gelungen, in einer schnell improvisierten Verkleidung zu entkommen, was etwa ein Mann mit rotem oder grünem Haar nicht geschafft hätte – wenn auch im Hause Esztercari grüngefärbtes Haar nicht selten vorkam.
Wir fanden ein Sklavenmädchen, das uns, von Gloags Speer gekitzelt, hastig sagte, daß die Gefangene, an die sie sich gut erinnerte, im Käfig über der Leemgrube gefangengehalten wurde. Ich erschauderte. Es war schon schlimm genug, wieder in das Labyrinth des Opalpalastes einzudringen; doch viel schlimmer wollte mir scheinen, daß wir nun in seine Tiefen unterhalb des Wasserspiegels vordringen mußten, wo die katzengleichen Leemwesen an den feuchten Wänden ihres Gefängnisses entlangschlichen. Viele menschliche Skelette vermoderten dort. Der Leem ist ein achtbeiniges, geschmeidiges Wesen, flink wie ein Wiesel, doch groß wie ein Leopard; er hat einen keilförmigen Kopf und spitze Fangzähne, die durch Eichenholz dringen. Wir töteten diese Wesen mitleidlos, wenn sie unsere Chunkrah-Herden angreifen wollten und sich dabei besonders für die Jungtiere interessierten; denn ein ausgewachsener Chunkrah bringt es fertig, den Leem auf die Hörner zu nehmen und hundert Meter weit zu schleudern.
Ich habe einmal gesehen, wie der Hieb einer Leempranke einem Krieger glatt den Kopf abriß und wie einen Kürbis zermalmte.
Und doch war es weitaus besser für meine Delia, den Leems vorgeworfen zu werden, als etwa den Rapas ausgeliefert zu sein.
Unsere einzige Chance lag in der Schnelligkeit und Kühnheit unseres Plans.
Ich hoffte, daß Cydones Esztercari und seine bösartige Tochter, die Prinzessin Natema, mit Galna am Pier auf das Boot warten würden, das ihnen
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