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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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jedem Abend meines Lebens.
    Am Spätnachmittag erwachten wir und stillten unseren Hunger mit dem frischen, leichten Brot Kregens – Laibe so lang wie Rapiere –, dazu aßen wir dünne Scheiben Voskrücken und Palines mit kregischem Tee, einem vollmundigen, aromatischen und belebenden Getränk. Als wir Wanek wiedersahen, begrüßte er uns freundlich. Ich erkundigte mich nach Delia.
    »Ich werde sie holen lassen«, sagte Wanek. Eine Sklavin verschwand – und kam mit der Nachricht zurück, daß Delia nicht in ihrem Zimmer sei und daß die Sklavin, die sich mit großem Eifer um sie bemüht hatte, ebenfalls fehlte. Ich richtete mich auf. Meine Hand umschloß den Griff des Rapiers.
    »Bitte!« Wanek sah mich bestürzt an. Eine Suche begann; doch Delia wurde nicht gefunden. Ich begann zu toben. Wanek war außer sich über die Situation, über die Beleidigung, die er einem geehrten Gast erweisen mußte.
    Ich hatte mit Delia während unserer Flucht nur wenige Worte gewechselt, denn Gloag war bei uns, und zumindest ich fühlte mich seltsam gehemmt bei dem Gedanken, daß sie mich doch wegen meiner Taten hassen und verachten müsse. Sie hatte etwas gesagt, das mich sehr verwirrte. Als sie und ich aus dem Taufteich nahe Aphrasöe verschwunden waren, hatte sie die Augen geöffnet und sich am Strand wiedergefunden – im nächsten Moment von den Fristles bedrängt, so daß sie nicht überrascht gewesen war, mich zu sehen. Als ich im Augenblick des Sieges von meinem eroberten Zorca geworfen wurde, hatte man sie in die Stadt und sofort ins Haus der Esztercari gebracht. Wegen ihrer maritimen Interessen treiben die Esztercari auch Sklavenhandel und können so besonders viele Sklaven unterbringen. Mit ihren nächsten Worten hatte Delia mich erschüttert. Denn sie sagte, sie habe mich bereits am nächsten Tag in jenem Korridor gesehen, in meiner farbenfrohen Aufmachung – woraufhin ihr der Krug aus den Händen geglitten war.
    Sie sagte mir auch, daß sie jedesmal, wenn sie gefangengenommen oder versklavt worden war, eine weiße Taube am Himmel gesehen hätte und darüber einen riesigen rotgoldenen Raubvogel.
    Ein Bote wurde gemeldet. Ein derber, bärtiger Mann, der inmitten des Blaus der Ewards seltsam fehl am Platze wirkte, trat ein, das Rapier an sich gepreßt, das Gesicht vor Wut und Ratlosigkeit verzogen. Er war der Hauschampion, wie ich erfuhr – eine Stellung, die bei den Esztercaris von Galna wahrgenommen wurde.
    »Nun, Encar?«
    »Eine Botschaft, Herr, von – von den Esztercaris. Eine Sklavin, der wir vertraut haben – wie sehr sie uns verspotten! –, hat die Lady Delia aus den Blauen Bergen entführt ...«
    Ich sprang auf, und ich weiß heute, daß mein Gesicht, das normalerweise schon ziemlich häßlich ist, in diesem Augenblick geradezu diabolische Züge gehabt haben muß.
    Es stimmte. Die Sklavin, die so fürsorglich gewesen war, hatte alles organisiert. Sie war eine Spionin Natemas. Offenbar hatte sie eine Nachricht hinausgeschmuggelt, und Männer in der verdammten grünen Livree hatten an einer kleinen Hintertür gewartet. Dort hatten sie meine Delia gepackt, ihr eine Haube über den Kopf geworfen und sie hastig an Bord einer Gondel zu den Esztercaris geschafft. Es war die herzzerreißende Wahrheit.
    Aber das war nicht alles.
    »Wenn sich der Mann, der Dray Prescot heißt, nicht freiwillig dem Kodifex ergibt«, fuhr Encar fort, und in seinem ehrlichen Gesicht stand der Widerwillen über seine Worte, »wird die Lady Delia von den Blauen Bergen ein Schicksal erleiden, wie es widerspenstigen und geflohenen Sklavinnen zukommt ...« Er stockte und sah mich an.
    »Weiter.«
    »Sie wird entkleidet in die Rapagrube geworfen.«
    Schreckensrufe wurden laut. Ich wußte nicht, wie schlimm diese Strafe war – aber ich konnte sie mir vorstellen.
    »Dray Prescot, was kannst du tun?« fragte Gloag. Er stand neben mir, seine Plattfüße fest gegen den Boden gestemmt, unglaublich kräftig und intelligent, ein Freund, trotz seiner borstigen Haut.
    Wie ich schon angedeutet habe – ich lache nicht so leicht. Doch hier im Großen Saal des Hauses von Eward lachte ich aus vollem Halse.
    »Ich gehe«, sagte ich. »Ich gehe. Und wenn ihr nur ein Haar gekrümmt wird, mache ich das Haus Esztercari dem Erdboden gleich und bringe alle um – bis auf den letzten Mann!«

15
     
     
    Gloag wollte für mich kämpfen.
    »Nein«, sagte ich.
    »Gib mir einen Speer«, polterte er.
    »Das geht nur mich etwas an.«
    »Deine Sorgen sind auch meine

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