Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
»Wir sind sehr erfahren in Zenicce, wenn es darum geht, ein Brandzeichen zu entfernen und das unsere dafür anzubringen.«
    Seine Frau, aufrecht und streng, von einer Aura ehemaliger Schönheit umgeben, die ihre Mütterlichkeit überstrahlte, sagte leise: »Es gibt etwa dreihunderttausend freie Bürger in Zenicce, dazu siebenhunderttausend in den großen Häusern. Natürlich« – sie machte eine Geste mit ihrer elfenbeinweißen Hand – »haben sie keine Sitze in der Versammlung.«
    »Sie leben auf Inseln und Enklaven, die durch Straßen abgegrenzt sind«, sagte Wanek. »Sie äffen uns nach. Aber sie sind Kaufleute wie wir, und manchmal sind sie uns nützlich.«
    Ich versagte mir die Bemerkung, man könne aus seinen Worten schließen, die Angehörigen der Häuser seien nicht frei. Dabei genossen die nicht versklavten Menschen in den Häusern eine Freiheit, die den Unabhängigen in der Stadt fehlte.
    Zur Stadtmitte hin teilte sich wie so oft der Niccefluß auf seinem gewundenen Weg zum Meer und bildete eine Insel, die größer war als jede andere Landmasse im Bereich Zenicces. Auf dieser Insel befand sich das Herz der Stadt – die Gebäude der Generalversammlung, die Quartiere der Stadthüter, die Verwaltungsgebäude und ein verwirrendes Labyrinth aus kleinen Gassen und Kanälen mit den Märkten, wo man alles kaufen oder verkaufen konnte. Hier war der Lärm ohrenbetäubend, hier stachen die Farben besonders grell in die Augen, hier gab es wundersame Dinge zu schauen, und die Gerüche waren überwältigend.
    Nach einer Weile, als Wanek und seine Frau nur noch über allgemeine Dinge mit uns plauderten, fragte mich der Herr des Hauses höflich, ob er sich einmal mein Rapier ansehen dürfe. Ich sagte ihm nicht, daß ich die Waffe Cydones Esztercari abgenommen hatte. Er nahm das Rapier mit seltsamer Ehrfurcht entgegen – er hätte sich tausend solcher Waffen leisten können –, und dann zogen sich seine Mundwinkel herab.
    »Minderwertige Arbeit«, sagte er und betrachtete seine Frau mit leisem Lächeln. Sie schnalzte mit der Zunge, offenbar am Urteil ihres Mannes interessiert.
    »Von den Krasnys angefertigt. Der Griff ist ganz modisch, doch für einen richtigen Kämpfer zu verschnörkelt.« Er warf mir dabei einen Blick zu. Ich rieb die Finger aneinander.
    »Habe ich auch schon bemerkt«, sagte ich.
    »Wir Ewards sind die besten und bekanntesten Waffenschmiede der ganzen Welt«, sagte er sachlich.
    Ich nickte.
    »Meine Klansleute beschaffen sich ihre Waffen aus der Stadt, es gibt keine andere Möglichkeit; aber es ist uns egal, wer sie schmiedet, wenn es nur die besten Waffen sind, die es zu kaufen – oder zu erbeuten – gibt.«
    Er rieb sich das Kinn und reichte mir das Rapier zurück. »Bei den Waffen, die wir zum Verkauf an Schlachter und Gerber herstellen und die diese euch gegen Fleisch und Felle weiterverkaufen, handelt es sich nicht um Rapiere. Kurzschwerter, Breitschwerter, Äxte – aber keine Rapiere.«
    »Der Mann, dem diese Waffe gehörte, ist noch nicht tot«, sagte ich. »Aber wahrscheinlich liegt er noch zusammengekrümmt auf seinem Lager und erbricht sich.«
    »Ah«, sagte Wanek von Eward weise und stellte keine Fragen mehr.
    Unser Gespräch streifte nun allgemeine Themen. Wahrscheinlich ging es den beiden wie vielen mächtigen Leuten – sie merkten nicht, wenn andere Leute müde waren. Der verhaßte Name Esztercari wurde noch einmal erwähnt, und ich erfuhr, daß diese Familie in der Stadt die meisten Schiffe besaß. Das paßte. Schließlich sagte Waneks Frau etwas, das ich kaum verstehen konnte – einige Worte über die verdammten Schlachter, die alles stahlen, was ihnen nicht gehörte, und über einen Mord, und dann hörte ich einen Namen, einen Namen, der mir wegen seines Klangs sofort auffiel.
    Strombor, lautete er.
    Ich glaube heute, daß mir dieser Name, als ich ihn zum erstenmal hörte, sofort laut in den Ohren hallte – oder täusche ich mich und lasse mich durch all die Jahre beeinflussen, die seither vergangen sind? Ich weiß es nicht – jedenfalls schien mir der Name wie ein Echo durch den Kopf zu hallen.
    Endlich vermochte ich mich zu verabschieden – die Frage der Bezahlung für die Gastfreundschaft war vorsichtig angesprochen und ebenso vorsichtig erledigt worden –, und ich wurde in eine Kammer geführt, wo Gloag bereits in einer Ecke schnarchte. Ich ließ mich auf das Bett fallen und schlief sofort ein – mein letzter Gedanke galt natürlich Delia aus den Blauen Bergen, wie an

Weitere Kostenlose Bücher