Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
die Esztercaris die Angreifer zurücktrieben. Die Verbündeten aus den anderen Häusern hatten sich auf unsere Seite gestellt und die Aufgabe übernommen, die Ponthieus und die anderen verfeindeten Familien in Schach zu halten, so daß sich die Auseinandersetzung auf die Esztercaris und die Ewards beschränkte.
Die Häuser der Stadt waren natürlich unterschiedlich groß, auch was die Bevölkerung anging, und ein Großes Haus, ob nun bürgerlich oder von Adel, mochte bis zu vierzigtausend Menschen Schutz bieten. Da zudem zahlreiche Wächter und Söldner angeworben wurden, war der Anteil der Kämpfer in einem Haus größer als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Wir hatten angenommen, daß wir bei den Esztercaris mit vierzigtausend Kämpfern rechnen mußten. Ich hatte Hap Loder gesagt, er müsse zehntausend Klansleute bei den Zelten und Wagen und Herden zurücklassen. Wenn wir keinen Erfolg hatten und es zum Schlimmsten kam, mußten die Klans einen Grundstock haben, der ihren Fortbestand sicherte. Hap brachte etwa zehntausend Krieger in die Stadt.
»Sie haben zu früh angegriffen«, sagte Gloag neben mir. »Wo bleiben die Klansleute?«
Durch den Regenschleier starrten wir auf den Kanal hinaus, bis uns die Augen zu schmerzen begannen.
War das eine Barke? Schatten bewegten sich durch den Regen, der ins Wasser zischte. Graue Umrisse, die sich bedächtig näherten wie Last-Mastodons? Die Sonnen waren inzwischen aufgegangen und versuchten die mächtige Wolkendecke zu durchdringen. War das ein fester Umriß, ein langer flacher Schatten im Wasser, mit Männergestalten an den Staken? Ich strengte meine Augen an ... und ...
»Los!« sagte ich, stand auf und nahm mein Schwert.
Ohne einen zweiten Blick auf den vordersten Lastkahn zu verschwenden, der seinen stumpfen Bug über das aufgepeitschte Wasser schob, führte ich meine Männer durch die kleine Hintertür zu der Röhre und eilte mit ihnen die Wendeltreppe hinauf; wir trugen noch immer unsere Sklavenkleidung. Die Chulikwachen waren zur Hälfte abgezogen worden, um auf den Dächern gegen die Angreifer zu kämpfen; die andere Hälfte war auf dem Posten geblieben. So fanden wir wenig Widerstand.
Dann stemmten wir die Schultern gegen die Winde, und langsam hob sich das mächtige Fallgitter über dem Kanaleingang. Wir mühten uns schweratmend ab. Durch ein Wehrfenster konnte ich die Kanalmündung überschauen. Das Gitter hob sich tropfend, und der Bug der Fähre glitt lautlos darunter hinweg, drang in die Festung der Esztercaris ein, und im Bug, den Bogen hoch erhoben, stand Hap Loder. Kühn blickte er auf und schwenkte den Arm.
Wir blockierten die Winde, damit auch die anderen Barken freie Durchfahrt hatten, die Nath mit Hilfe der Klansleute in der Nacht aus den Marmorbrüchen gestohlen und bemannt hatte. Nun eilten wir durch Gänge, die Gloag uns wies, durch düstere Korridore und unbenutzte, schmutzige Räume, bis wir den hinteren Eingang zu den Sklavenräumen erreichten. Wir brachen ihn auf, metzelten die Och-Wächter nieder und ließen Hap und meine Leute herein. Klansleute, die unter Rov Kovnos Kommando standen, schwärmten sofort in alle Richtungen aus. Loku gedachte seine Männer durch den unterirdischen Kanal ins Haus zu bringen, den auch wir schon benutzt hatten. Meine Klansleute waren bald überall in der Festung der Esztercaris am Werk.
Sobald die Männer ein festes Dach über dem Kopf hatten, trockneten sie sich die Hände ab, zogen die sorgfältig zusammengerollten Bogensehnen aus den wasserdichten Beuteln und spannten ihre Bögen mit schnellen, geübten Bewegungen. Die durchnäßten Capes flogen zu Boden. Die Federn der Pfeile schimmerten wie Blumensträuße in den Köchern über ihren Schultern, trocken und intakt. Nun begann die Jagd auf die grünen Livreen.
Ich möchte hier nicht in allen Einzelheiten beschreiben, wie wir die Esztercari-Enklave eroberten. Wir trieben unsere Gegner mit Lanzen und Pfeilen und Schwertern von Wand zu Wand und Ecke zu Ecke zurück und vereinigten uns mit den hellblauen Reihen der Ewardkämpfer. Hunderte von grüngekleideten Gestalten schwammen durch die Kanäle hinaus, fliehende Söldner, die wir nicht verfolgten. Auch legten wir keine Brände, denn ich hatte meinen Männern gesagt, daß das Haus einer noblen Dame gehöre, Shusha von Strombor.
Ich trug nun wieder meinen alten roten Lendenschurz und darüber das grellrote Gewand der Strombors, wie ich es Shusha versprochen hatte. Wie meine Klansleute hatte ich nichts
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