Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
gegen den Gebrauch einer Rüstung, und so hatte ich Brust- und Rückenpanzer angelegt und einen Schutz über die linke Schulter gezogen; dazu trug ich links Arm- und Ellbogenbänder. Nur die rechte Schulter und der Waffenarm waren nackt, wie in der Jagdkleidung der Savanti. Im Gedränge des Kampfes kommt oft der Streich, der gefährlich werden kann, von hinten; dabei kann eine Rüstung den Kämpfer retten, und auch ich verdankte mein Leben dieser Vorsichtsmaßnahme.
Der Höhepunkt des Kampfes entwickelte sich in den vornehmen Quartieren des Opalpalastes.
Ich kämpfte mich nun durch bekanntes Gebiet, durch den Korridor, in dem ich Natema verteidigt hatte, und meine Axt schwang wild hin und her und traf Köpfe und Arme in wilder Wut. Dann standen wir den Edelleuten der Esztercaris gegenüber, und der Korridor bereitete dieselben Probleme wie schon einmal, so daß wir nur paarweise kämpfen konnten. Ich wußte, daß der Rest der Enklave schon fest in unserer Hand war. Energisch sprang ich vor und streckte einen Edelmann nieder – dabei brach der Sturmholzgriff meiner Axt und ließ die Lederbinde zerfasern. Galnas bleiches Gesicht hellte sich auf, er stieß ein lautes Triumphgeheul aus und griff mit schimmerndem Rapier an. Ich wich ihm aus. Eine Sekunde lang belauerten wir uns in einem freien Raum, von unseren Männern gedeckt. Es gibt manchmal solche Augenblicke im heftigen Kampf, wenn alle Kämpfer eine Atempause einlegen, ehe sie mit neuer Kraft weitermachen. Ein solches Schweigen trat nun ein, als Galna Anstalten machte, mich zu besiegen. Einer meiner Männer – es war Loku – stieß einen Schrei aus und warf mir eine Axt zu. Ich packte ihren wirbelnden Griff.
Galna lächelte breit. »Mein Rapier wird dich aufspießen, Dray Prescot, ehe du die Axt hochbekommst.«
Er war Champion der Esztercari – ein Meister im Schwertkampf.
»Ich weiß«, sagte ich, drehte mich halb um und zerschmetterte den herrlichen Pandahemkrug, der sich hinter mir befand. Aus den Scherben zerrte ich das Rapier, das ich Natemas Beschützer abgenommen und nach dem Kampf hier versteckt hatte. Hoch schwang die Klinge, als ich mich Galna zuwandte. Ich glaube, in meinem Gesicht muß sich der Triumph gespiegelt haben. Aber er wich keinen Zentimeter zurück, und seine Klinge blitzte feurig im Laternenschein, als er parierte. Unsere Waffen klirrten gegeneinander. Er war wirklich sehr gut.
Aber ich lebe, und er ist tot – tot seit vielen Jahren.
Er kämpfte gut und geschickt; doch ich erwischte ihn mit einem einfachen Angriff, gegen den seine Parade im letzten Moment nichts ausrichten konnte; mein Dolch umrundete seine Klinge, bohrte sich zwischen seine Rippen und seine Lunge und ragte ihm blutbeschmiert aus dem Rücken.
Als meine Wölfe der Steppen zur letzten Attacke übergingen, brach der Widerstand zusammen.
Wir standen im Großen Saal unter der herrlichen Decke, und die Lampen und Fackeln verstärkten den roten und topasfarbenen Sonnenschein, der durch die Saalfenster hereindrang. Meine Männer umringten mich. Ihr rötliches Klanleder schimmerte düster neben dem Hellblau der Ewards und neben dem Rot der Strombors. Schwerter und Äxte waren zum Gruß erhoben.
»Hai, Jikai!« brüllten sie.
Eine smaragdgrün gekleidete Gestalt, die nun inmitten der neuen Farben seltsam verloren wirkte, wurde auf die Stufen der Plattform geworfen, auf der wir standen. Wanek, Varden, die Anführer der Ewards, und meine Jiktars – wir alle hatten uns hier oben versammelt. Wir blickten auf die kleine grüne Gestalt hinab, auf das Mädchen mit der rosa Haut und dem weizengelben Haar.
Zu unseren Füßen lag Prinzessin Natema von Esztercari.
Jemand hatte sie in Ketten gelegt; ihr Gewand war zerrissen. In ihren blauen Augen stand Verwirrung und Wut; sie begriff nicht, was geschehen war, oder weigerte sich, es anzuerkennen.
Prinz Varden machte Anstalten, zu ihr zu eilen, doch ich hielt ihn zurück.
»Laß mich zu ihr, Dray Prescot!« Und er hob sein blutiges Rapier.
»Warte, mein Freund.«
Er starrte mir ins Gesicht, und was er darin las, weiß ich nicht; jedenfalls zögerte er. Ein Angehöriger der Ewards trat vor und drehte Natema mit dem Fuß um. Sie starrte zu uns empor, nackt, wunderschön anzuschauen, doch stolz und arrogant und befehlsgewohnt wie eh und je.
»Ich bin Prinzessin Natema von Esztercari, und dies ist mein Haus!«
Wanek ergriff das Wort, ernst, doch mit einer eisernen Entschlossenheit, die sie verwirrte. »Nicht mehr, Mädchen. Du
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