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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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und hörte nur noch das Pochen meines Herzens und das Rauschen des Bluts in meinen Ohren. Narr! Narr! Narr!
    Man ließ mich drei Tage lang in Ruhe. Dann überredete mich Großtante Shusha zur Rückkehr ins Leben.
    Um ihretwillen, um meines Stolzes willen und wegen der Obi-Brüderschaft mit meinen Klansleuten, die jetzt schon auf die Stadt zuritten, bot ich der Welt eine einigermaßen normale Fassade. Doch im Innern war ich ein Wrack, zerschmettert, steuerlos.
    Varden berichtete mir – mit einem Lächeln, das er angesichts meiner Pein zu verbergen suchte –, daß Prinz Pracek von Ponthieu mit einer hübschen Braut einen Vertrag geschlossen habe, mit einer Prinzessin von der mächtigen Insel Vallia; er berichtete ferner, die Esztercaris hätten, wenn auch unwillig, der Ehe zugestimmt, die immerhin ihr Bündnis stärken würde. Das alles bedeutete, wie ich sofort erkannte, daß Natema wieder frei war. In Varden regte sich nun die verzweifelte Hoffnung, daß er auf irgendeinem phantastischen Wege ihre Gunst gewinnen mochte. Ich sagte ihm, daß ich mich für ihn freute. Ich begann mich sogar wieder in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Ich durfte jetzt nur noch an mein Leben mit den Klansmännern denken.
    Eines Tages, als sich Sturmwolken vom Abendmeer her über die Stadt wälzten, spielte sich eine unangenehme Szene ab. Wir waren zur Großen Versammlung gegangen und begegneten beim Verlassen des Gebäudes einer Gruppe von Esztercaris, die gerade eintrafen, von einigen in Purpur und Gelb gekleideten Ponthieus begleitet. Im Gewühl der Wandelhallen und Außengänge des Großen Saales war auch das Silber und Schwarz der Reinmans und das Rot und Gold der Wickens zu sehen, so daß wir nicht allein waren.
    Inmitten der Ponthieus entdeckte ich einen großen stämmigen Mann, der nach einer mir unbekannten Mode gekleidet war. Er trug einen breitkrempigen Hut, am Rand hochgeschlagen und mit zwei seltsamen Schlitzen in der Krempe über den Augen. Seine Kleidung bestand aus einem Überwurf aus dickem Leder, der ihm bis zu den Schenkeln hinabfiel, an der Hüfte von einem Gürtel zusammengehalten, so daß sich das Unterteil wie ein Rock ausstellte. Der Mann schien unwahrscheinlich breite Schultern zu haben, die, wie ich sofort feststellte, allerdings nur ausgepolstert und künstlich erweitert waren; die Wirkung war aber keineswegs unpassend. Er trug lange schwarze Stiefel, die auch die Knie bedeckten. Sein Gesicht war wettergegerbt und grobschlächtig und von einem blonden, keck hochgezwirbelten Schnurrbart verziert.
    »Der Konsul von Vallia«, bemerkte Varden. Ich wußte, daß es in der Stadt zahlreiche Konsulate gab, deren Funktion mehr ökonomischer als diplomatischer Natur war, denn die Feinheiten des ausländischen Protokolls sind auf Kregen nicht allzu hochentwickelt, und ein Nobles Haus hätte bestimmt nicht gezögert, die Tür eines Konsuls einzuschlagen, wenn es ihm darauf angekommen wäre.
    Der Mann schien mir ein Seefahrer zu sein, und seine gelassene, entspannte Art erinnerte mich an die täuschende Ruhe vor einem Sturm. »Sie besprechen wohl das Bokkertu«, sagte Varden freudig.
    Vallia war insofern ungewöhnlich unter den kregischen Landmassen, als die ganze Insel nur einer Regierung unterstand. Es lag einige hundert Meilen entfernt – zwischen Segesthes und dem nächsten Kontinent, der Loh hieß. Vallia war ziemlich mächtig und besaß eine angeblich unbesiegbare Flotte. Eine solche Heirat mußte die Esztercari-Ponthieu-Achse dermaßen stärken, daß sich niemand mehr dagegen erheben konnte. Wir mußten zuerst zuschlagen, ehe die Angriffspläne der anderen heranreiften.
    Jetzt starrten wir die Esztercaris düster an, und Rapiere wurden befingert und halb aus der Scheide gezogen, und jemand war so vernünftig, nach den Stadthütern zu schicken, damit es kein Blutvergießen gab. Aber die Sturmwolken über Zenicce konnten nicht düsterer sein als unsere Gesichter, die von schlimmsten Stürmen kündeten.
    Am gleichen Tag, einige Stunden vorher, hatte ich aus irgendeinem Grund die Truhe geöffnet, in der ich Delias Juwelen aufbewahrte. Sie waren fort! Niedergeschlagen wie ich war, geplagt von schweren Sorgen, hatte ich keine Lust zu Verhören und Sklavenbestrafungen und bauschte die Sache also nicht auf. Delia konnte jederzeit meinen Anteil an den Juwelen beanspruchen – Delia, wo immer sie jetzt war!
    Einen Tag später meldete mir Gloag endlich, daß er Nath den Dieb gefunden habe und daß uns der Mann helfen wolle,

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